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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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könnte. Vielleicht sogar schon heute nacht. Für die Fey ist Rache eine überaus ernste Angelegenheit.«
    »Dessen bin ich mir sicher«, sagte Porciluna im gleichen arglosen Tonfall, den Stowe einen Augenblick zuvor angeschlagen hatte. Er hatte sich kein bißchen von Stowe an der Nase herumführen lassen.
    »Dann würde ich den Rocaan gerne sofort sprechen.«
    »Mylord, ich glaube, das sollte ich zuerst mit ihm besprechen. Wir haben Auds vor seiner Tür aufgestellt, und morgen früh …«
    »Eure Auds sind unerfahrene Kinder. Ich habe Soldaten mitgebracht, die sich im Kampf gegen die Fey am Tag der Invasion und bei den folgenden Schlachten bewährt haben.«
    »Ihr habt Soldaten mitgebracht, die eigentlich Palastwachen sind und mit viel Glück überlebt haben, bis wir Euch mit Weihwasser versorgt haben. Mylord, wir sind durchaus in der Lage, selbst auf uns aufzupassen.«
    Diesmal entfuhr Stowe ein lauter Seufzer. »Ich habe Befehle, Hochverehrter Herr. Meine Befehle zwingen mich, mit dem Rocaan zu sprechen. Erlaubt mir wenigstens, meine Pflicht zu erfüllen.«
    »Ich bin davon überzeugt, daß diese Unterredung bis morgen Zeit hat.«
    »Ich nicht«, blaffte Stowe zurück. Tatsächlich hatte Porciluna wahrscheinlich sogar recht. Die Unterredung hatte bis morgen Zeit, aber jetzt ging es für Stowe ums Prinzip.
    »Mylord.« Die Stimme kam von hinter seinem Rücken. Sie klang zögerlich, als wüßte sie, daß sie eigentlich nicht sprechen dürfe.
    Porciluna blickte in die Richtung der Stimme. Sein Gesicht war bleich geworden.
    Stowes Herz fing schneller zu schlagen an. Er drehte sich um.
    Hinter ihm stand eine der Wachen, die er neben dem Seil postiert hatte. Das Gesicht des Mannes war blutverschmiert.
    »Was ist passiert?« fragte Stowe.
    Der Posten streckte die Hand aus. Auch seine Finger waren blutverschmiert. »Verzeihung, Mylord, aber ich glaube, wir sollten sofort nach oben gehen.«
    »Wir erteilen hier nicht einfach so die Erlaubnis, jemanden zu beschützen!« fuhr ihn Porciluna an. »Auch ein fingierter Notfall verschafft Euch keinen Zutritt.«
    »Er ist nicht fingiert, Hochverehrter Herr«, sagte der Wachtposten. »Das ist nicht mein Blut.«
    »Von wem stammt es dann?« erkundigte sich Porciluna.
    »Es kommt vom Balkon, Hochverehrter Herr.«
    »Vom Balkon des Rocaan?« rief Stowe.
    »Sehr wohl, Mylord.«
    Jetzt wartete Stowe nicht mehr auf eine Erlaubnis. »Ruft die Wachen draußen zusammen und schickt jemanden das Seil hinauf. Fünf sollen hereinkommen und mir sofort in die Gemächer des Rocaan folgen!«
    Der Posten nickte und rannte hinaus.
    »Ihr dürft nicht da hinauf«, sagte Porciluna.
    Stowe stieß ihn zur Seite. »Es ist mir egal, was Ihr wollt oder sagt. Wenn ich dort oben herausfinde, daß etwas nicht stimmt, stecke ich Euch bis ans Ende Eurer Tage in den Kerker.«
    »Ihr könnt doch nicht …«, setzte Porciluna noch einmal an.
    »O doch.« Stowe war halb die Treppe hinaufgestürmt. »Weil Euer Handeln wahrscheinlich einem Menschen das Leben gekostet hat«, rief er noch hinunter.

 
16
     
     
    Adrian konnte kaum atmen. Er war eine weite Strecke am Flußufer entlanggerannt. Seine Hosen waren zerrissen, seine Beine bluteten. Die Dornen der bis dicht an den Fluß heranreichenden Hecken hatten seine Arme und sein Gesicht zerkratzt. Mehr als einmal war er mit dem Kopf gegen einen tiefhängenden Ast geprallt. Trotzdem war es ihm gelungen, auf den Beinen zu bleiben, etwas, was ihn in Anbetracht des tiefen Schlamms und der steilen Böschung selbst erstaunte.
    Coulter klammerte sich an ihm fest, hatte seinen kleinen Körper wie eine zweite Haut um Adrian gewickelt. Immer wenn sie an den Dornenranken vorbeistreiften, klammerte Coulter noch fester. Der Junge hatte nur einmal den Kopf gehoben, kurz gejammert und ihn dann gleich wieder gesenkt. Damit hatte Adrian nicht gerechnet. Er hatte gehofft, daß Coulter auf sich selbst aufpassen würde. Wenn sie weiterhin so langsam vorankamen, hatten sie die Fey innerhalb kürzester Zeit aufgespürt.
    Es wurde immer dunkler, und schließlich mußte Adrian neben einer großen Eiche, die bis weit über den Fluß ragte, haltmachen. »Coulter«, flüsterte er. Seine Stimme war im Gurgeln und Rauschen des Flusses kaum zu hören. »Ich muß dich mal absetzen.«
    Der Junge schüttelte den Kopf, ohne ihn von Adrians Brust zu nehmen.
    »Bitte, Coulter, ich muß kurz ausruhen.«
    Der Junge klammerte sich enger an ihn. Adrian lehnte sich an den Baumstamm. Sein Rücken schmerzte,

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