Fey 04: Die Nebelfestung
hat mich davor gewarnt, mit den Fey Geschäfte zu machen. Ich wußte, daß ihr niemals euer Wort haltet. Trotzdem glaubte ich, daß unsere Abmachung etwas anderes sei.«
»Das war es auch, und zwar in zweierlei Hinsicht«, sagte Mend und legte die Hand auf die Adrians. Er zog seine Hand weg. »Erstens war es Jewel, die diese Abmachung mit dir einging, und Jewel ist tot. Zweitens gereichte es uns zum Vorteil, diese Abmachung einzuhalten.«
»Und das trifft jetzt nicht mehr zu?«
Mend senkte den Kopf. »Burden hat nicht genau genug überlegt.«
»Ist das eine Entschuldigung dafür, meinen Sohn als Waffe zu benutzen?«
Ihre Wangenmuskeln bewegten sich, als denke sie krampfhaft darüber nach, wie sie ihre Gedanken in Worte fassen sollte. »Burden liebte Jewel.«
»Und ich liebe Luke. Ich habe meine ganze Zukunft gegeben, um Luke die seine zu ermöglichen. Und deine Leute haben ihn mit Zaubern und Bannen belegt und sich damit über das, was ich getan habe, lustig gemacht.« Adrian erhob sich. Die Hütte kam ihm noch kleiner als sonst vor. Jetzt war er froh, daß er sich nicht mit Mend eingelassen hatte, froh darüber, daß er sich auf seine eigene Art mit diesem schrecklichen Ort arrangiert hatte, froh darüber, daß die einzige Person, auf die er sich eingelassen hatte, der andere Inselbewohner war.
»Es war lediglich eine Schutzvorkehrung«, sagte Mend. »Das machen wir doch immer so.«
»So wie ihr zuverlässig eure Abkommen brecht.« Adrian rieb sich die Schläfe. Er zitterte vor Zorn am ganzen Körper. »Was bin ich nur für ein Narr gewesen. Ein dummer, einfältiger Narr.«
Mend beobachtete ihn von der Bettstatt aus. Ihre Hand lag auf der Stelle, an der er eben noch gesessen hatte. »Wir sind nicht alle so«, sagte sie. »Ich bin gleich, nachdem ich davon erfahren habe, zu dir gekommen.«
»Und was erwartest du jetzt von mir? Soll ich meinen Sohn warnen? Ich bin sicher, daß er über eure kleinen Zaubersprüche Bescheid weiß.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben unsere Abmachung gebrochen. Ich finde, daß es dir jetzt freisteht, zu gehen.«
Er hielt den Atem an. Das hatte er nicht erwartet. Verfügten sie über noch ganz andere Kräfte, von denen er nichts wußte? Konnten sie seine Gedanken lesen? Wußten sie, daß er sich bereits zur Flucht entschlossen hatte und daß er Coulter mitnehmen wollte?
»Ich helfe dir dabei«, sagte sie. »Ich öffne den Torkreis für dich, dann bist du frei.«
»Und Luke wird sterben.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob es jemandem auffällt, wenn du weg bist. Du hast schon lange keine Aufgaben mehr bekommen.«
Schon wieder, dachte er. Obwohl es in der Hütte sehr warm geworden war, lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. »Du mußt es ja wissen.«
»Adrian, wir beide sind schon so lange Freunde. Gute Freunde, wie ich immer dachte.«
»Man kann nicht gut Freund mit seinen Gefängniswärtern sein«, sagte er.
»Ich bin nicht dein Wärter. Ich will dich freilassen.«
»Nach fünf Jahren? Was haben deine Leute Luke in diesen fünf Jahren alles angetan?«
»Nichts, Adrian.« Sie drehte die Hand um, kehrte die Handfläche nach außen. Eine kleine, aber eindeutige Geste der Demut. »Das weißt du doch. Wie verabredet durftest du ihn jedes Jahr einmal sehen.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, was er mir gesagt hat. Deine Leute konnten ihn dazu bringen, mir alles mögliche zu erzählen.«
»Adrian«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Ich habe das Risiko auf mich genommen, dich aufzusuchen.«
»Wirklich?« fragte er. »Ist das wirklich wahr? Oder bist du nur hier, um mich zu verführen? Ich bin euch im Weg, habe ich recht? Ich bin euch nicht mehr nützlich, also wollt ihr mich töten und meinen Sohn weiterhin als Waffe einsetzen.«
»Wir könnten ihn auch einsetzen, ohne dich zu töten«, gab sie zurück. Ihre Wangen waren gerötet. Er hatte sie wütend gemacht.
»Warum ermordet ihr mich dann nicht einfach im Schlaf? Warum dieser ganze Aufwand?«
»Gute Frage.« Sie stand auf, schob sich an ihm vorbei und legte die Hand auf die Türklinke. »Vielleicht solltest du in den kommenden Jahren, in denen du in diesem Gefängnis deiner Wahl verweilst, ein bißchen darüber nachdenken. Ich gewinne nichts dadurch, daß ich dir helfe. Für die Fey ist es besser, wenn du stirbst. Trotzdem habe ich dir, unter großem Risiko, meine Hilfe angeboten. Es war nur ein Angebot.«
Sie riß die Tür auf und ging hinaus. Adrian zuckte
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