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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zurück und ließ sich von den weichen Polstern einhüllen. Seine Wunden schmerzten. Wahrscheinlich sah er furchtbar aus. Vorsichtig berührte er die Verbände auf seinem Gesicht mit der rechten Hand. Sie bedeckten Wangen und Kinn, und einer reichte sogar bis zu den Augen. Er konnte sich nicht an Stiche erinnern, die ihn so dicht am Auge getroffen hatten, aber schließlich erinnerte er sich nur sehr undeutlich an die Einzelheiten des Überfalls. In diesem Moment hatte ihn nichts als betäubendes Entsetzen erfüllt. Er hatte sich mehr davor gefürchtet, daß ihn die Fey ertränkten, als davor, erstochen zu werden.
    Die Frau erschien jetzt wieder und stellte eine Tasse Tee auf dem Nachttischchen ab. Sie legte den Arm hinter seinen Kopf und richtete ihn vorsichtig auf.
    »Das kann ich schon allein«, sagte Matthias.
    »Bis Ihr wieder auf den Beinen seid, is’ das meine Aufgabe«, gab sie zurück. Sie nahm die Tasse und hielt sie ihm an die Lippen.
    Der Tee war warm und roch nach Blüten. Er hatte einen leicht bitteren Geschmack, linderte aber den Schmerz in seiner Kehle. Sie setzte die Tasse ab und ließ ihn in Ruhe Luft holen.
    »Ich kenne dich nicht einmal«, sagte Matthias. »Warum bist du so freundlich zu mir?«
    Sie lächelte. »Ich bin Marly, und wir zwei sind irgendwie verwandt.«
    »Verwandt?« fragte Matthias überrascht. »Du weißt ja nicht einmal, wer ich bin.«
    »Muß ich auch nit. Ich kann doch sehn, daß wir gemeinsame Wurzeln haben.«
    Er trank einen Schluck. Das gab ihm einen Moment Zeit zum Nachdenken. Sie konnte nicht wissen, wer er war. Nicht mit all diesen Verletzungen im Gesicht. Außerdem war sie zu jung, um ihn noch aus seiner Zeit als Rocaan zu kennen.
    Aber sie hatte ihn als »Hohen Herrn« bezeichnet. Vielleicht hielt sie ihn für einen Lord, und wenn sie auf gemeinsame Wurzeln verwies, wollte sie vielleicht auch ihn für sich beanspruchen. Als ob sie davon etwas hätte. Er besaß weder Land noch Reichtum. Nichts als eine Handvoll Getreuer, genügend Geld, um seine Träume zu verwirklichen, und einen Traum, einen einzigen Traum, der die ganze Insel retten konnte, wenn man nur zuließ, daß er ihn zielstrebig verfolgte.
    Sie nahm die Tasse von seinem Mund. »Was für gemeinsame Wurzeln?« fragte er zögernd.
    Sie lächelte. »Ihr seid von den Blutklippen«, erwiderte sie.
    Das überraschte ihn. Man konnte es ihm lange nicht so deutlich ansehen wie ihr. Er hatte nicht die verräterischen rötlichen Haare, er sah anders aus als die Leute dort. »Wie kommst du darauf?«
    »Ihr meint, abgesehn von Eurer Größe?«
    Daran hatte er nicht gedacht. Jetzt war es an ihm zu lächeln. »Es gibt auch in Jahn hochgewachsene Leute.«
    »Nee«, gab sie zurück. »Bloß die Bastarde des Königs.«
    Darüber lächelte Matthias erneut. Vielleicht hatten sie tatsächlich gemeinsame Wurzeln. Er nahm noch einen Schluck Tee, dann ließ er sich wieder von ihr in die Kissen betten. »Sag einmal, Marly«, fragte er, »wie schlimm sieht mein Gesicht aus?«
    Sie blickte zu ihm hinunter, und ihre Augen nahmen einen mitfühlenden Ausdruck an. »Wart Ihr früher ein gutaussehender Mann?«
    »Gutaussehend?« Er runzelte die Stirn. Darüber hatte er sich niemals Gedanken gemacht. »Meinst du eitel? Ich glaube nicht. Ich will einfach nur wissen, was sie mit meinem Gesicht gemacht haben.«
    »Früher oder später seht Ihr’s ja selbst«, sagte sie. »Vergebt meine Offenheit, aber wenn Ihr mal Geld mit Eurem Gesicht verdient habt, dann müßt Ihr Euch jetzt nach ’ner neuen Arbeit umsehn.«
    »Wie schlimm?« beharrte er.
    Das Lächeln auf ihrem Gesicht erlosch. Sie berührte seine Verbände mit leichter Hand. »Sieben Schnitte, und die sind alle ziemlich lang. Ich hab’ die Wundränder vernäht. War gut, daß Ihr’s nit gespürt habt. Hab’ versucht, kleine Stiche zu machen, aber Ihr werdet trotzdem lange Narben und kleine Löcher in der Haut behalten. Die kleinen Kinder werden sich vor Euch fürchten, wenn’s dunkel wird.«
    Matthias schloß die Augen. Er hatte sich nie auf sein Äußeres verlassen, um sein Ziel zu erreichen, aber er wußte, was sie sagen wollte. Gesichtsnarben erschreckten die Leute mehr als andere Wunden. Er hatte es immer wieder gesehen, wie sich die Blicke senkten, wenn sich jemand näherte, dessen Gesicht von Narben entstellt war.
    Noch etwas, womit er zurechtkommen mußte.
    Noch etwas, das die Fey ihm genommen hatten.
    »Ich wollt’ Euch nit weh tun.«
    »Diese Wunden stammen nicht von

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