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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Flußufer entlang. Hier und da sah er Stellen, an denen die Rohre niedergedrückt waren. Wahrscheinlich hatten sich die Fey vor ihrem Angriff auf ihn hier versteckt. Oder ein Fischer hatte ein Schläfchen am Fluß gehalten. Er suchte überall nach Feinden.
    Der Feind ist immer mit uns, in uns selbst.
    Bei dieser Stelle aus den Geschriebenen und Ungeschriebenen Worten, die ihm ungewollt in den Sinn gekommen war, zuckte er zusammen. Genau das hatte Burden gesagt, wenn auch mit anderen Worten … daß Matthias genauso sei wie das, was er verabscheute.
    Auf der Brücke herrschte an diesem Morgen reger Fußgängerverkehr: Frauen mit Körben auf dem Rücken und Kindern an der Hand, Männer, die Werkzeuge und Säcke trugen. Berittene Auds stoben vorbei, ohne ihn zu erkennen, und die Soldaten des Königs, die in die andere Richtung ritten, grüßten lediglich ihre Kollegen, die ihm folgten.
    Abgesehen von gelegentlichen Verbeugungen, kam es Matthias vor, als sei er für alle Leute, denen er begegnete, unsichtbar, als spielte er überhaupt keine Rolle.
    Er wußte nicht genau, ob ihm dieses Gefühl behagte.
    Die Brücke kam ihm länger als sonst vor, es kostete ihn eine größere Anstrengung, sie zu überqueren. Seit der Ankunft der Fey war er nicht mehr zur anderen Seite spaziert. Geritten schon, aber nicht mehr zu Fuß. Die Brücke hatte ihm früher sehr gut gefallen, mit ihrem kühnen Schwung und dem breiten, hölzernen Fahrweg, den die Brückenwarte stets sauber und gut in Schuß hielten. Er hatte den Ausblick auf die unter ihm glänzenden Fluten des Cardidas schon ganz vergessen, hatte vergessen, wie warm die Sonne auf Kopf und Schultern lag.
    Seit der Ankunft der Fey hatte sich sein Leben ausnahmslos im Tabernakel abgespielt. Er war der Rocaan, der die Eindringlinge bekämpfen mußte.
    Manchmal hatte er den Eindruck, als sei er der einzige, der sie noch bekämpfte. Alle anderen schienen sich notgedrungen mit ihnen arrangiert zu haben. Dabei würden die Fey nicht nachlassen, bevor die ganze Insel ihnen gehörte.
    Dämonen. Böse, böse Dämonen.
    Genau wie er.
    Wenn Burden recht hatte, wenn Matthias’ Wunsch tatsächlich die Eigenschaften des Weihwassers verändert hatte, dann war er wirklich für die vielen Toten verantwortlich.
    Für den Tod jedes einzelnen Fey seit der Invasion.
    Er schüttelte den Kopf, als könne er den Gedanken damit verjagen. Eine Frau, die vorsichtig ein kleines Mädchen über die Planken der Brücke führte, sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Wahrscheinlich sah er ein wenig irre aus. So kam er sich auch vor.
    Er war zu Tode erschrocken und hatte Angst. Jetzt, nachdem der alte Rocaan tot war, konnte er mit niemandem mehr reden, sich niemandem anvertrauen, er hatte keinen, der an ihn glaubte. Nicht einmal er selbst glaubte an sich.
    Auf der anderen Seite des Flusses angekommen, wanderte sein suchender Blick über die Straßengabelung. Links von ihm befanden sich die Überreste der Siedlung, die Gebäude fielen bereits zusammen. Die Fey, die sich dort niedergelassen hatten, hatten nicht sehr viel vom Tischlerhandwerk verstanden. Sie hatten überhaupt nicht viel Ahnung vom Lebensalltag der Inselbewohner gehabt. Vielleicht mußten sie deshalb immer mehr Länder erobern, weil sie selbst die einfachsten Dinge nicht aus eigener Kraft aufbauen konnten.
    Die Läden waren noch geschlossen. Auf dem Pflaster spielten ein paar Kinder, und ein Hund schnüffelte am Straßenrand. Matthias vermißte die Katzen. Zum Glück hatte Nicholas wenigstens diesen Erlaß aufgehoben. Matthias war er schon immer überzogen vorgekommen. Gottes Geschöpfe waren Gottes Geschöpfe.
    Es sei denn, es handelte sich um Fey.
    Er schlug den Weg ein, der sich hinter dem Palast entlangzog. Sobald er sich dem Palast näherte, schlossen die Wachen dichter auf. Vermutlich waren sie weniger zu seinem, als zu Nicholas’ Schutz abgestellt. Selbst die ihm zur Verfügung gestellten Wachen trauten ihm nicht über den Weg.
    Matthias schenkte dem Palast nicht einmal einen flüchtigen Blick. Statt dessen ging er weiter zum Verlies. Es befand sich hinter den Unterkünften der Palastwache, gegenüber des Palasttores. Das Verlies selbst war vom Rest der Stadt durch eine Baumreihe abgeschirmt, die man im Rechteck um das Gebäude gepflanzt hatte. In diesem Wäldchen standen mehrere Wachen und behielten die Eingänge im Auge.
    Auch das weißgetünchte Steingebäude selbst war achteckig. Es besaß keine Fenster, und die Türen waren mit Eisenbeschlägen

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