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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nicht, nachdem sie Nicholas’ sanfte Berührung auf ihrer Hand gefühlt hatte. Sie wollte von ihm träumen. Jetzt, wo er König war, würde er sie vielleicht öfter besuchen kommen.
    Als sie die Küche verließen, holte Lis sie ein. Sie blieben hinter den anderen zurück, und Lis nahm Charissas Arm. »Der sieht doch nur ’n hübsches Mädel, wenn er dich anschaut.«
    Charissa riß sich los. »Er hat schon mal mit mir geredet. Er hat gesagt, er will auf mich aufpassen. Das is’ schon Jahre her, dasser das versprochen hat, und er redet immer noch davon. Nich’ ich.«
    »Ein Versprechen für ’n Serviermädchen. Er is’ der König, Charissa.«
    Charissa richtete sich hoch auf. »Er hat mich immer gern gehabt.«
    »Und wird’s immer tun. Du wirst nie mehr als ’n Spaß für ’nen Nachmittag für ihn sein.«
    »Du kennst ihn nich’. Du arbeitest bei Enford.«
    »Ich kenn’ ihn gut genug«, widersprach Lis. »Du hast mich doch mal nach Geschichte gefragt. Die Geschichte hat diesen häßlichen Saal gebaut, den wir putzen müssen, und die Geschichte bestimmt über ihn genauso wie über uns. Er kann nich’ mehr tun, als ’n bissel mit dir rumspieln. Mehr wär’ gegen den Lauf der Geschichte.«
    Charissa biß sich auf die Lippe. Lis wollte nur helfen. »Wir haben nich’ rumgespielt. Das is’ ’ne Freundschaft, nich’ mehr.«
    »Gut«, sagte Lis. Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Alles, was du jemals von ihm kriegen wirst, is’n Balg. Und ich würd’ lieber nich’ in der Nähe von seiner Frau sein, wenn sie rauskriegt, daß du ihm ’n Bastard in die Welt gesetzt hast. Die Frau hat schon Leute für weniger umgebracht.«
    »Mich wird sie schon nich’ umbringen«, erklärte Charissa. »Dafür sorgt er schon.«
    »Ich hoff bloß, daß du recht hast«, murmelte Lis.

 
15
     
     
    Die Ställe waren sauber und dufteten nach Pferden und frischem Heu. Tel holte tief Luft. Die Boxen standen leer und waren auf alles vorbereitet. Die preisgekrönten Zuchthengste des Königs – des früheren Königs – waren in den anderen Stallungen neben dem Dienstbotentrakt eingestellt. Tel hatte fast die ganze Arbeit allein gemacht. Zwei andere Stallburschen waren in das Palastgebäude abgezogen worden, um beim Putzen des Krönungssaals zu helfen. Tapio, der Erster Stallbursche geworden war, nachdem alle von Miruts Tod erfahren hatten, hatte ebenso hart geschuftet wie Tel, um die Ställe und den Hof für die Gäste der Krönungsfeier vorzubereiten.
    Der Morgen war herrlich klar heraufgedämmert. Sonnenstrahlen funkelten auf den Regentropfen der letzten Nacht. Es hatte nur genieselt. Der Boden war feucht, aber nicht schlammig. Tel und Tapio hatten die Hengste bewegt, ohne sie noch einmal putzen zu müssen.
    Tel hatte freiwillig angeboten, bei den Tieren zu bleiben, aber Tapio wollte nichts davon hören. Tel war inzwischen Tapios rechte Hand, jemand, auf den man sich an einem Tag wie diesem unbedingt verlassen konnte.
    Er kehrte noch rasch vor der Stalltür die letzten Strohhalme zusammen, dann öffnete er die Türflügel. Bald stand die Sonne im Zenit, und dann mußten die ersten Gäste eintreffen. Bis dahin wollte Tel sich aus dem Staub gemacht haben.
    Er hatte erwogen, ganz zu verschwinden, aber dann war er doch zu den Ställen zurückgegangen. Er war gern hier. Hier konnte er sich mit den Pferden beschäftigen und brauchte nicht über sein Leben nachzudenken. Die meiste Zeit vergaß er sogar, daß er ein Fey war. Er stand im Morgengrauen auf, kümmerte sich um die Pferde und ging erst lange nach Sonnenuntergang schlafen. Diese Arbeit ließ einem keine Zeit zum Nachdenken, und das gefiel Tel. Er sah zwar aus wie ein Inselbewohner, aber er war keiner.
    Er war ein Doppelgänger, eine spezielle Waffe für Kriegszeiten. Doppelgänger benutzten das Blut ihres frisch getöteten Opfers, um dessen Lebenskraft in sich aufzunehmen und sich ganz in das Opfer zu verwandeln. Sie absorbierten die Erinnerungen, die Kultur und die äußere Erscheinung des Opfers. Tel war vorher ein einfacher Stallbursche gewesen, aber vor Jahren war er abkommandiert worden, die Geheimnisse des Rocaanismus auszuspionieren. Er war Ältester im Tabernakel geworden und auch an jenem schrecklichen Tag dabei gewesen, als der alte Rocaan starb. Sein Kollege, der Doppelgänger, der den alten Rocaan übernommen hatte, war auf qualvolle Weise zerschmolzen. Nur Tels Aussehen und schieres Glück hatten ihn vor dem gleichen Schicksal bewahrt.
    So, das war der

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