Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Herr. Er war um Euer Wohlbefinden besorgt.«
    »Mein Wohlbefinden ist bestens.« Eher mangelte es ihm an Kraft. Viel mehr Erschütterungen würde sein Kreislauf nicht mehr vertragen.
    »Verzeiht, Heiliger Herr, aber einem Mann, der eine Blutspur an der Wand hinterläßt, geht es nicht bestens.«
    »Jung-Nicholas wollte mir eine Lektion erteilen.« Matthias lächelte. Als könnte ihm Nicholas überhaupt etwas beibringen. Nicholas war sein Schüler gewesen, dazu ein nicht besonders guter.
    »Ist ihm das gelungen, Heiliger Herr?« Titus blieb an der Tür stehen. Sein Kopf war unbedeckt, und er trug auch keine Schuhe, was ihn in der Welt der Daniten als wahren Gläubigen auswies. Sein schwarzes Gewand war makellos.
    »Nein.« Matthias mußte aufstehen. Er mußte Titus zeigen, daß es ihm gutging.
    Matthias legte eine Hand auf den kalten Steinboden und stemmte sich hoch. Seine Füße rutschten unter ihm weg. Beinahe wäre er umgekippt. Titus durchquerte den Raum und hockte sich neben ihn.
    »Mir geht’s gut«, sagte Matthias.
    »Ihr blutet.«
    »Nur ein bißchen. Nichts Ernstes.«
    »Laßt mich mal sehen.« Titus ließ die formelle Anrede jetzt weg. Er rutschte auf Matthias’ rechte Seite und schob die Robe beiseite, berührte Matthias vertraulicher, als es jemand seit langer Zeit getan hatte. »Ich finde nichts … doch hier, das ist es.«
    Matthias schloß die Augen. Die Stelle rings um die Wunde pochte. Titus’ Fingerspitzen machten das Pochen nur noch schlimmer.
    »Ziemlich klein«, sagte Titus, »aber tief genug. Was hat er getan?«
    Matthias wußte, daß Titus ihn nicht in Ruhe ließ, bevor er es ihm nicht gesagt hatte. »Er benutzte seine Messerspitze, um mich an seinen Zorn zu erinnern.«
    Titus nickte. »Ihr habt Glück gehabt, Heiliger Herr. Er hätte Euch töten können.«
    »Das hätte er niemals getan.«
    »In dieser Welt ist nichts mehr sicher«, erwiderte Titus. Etwas im Klang seiner Stimme ließ Matthias die Augen aufmachen. Titus hockte immer noch neben ihm. Seine Fingerspitzen waren mit dem Blut des Rocaan beschmiert. Das Blut war hellrot.
    »Du hältst nicht viel von mir, stimmt’s?« Noch im gleichen Augenblick bereute es Matthias, die Frage gestellt zu haben. Aber er war so allein, so erschöpft. Er wollte etwas, nur einen Krümel von etwas, selbst wenn es sich um erbetteltes Mitgefühl handelte.
    »Ich glaube, daß Mord in den ehrwürdigen Zeremonien dieser Kirche keinen Platz hat.« Titus setzte sich, packte den Saum seines Gewandes und riß ihn ein.
    »Mord?« fragte Matthias. Wie sollte jemand den Tod eines Fey als Mord ansehen?
    »Der Tod der Königin hätte nicht geschehen dürfen.«
    »Es war Gottes Wille.«
    »Wenn es gottgewollt gewesen wäre, wären sie und das erste Kind bei der Geburt gestorben.« Der Saum von Titus’ Gewand löste sich ringsum und hing in Streifen um seine blassen, behaarten Beine. Titus hielt ein Stück davon vor sich und sagte: »Verzeihung, Heiliger Herr, aber ich glaube, wir müssen die Wunde verbinden, um die Blutung zu stillen.«
    Matthias beugte sich nach vorne. Die Spannung dehnte die Haut seines Rückens und ließ ihn vor Schmerzen zusammenzucken. Titus schlang den Saum um Matthias’ Wunde und zog ihn dann fest. »Langsam«, keuchte Matthias, »sonst kommt meine Atmung gleich mit zum Stillstand.«
    »Das genügt. Ich habe bei der Invasion freiwillig bei der Verarztung der Verwundeten geholfen. Das hier ist nur eine kleine Wunde.«
    Matthias hörte die Bedeutung hinter den Worten deutlich heraus. Trivial. Unwichtig. Du täuschst die Schmerzen nur vor, um ein wenig Mitleid zu erhaschen. Vielleicht war es ja so.
    »Verzeiht, Heiliger Herr, wenn ich außer der Reihe rede, aber Ihr hättet heute nachmittag sterben können. Auch gestern nacht wäre es beinahe soweit gekommen. Ich habe einen Teil Eurer Unterhaltung mit König Nicholas mitbekommen. Er hat recht. Ihr müßt einen Nachfolger bestimmen. Wir brauchen noch jemand, der die Geheimnisse kennt.«
    Die Geheimnisse! Die Geheimnisse! Machte sich denn niemand Sorgen um ihn? Matthias setzte sich auf. Der Saum spannte um seinen Brustkorb.
    »Ich dachte, du glaubtest nicht an den von der Kirche sanktionierten Tod«, sagte Matthias. Es tat weh, wenn er tief Luft holte.
    »Ich denke dabei nicht an Weihwasser, Heiliger Herr. Das ist eine völlig andere Diskussion.«
    Für einen Daniten war er sehr furchtlos. Titus war halb so alt wie Matthias und verfügte über ein Viertel soviel an Erfahrung, und trotzdem glaubte

Weitere Kostenlose Bücher