Fey 05: Der Schattenrpinz
Verbunden. Du mußt nicht herkommen, um ihn zu sehen.«
»Hat er dir das gesagt?«
»Er erzählt mir fast alles.«
»Jetzt mußte ich herkommen«, erwiderte Gabe. »Irgend etwas ist geschehen, und allein komme ich nicht dahinter.«
»Wer ist das?« Adrian nickte in Richtung der Frau.
»Leen. Sie ist meine Leibwächterin.«
»Der große Hoffnungsträger der Fey ist nur in Begleitung einer einzigen Leibwächterin unterwegs?«
»Ich bin nicht der große Hoffnungsträger«, entgegnete Gabe. »Ich bin nur der geduldete, noch unerfahrene Krieger.« Dann lächelte er. Plötzlich sah er genauso aus wie der junge Gabe. Was Adrian zuerst wie eine häßliche Mischung zweier nicht zueinander passender Gesichter erschienen war, verwandelte sich mit einem Schlag in eines der atemberaubend schönsten Antlitze, das er je gesehen hatte.
»Der andere Wächter wurde auf der Brücke in Jahn ermordet«, fügte Leen hinzu, als rechnete auch sie mit einem Angriff Adrians.
Adrian runzelte die Stirn. Irgend etwas ging hier vor. Gabes Anwesenheit mißfiel ihm. Gabe war jetzt erwachsen, war unter Fey groß geworden. Nach Adrians Einschätzung war er der unberechenbarste aller Fey.
»Dann kommst du wohl besser mit ins Haus«, sagte er.
»Ich muß unbedingt Coulter finden.«
»Er müßte eigentlich hier sein«, erwiderte Adrian. »Aber er ist nicht in seinem Bett.«
»Du kannst ihn Finden«, bemerkte Leen.
»Ja«, stimmte Adrian zu. »Aber was ist mit deiner tollen Verbindung?«
Gabe warf ihm einen wütenden Blick zu. »Wo ist das Haus?«
»Hier entlang.« Adrian ging vor ihnen durch das nasse Gras. Die Nerven in seinem Rücken zuckten. Coulter müßte hier sein. Und es war merkwürdig, daß Gabe keine Verbindung mit ihm aufnehmen wollte.
Adrian hatte jahrelang mit Fey zusammengelebt. Er wußte, was er von ihnen zu erwarten hatte, und war durchaus in der Lage, für seine eigene Sicherheit zu sorgen. Trotzdem störten ihn die Mißtöne dieses Besuchs.
Plötzlich änderte er seine Meinung. Er war erleichtert darüber, daß Luke nicht mehr bei ihm lebte. Und er hoffte auch, daß Fledderer heute nacht nicht hier auftauchen würde.
Wo aber steckte Coulter? Coulter kannte die Fey und konnte es mit jedem von ihnen aufnehmen. Er hatte mehr Zauberkräfte als die meisten Fey zusammengenommen, eine Tatsache, die die Fey immer wieder in Schrecken versetzte und Adrian neugierig darauf machte, woher er diese Kräfte wohl haben mochte.
Adrian wies auf die Hintertür. »Tretet ein«, sagte er. »Ich hole Coulter.«
»Ich begleite dich«, schlug Leen vor.
»Und läßt Gabe unbewacht zurück?« Adrian schüttelte den Kopf. »Ihr könnt mich durch einen Zauber binden, wenn ihr wollt. Ich verspreche euch, daß ich niemanden hierherbringe oder euch mit Weihwasser übergieße. Das Zeug ist in meinem Haus verboten.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und ging wieder zum Maisfeld zurück. Er ahnte, wo sich Coulter aufhielt.
Offenbar hatte die Leibwächterin beschlossen, ihm nicht zu folgen. Sie lehnte sich gegen den Türrahmen. Als sei er unsicher, welches der richtige Weg war, änderte Adrian ein paarmal die Richtung, bevor er sich für einen Pfad entschied. Die Maisstauden schlossen sich schützend um ihn. Das leise Rascheln der Blätter verriet jedoch, welchen Weg er eingeschlagen hatte.
Er durchquerte das Feld, bis er eine Lichtung erreichte.
Mitten auf der Lichtung saß Coulter. Er hatte die Beine im Schneidersitz untergeschlagen, die Hände auf die Knie gelegt und die Augen geschlossen. Er war so vollständig in Mondlicht getaucht, als sei er das Ziel der bleichen Strahlen. Als Adrian näher kam, sagte Coulter energisch: »Bleib stehen, Adrian!«
Adrian hielt inne. Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, auf Coulter zu hören, wenn dieser sich in einer seiner besonderen Stimmungen befand.
»Du warst nicht in deinem Bett«, begann Adrian.
»Du kannst dir diese Spielchen sparen«, erwiderte Coulter. »Gabe ist gekommen.«
»Ja. Warum hast du ihn nicht begrüßt?«
Coulter schlug die Augen auf, die im geisterhaften Mondlicht silbern und flach wirkten. »Ich habe die Verbindung blockiert.«
Adrian zog fragend die Augenbrauen zusammen. Coulter hatte ihm einmal erzählt, daß die Verbindung seine Lebensader sei. »Warum?«
»Ich wollte nicht, daß er herkommt.«
»Warum nicht?«
»Er ist nicht mehr sicher.«
»Nicht mehr sicher? Ich habe ihn gerade in mein Haus gelassen«, erwiderte Adrian.
»O nein, er wird uns nichts
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