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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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einem einzigen Tropfen des Giftes sterben sehen. So viele Freunde.
    Und Jewel.
    Burden legte die Hände auf den Rücken, genau wie es Shima, seine ehemalige Kommandantin bei der Infanterie immer getan hatte, wenn sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der Einheit haben wollte. »Früher haben wir dem Tod jeden Tag ins Auge gesehen, Täuscher, oder hast du das schon vergessen?« sagte er.
    »Ich habe es nicht vergessen«, erwiderte Täuscher. »Ich bin für dich in den Tabernakel gegangen.«
    »Und genau das wirst du wieder tun«, sagte Burden. »Nur daß du nicht für mich gehst, sondern für die Enkelin des Schwarzen Königs.«
    »Jewel macht es nichts mehr aus, ob wir für sie sterben«, meinte Täuscher.
    »Nein«, erwiderte Burden. »Aber mir.«

 
7
     
     
    Arianna schlief mit dem Fäustchen an der Wange in ihrer Wiege und atmete sanft und regelmäßig. Solanda saß in ein warmes Gewand gehüllt auf dem Fensterbrett und hatte die langen Beine bis auf den Boden ausgestreckt. In ihrer Fey-Gestalt war das Fensterbrett nicht gerade bequem, aber sie hatte keine andere Wahl. Arianna war der verspielteste Säugling, den sie je gesehen hatte. Das Mädchen wechselte von einem Moment zum anderen die Gestalt, und nicht immer waren ihre Verwandlungen einheitlich und vorhersehbar. Meistens hatte sie sich, wie Solanda, in eine Katze verwandelt, aber einmal hatte sie den Baum draußen vor dem Fenster nachgebildet, ein anderes Mal hatte sie sogar Feuer ausprobiert.
    Solanda hatte sofort eingegriffen, trotzdem war das Kinderdeckchen bereits angesengt gewesen. Sie hatte die Kinderfrau eine neue Decke holen lassen, und das Mädchen war mit einem edlen, von den Domestiken gewebten Stoff zurückgekommen, von dem Jewel wahrscheinlich größere Mengen für den Klumpen besessen hatte. In diese Decke gehüllt verhielt Arianna sich etwas ruhiger – von gelegentlichen Experimenten abgesehen.
    Kein Wunder, daß so viele Gestaltwandler gleich in den ersten Lebenswochen starben. Ihre eigenen Mütter erwürgten sie aus Verzweiflung.
    Glücklicherweise war es an diesem späten Vormittag erfrischend kühl. Die Luft war fast kalt. Solanda hatte das Feuer ausgehen lassen und die Wiege, obwohl sie nicht wußte, ob das der Weisheit letzter Schluß war, so gedreht, daß Arianna, wenn sie allein war, nur die nackte Wand sah. Möglicherweise verwandelte sich Arianna in Stein, sobald sie die Gelegenheit dazu hatte.
    Zumindest hatte sich Solanda damit eine kleine Atempause verschafft. Das Kindermädchen und der Klumpen waren hinaus in den Garten gegangen, um den Sonnenschein zu genießen. Solanda hatte sie gehen lassen. Sie konnte nur für eine bestimmte Zeit in ihrer Katzenform verharren und so tun, als existierte sonst niemand. Hin und wieder mußte sie allein sein.
    Mit der schlafenden Arianna war sie so allein, wie es ihr momentan überhaupt möglich war.
    Solanda lehnte den Kopf an den kühlen Stein der Fenstereinfassung. Das Ausmaß ihrer eigenen Loyalität überraschte sie. Normalerweise machte sie sich einfach auf und davon, sobald sie eine Aufgabe langweilte. Doch obwohl ihr die Langeweile, die vielen Stunden und das Eingeschlossensein auf die Nerven gingen, verspürte sie nicht den Wunsch zu gehen. Ihr Schicksal war an das dieses Kindes gebunden, und sie würde so lange wie nötig an Ariannas Seite verharren.
    Plötzlich ging die Tür auf. Noch bevor sie gegen die Wand schlug, war Solanda auf den Füßen und neben der Wiege.
    »Was gibt dir das Recht …«, stieß sie hervor, hielt dann jedoch inne.
    In der Tür stand die Schamanin.
    »Das Recht, hier zu sein?« fragte die Schamanin. Sie sah doppelt so alt aus wie zwei Tage zuvor. Jewels Tod hatte sie alle mitgenommen.
    »Vergib mir«, sagte Solanda. »Ich wußte nicht, daß du es bist.«
    Die Anwesenheit der Schamanin ließ Solandas Herz schneller schlagen. Die Schamanin verließ die Schattenlande niemals ohne gewichtigen Grund, kam nie ohne vorherige Ankündigung vorbei und trat niemals – aus Angst um ihr eigenes Leben – so überraschend auf.
    »Ich bin gekommen, um das Kind zu sehen«, sagte die Schamanin. Sie trat ein und machte die Tür hinter sich zu. Dann kam sie mit langsamen Schritten näher. Ihre Haut war fahl wie Asche. Vielleicht hatte sich mehr ereignet als nur Jewels Tod.
    »Geht es dir gut?« erkundigte sich Solanda.
    Die Schamanin lächelte. »Mir geht es gut, Kindchen, und ich bin sehr erleichtert, dich hier bei Arianna zu sehen.«
    Solanda hätte beinahe gefragt, woher die

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