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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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konnte es nicht. Wenn er es ihr erzählte, würde sie sich ins Schattenland schleichen und ihm Gabe stehlen. »Ja«, sagte er schließlich, so gleichmütig er konnte. »Wahrscheinlich ist es so.«
    »Dann besuche ihn«, forderte Jewel ihn auf. »Behandle uns wie deine Familie. Wenn du den ersten Schritt tust, werden es die anderen Fey dir nachtun. Wir haben eine Vereinbarung getroffen. Es ist an der Zeit, sie einzuhalten.«
    Rugar blickte ihr tief in die Augen. Sie hatte die Traditionen der Fey nicht vergessen. Fey hielten keine Vereinbarungen ein. Fey änderten Vereinbarungen nach ihren eigenen Bedürfnissen. »Du hast einen Pakt geschlossen, Tochter. Nicht ich. Ich halte im Schattenland noch immer Kriegsrat ab.«
    »Mit der Hälfte deiner Leute«, entgegnete Nicholas spöttisch.
    »Der besseren Hälfte«, konterte Rugar.
    »Wenn du Kriegsrat abhältst, bist du auch noch immer bereit, Krieg zu führen.« Jewel schob sich noch näher heran. Ihre Haut besaß einen rosigen Schimmer, der Rugar nie zuvor an ihr aufgefallen war. »Du versteckst dich im Schattenland. Rugar, Sohn des Schwarzen Königs, der Oberste Kriegsherr, versteckt sich fünf Jahre lang vor ein paar Tropfen Wasser.«
    »Ich verstecke mich nicht«, widersprach Rugar.
    »Aber du kämpfst auch nicht. Du brichst den Pakt nicht, aber du hältst ihn auch nicht ein. Was hast du vor, Vater? Wartest du darauf, daß die Hüter des Zaubers das Geheimnis des Weihwassers entschlüsseln? Wartest du darauf, daß Großvater kommt und dich rettet? Bist du auf diese Weise Oberster Kriegsherr geworden?«
    Rugar packte sie am Arm und zog sie an sich. Ihre Röcke raschelten protestierend. »Wenigstens verkaufe ich mich nicht selbst im Tausch für meine Sicherheit.«
    Nicholas machte einen Schritt auf ihn zu, aber Jewel befreite sich aus der Hand ihres Vaters, bevor er heran war.
    »Sicherheit?« fragte sie. »Hältst du das für Sicherheit? Jeden Tag sehe ich der Bedrohung ins Auge, vor der du dich versteckst. Jeden Tag vertraue ich auf den Pakt, den du leugnest. Jeden Tag. Und wenn Großvater kommt, werde ich ihm von deinem Mut berichten. Ich werde ihm erzählen, wie du dich versteckt hast, während ich einen Weg gefunden habe, unser Volk zu retten.«
    »Unser Volk ist nicht gerettet. Sieh dir deinen Freund Burden an. Seine Siedlung ist so nützlich wie dieses Ding, das du deinen Sohn nennst.«
    »Es braucht Zeit, bis zwei Völker zusammenwachsen«, erwiderte Jewel.
    »Das pflegt man den Besiegten immer zu erzählen.«
    »Und wer hat uns besiegt, Vater? Das war nicht der Gute König Alexander. Das warst du selbst. Fehler über Fehler. Und dein erster Fehler war es, nicht zuzugeben, daß du Blind geworden bist.«
    »Ich bin nicht Blind geworden.« Aber Rugar senkte bei diesen Worten den Blick. Seit der Invasion hatte er keine richtige Vision mehr gehabt, und Jewel war davon überzeugt, daß die Vision, die sie alle auf die Insel geführt hatte, ihre Niederlage angekündigt hatte. »Geh nicht hinein, Jewel. Verbünde dich nicht länger mit ihnen. Nimm das Kind, das du im Leib trägst, und komm nach Hause.«
    »Mein Zuhause ist jetzt hier«, widersprach Jewel. »Ich kann noch Sehen. Ich weiß, daß meine Entscheidung richtig war.«
    Nicholas streckte die Hand nach ihr aus. »Sie ist meine Frau. Sie gehört zu mir.«
    »Nein«, erwiderte Rugar. »Sie ist die Enkeltochter des Schwarzen Königs. Sie gehört niemandem. Hätte sie dich nicht geheiratet, könnte sie eines Tages die halbe Welt regieren.«
    »Falsch, Vater!« Jewel ergriff Nicholas’ Hand. »Wenn ich mich nicht auf dieses verrückte Unternehmen eingelassen hätte, mit dem du deinen Ruf retten wolltest, wäre ich Schwarze Königin geworden. Nun kann ich nur noch darauf hoffen, Königin der Blauen Insel zu sein.«
    »Wenn der Schwarze König hier eintrifft, wirst du es noch bereuen«, drohte Rugar.
    »Falls er eintrifft«, höhnte Jewel. »Und falls er doch kommt, solltest du lieber hoffen, daß es mir bis dahin gelungen ist, die Insel zu einigen, denn ich werde dir Asyl gewähren.«
    »Ich brauche kein Asyl.«
    »Du wirst es bitter nötig haben. Wenn Großvater noch immer Schwarzer König ist, wird er dich von seinen Soldaten abschlachten und dein Fleisch in alle Himmelsrichtungen verteilen lassen. Kein Fey kommt nach solchen Fehlern, wie du sie dir erlaubt hast, mit dem Leben davon. Und wenn Bridge König geworden ist, wird er uns beide umbringen lassen, um sich den Thron zu sichern. Du wirst dich mit mir, meinem

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