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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zusammen, als die Tür laut hinter ihr zuschlug. Er hatte einen Fehler begangen, hatte eindeutig falsch reagiert. Aber ihre entlarvenden Worte, ihre Entscheidung, ihm das alles ausgerechnet jetzt mitzuteilen, hatten ihn aus der Fassung gebracht. Er konnte nicht länger auf Coulter warten. Wenn sie fliehen wollten, mußten sie es sofort tun.
    Adrian ging in dem winzigen Zimmer auf und ab. Coulter wollte Gabe besuchen. Wenn Rugar dort war, machte das ihre Flucht zunichte.
    Dieses Risiko mußte Adrian wohl eingehen.
    Er wühlte in seinem Kleiderhaufen, bis er die Kleidung fand, in der er gefangengenommen worden war. Die Domestiken hatten sie auf sein Drängen hin gereinigt, obwohl sie sie lieber weggeworfen hätten. Er hoffte, daß sie sie nicht verzaubert hatten, aber die Wahrscheinlichkeit war geringer als die, daß die Fey-Kleidung, die er seither getragen hatte, mit Zaubern belegt war.
    Er streifte das Hemd über. Es hing lose an ihm herunter. Er wußte, daß er seit seiner Ankunft im Schattenland abgenommen hatte, aber nicht wieviel. Die Ärmel waren an den Handgelenken und an der Schulter, dort wo man ihn gefesselt und geschlagen hatte, zerrissen, aber die Blutflecken waren verschwunden.
    Die Hosen saßen so locker, daß er den Gürtel zweimal um die Hüfte wickeln mußte, bevor er ihn festknotete. Seine Stiefel waren schon lange kaputt. Jetzt besaß er nur die weichen Schuhe, die er von den Fey erhalten hatte.
    Es war schon so lange her, seit er die Sonne zum letzten Mal gesehen hatte, daß er sich nicht einmal mehr genau an die Jahreszeit erinnern konnte. Vielleicht trat er im Winter hinaus, dann brauchte er die Schuhe auf jeden Fall. Wenn es Sommer war, konnte er sie jedoch gleich außerhalb des Erdrings zurücklassen.
    Er mußte schleunigst weg von hier, bevor jemandem seine Kleidung auffiel.
    Er öffnete die Tür und sah sich nach links und rechts um. Die Kobolde pfuschten wieder einmal mit dem Wetter herum.
    Sie hätten ihre Anstrengungen schon längst einstellen sollen, doch dafür war der Nebel jetzt wenigstens feucht und dicht. Adrian war froh um die Deckung und schritt in den Nebel, umrundete das große Gebäude des Domizils und machte sich auf den Weg in Richtung der Hütte der Irrlichtfänger.
    Gabes Hütte.
    Im Vergleich zu anderen Behausungen im Schattenland war die Behausung der Irrlichtfänger klein. Im Vergleich zu seiner eigenen eher riesig groß. Sie verfügte über ein zusätzliches Arbeitszimmer und war geräumig genug für drei Leute, wohingegen die seine mit ihm und Coulter bereits überfüllt war.
    Er klopfte an und trat einen Schritt zurück, als geöffnet wurde. Es war Niche. Ihre bandagierten, auf den Rücken gebundenen Flügel sahen zerbrechlich und unbrauchbar aus, ihre Augen übernächtigt und gehetzt. Es war wahrscheinlich nicht ganz einfach, Rugars Enkelkind großzuziehen. Im besten Fall eine undankbare und unangenehme Aufgabe.
    »Ich soll Coulter ins Domizil bringen«, sagte Adrian auf Fey.
    Gabe drängte sich neben Niche und hielt sich an ihren Beinen fest. Seine Handlungen und Gesten erinnerten mehr an einen kleinen Jungen, als es bei Coulter jemals der Fall gewesen war.
    »Er ist nicht hier«, sagte Niche.
    Adrian stöhnte. Er haßte dieses Spielchen. Die meisten Fey trauten ihm hinsichtlich des Umgangs mit Kindern überhaupt nichts zu, nicht einmal dann, wenn es sich um ein Inselkind handelte. »Er ist vor einiger Zeit hierhergekommen. Es ist wichtig, daß ich ihn ins Domizil bringe. Sie haben es mir aufgetragen.«
    »Er ist nicht hiergewesen«, erwiderte Niche. »Wenn er hier wäre, würde ich ihn mit dir gehen lassen.«
    Adrian sah Gabe an. Das Gesicht des Jungen wirkte irgendwie unheimlich. Es war wie das eines Fey geschnitten, doch seine Züge verrieten einwandfrei die Zugehörigkeit zum Königshaus der Blauen Insel. Gabe war so eindeutig Nicholas’ Sohn, daß sich Adrian fragte, warum man ihm es hatte sagen müssen, bevor er es erkannt hatte.
    »Hab ihn nicht gesehen«, meinte Gabe. Seine Augen sahen groß und erschrocken aus.
    Sonst konnte Coulter nirgendwo hingegangen sein. Manchmal versteckte er sich in der Nähe des Domizils, aber an der Stelle war Adrian gerade vorbeigekommen. Coulter hatte klar und deutlich gesagt, er wolle Gabe besuchen. Gleich anschließend wollten sie sich davonmachen. Wenn Coulter sich so klar ausdrückte, tat er sonst auch immer, was er tun wollte.
    »Kein bißchen?« fragte Adrian.
    »Warum glaubst du meinem Sohn nicht?« erwiderte

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