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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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verstärkt. Matthias war zuletzt als Danite in seinem Inneren gewesen, damals, als es zu seinen Pflichten gehörte, den Verurteilten Trost zu spenden.
    Das war schon Jahrzehnte her.
    Als er näher kam, versperrten ihm die beiden Wachen vor dem Haupteingang den Weg.
    »Ich möchte den Gefangenen besuchen«, sagte Matthias.
    Die erste Wache, ein untersetzter Mann von kaum zwanzig Jahren, schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Heiliger Herr. Wir haben Befehl, niemanden zu ihm vorzulassen.«
    Obwohl Matthias ziemlich sicher war, daß es noch andere Gefangene gab, wußten die Wachen genau, wen er meinte. Er wollte Burden sehen. Sie hatten ihre Diskussion noch nicht beendet. Er mußte Burdens Worte aus seinem Kopf austreiben.
    »Wollt ihr ihm den religiösen Beistand verwehren?«
    »Unsere Befehle sind unmißverständlich«, antwortete der Mann. »Er darf nicht gestört werden.«
    »Ich muß ihn sehen«, sagte Matthias. »Dem Gesetz zufolge darf mir allein der König etwas untersagen. Stammen eure Befehle direkt von König Nicholas?«
    Der junge Mann sah seinen Kollegen an. Der zuckte mit den Schultern. »Der Hauptmann sagte uns, niemand darf rein«, brummte er.
    Monte. Er war nicht einmal Lord, obwohl ihm gleicher Status zugebilligt worden war. »Dann darf ich also eintreten«, sagte Matthias.
    Der junge Wachsoldat streckte den Arm mit der erhobenen Hand aus, Matthias mit dieser Geste zugleich anflehend als auch den Weg versperrend. »Verzeiht, Heiliger Herr, aber wir haben Anweisung, daß kein Weihwasser in das Gebäude gelangen darf.«
    Wut kochte in Matthias hoch. Er war sich seiner eigenen Pläne nicht bewußt gewesen. Die Rache war so tief in ihm verwurzelt, daß er sie sogar ausübte, ohne näher darüber nachzudenken.
    Trotzdem konnte er auch ohne das Weihwasser hineingehen, um seine Gedanken wieder zu befreien. Eine Unterhaltung. Mehr hatte er eigentlich nicht gewollt – jedenfalls hatte er das selbst geglaubt. Und das würde er auch durchführen.
    Er griff in die Taschen, zog beide Flaschen heraus und händigte sie dem Wachtposten aus. Dann legte er die Hände wieder auf den Rücken. »Darf ich jetzt rein?«
    »Verzeihung, Heiliger Herr«, sagte der junge Mann wieder. »Wir müssen uns erst vergewissern.«
    Matthias überlief ein Schauder. Sie wollten ihn tatsächlich durchsuchen. Einen Augenblick wußte er nicht, wie er reagieren sollte – sich der Demütigung unterziehen oder ihnen raten, davon abzusehen. Er entschloß sich dazu, es über sich ergehen zu lassen. Es paßte zu seiner Stimmung.
    Also streckte er die Arme von sich und starrte die Tür an, während der Posten ihn abklopfte. Die Tür war aus dickem Holz gemacht und ringsum von Eisenbändern eingefaßt. Im Gegensatz zu den meisten Türen im Tabernakel war diese hier nicht mit Schnitzereien verziert und sah mit Absicht nüchtern und gewöhnlich aus.
    Nachdem der Posten die Durchsuchung beendet hatte, ließ Matthias die Arme sinken. »Bringt mich zu dem Gefangenen«, sagte er so befehlsgewohnt, wie es ihm unter diesen Umständen möglich war.
    Das Gesicht des Wächters war rot angelaufen. Von der Pflicht seines Amtes peinlich berührt, nickte er. Der andere Posten zog einen großen Schlüsselring hervor und sperrte die schwere Tür auf. Der erste Wächter ging hinein, doch als ihm Matthias’ Wachen folgen wollten, hielt er sie mit ausgestrecktem Arm zurück.
    »Hier drinnen werden mich die Fey wohl nicht überfallen, oder?« sagte er.
    Sie blieben stehen. Matthias wandte ihnen den Rücken zu und folgte dem ersten Wächter durch die Tür.
    Der Gestank ließ ihn zusammenzucken. Hier drinnen war schon sehr lange nicht mehr saubergemacht worden. Es roch nach Urin und alten Kleidern. Der Geruch war so stark, daß man ihn fast anfassen konnte.
    An den Wänden hingen brennende Fackeln, deren Flammen ein schwaches Licht in den schmalen Gang warfen. Sie waren auf Armeslänge von den Türen entfernt angebracht, die selbst in tiefster Dunkelheit lagen. In jeder Tür war ein schmaler Spalt – daran erinnerte sich Matthias noch aus seiner Zeit als Danite –, doch er konnte im Vorübergehen nichts dahinter erkennen. In seiner Erinnerung war dieser Gang voller Lärm, aber jetzt war nichts zu hören, obwohl er vermutete, daß dort zur Zeit mehr Gefangene als je zuvor einsaßen. Er hatte sich nicht, wie es der alte Rocaan gelegentlich getan hatte, hin und wieder über die Haftbedingungen informiert. Ein leises Gefühl von Unbehaglichkeit kroch ihm über den Rücken.

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