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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Herr.«
    »Auf einmal.« Titus strich seinen Talar glatt. Er war froh, daß er sich noch nicht für die Nacht umgezogen hatte. In diesem Augenblick brauchte er jedes Quentchen Autorität. »Als seine Kinder noch klein waren, hat er mich nie gebraucht. Auch nicht, als er glaubte, in seinem Land sei Frieden eingekehrt. In seinem Dünkel hat er sogar in Erwägung gezogen, zugleich König und Rocaan zu sein. Ich glaube, er berief sich auf die Tatsache, daß nur in seinen Adern das Blut des Roca fließt, während der Rocaan ursprünglich nur der zweite Sohn des Roca war. Sollte also nicht der erstgeborene Nachfahre des Roca auch Rocaan werden? Wäre es nicht natürlich, wenn er selbst Rocaan würde?«
    Stowe runzelte die Stirn. »Hat er das zu Euch gesagt?«
    »Nein, zu meinem Vorgänger. Aber …«
    »Kein Aber«, erwiderte Stowe. »Matthias war ein Mörder, der versucht hat, unser Land zu ruinieren. Er gehörte nicht auf den Stuhl des Rocaan, in diesem Punkt waren wir uns alle einig. Außerdem gab es damals keine Hoffnung auf einen besseren Nachfolger. Das war eine Drohung des Königs. Eine Drohung, die nicht ohne Wirkung geblieben ist. Die Befürchtung, daß Königswürde und religiöse Führerschaft in einer Person zusammengefügt werden könnten, hat Matthias veranlaßt, Euch zu seinem Nachfolger zu ernennen.«
    Titus umklammerte die Türkante. Die Hitze wurde immer unerträglicher. Er trat auf den Balkon hinaus.
    Er war noch ein junger Mann gewesen, als man ihm diese Verantwortung aufgebürdet hatte. Zu jung, seiner Meinung nach. Zu jung, um all die feinen Unterschiede zu erkennen. Was Stowe sagte, klang einleuchtend. Aber Titus konnte sich nicht mehr an diese Vorfälle erinnern. Es mußte ja nicht wahr sein, auch wenn es einleuchtend klang.
    Im Hof hatte man die Fackeln angezündet. Die Flammen spiegelten sich in den Intarsien, auf denen Szenen aus dem Leben des Roca und des Tabernakels aufblitzten. Obwohl Titus wußte, daß sie da waren, sah man keine Wachen unten im Hof. Seit die Fey vor über einem Jahrzehnt mit Gewalt hier eingedrungen waren, stand der Tabernakel Tag und Nacht unter Bewachung.
    Jetzt trat auch Stowe auf den Balkon. Er blieb in der Nähe des Türrahmens stehen und blickte zum Fluß hinüber. Heute abend war der Cardidas besonders laut. Das Gurgeln des Wassers hallte in der Stille der Stadt wider. Im Lichtschein des Vollmondes strömten die Wellen silbern glänzend dahin.
    »Man hat heute abend auf der Brücke eine Leiche gefunden«, sagte Titus. Er hatte es kurz vor Stowes Besuch erfahren. »Es überrascht mich, daß Ihr auf Eurem Ritt über die Brücke nichts davon bemerkt habt.«
    »Es war dunkel.« Stowes Stimme hatte einen wachsamen Unterton. »Und ich hatte es eilig.«
    »Mhmmm.« Titus trat vor und legte die Hände auf die Brüstung. Auf der Straße ertönte plötzlich ein überraschter Ausruf. Die Stadt lag doch noch nicht im Schlaf. »Es war die Leiche eines Fey. Ermordet.«
    Titus wandte sich um. Stowe hörte ihm aufmerksam zu. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt. »Wie?«
    »Weihwasser. Man konnte nur noch ein Ohr erkennen, eine Hand und einen Arm. Der Rest war nichts als eine unförmige Masse. Ich war überrascht, daß der Gestank so schnell verflogen war.«
    »Heute abend weht ein leichter Wind.«
    »Ja«, entgegnete Titus.
    Das Schweigen zwischen ihnen wuchs. Stowe verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Er hatte jetzt keine Zeit, um sich auf das gemächliche Tempo der Unterhaltung einzulassen, das Titus anschlug. Dafür war der Auftrag, den ihm sein König erteilt hatte, zu wichtig.
    »Vergebt mir, Heiliger Herr«, äußerte Stowe. »Ich sehe keinen Zusammenhang.«
    »Es ist eigentlich ganz einfach.« Titus lehnte sich gegen die Brüstung. Sie war vor einem Jahr erneuert worden und aus schwerem Holz geschnitzt. »Das ist der untrügliche Beweis, daß das Weihwasser immer noch wirkt.« Er richtete sich zu voller Größe auf. Jetzt war der richtige Augenblick, um Lord Stowe daran zu erinnern, daß er, Titus, kein junger Mann mehr war. Seit fünfzehn Jahren leitete er nun den Tabernakel, ebenso lange wie der Zweiundvierzigste Rocaan und länger als viele andere.
    »Sagt Eurem König, daß er sich verrechnet hat. Es war falsch, Auds in den Kirchen im Süden zu töten, um das Vertrauen in den Tabernakel zu erschüttern. Das Weihwasser durch gewöhnliches Wasser zu ersetzen ist ein Verbrechen, Lord Stowe. Und es ist auch verwerflich, die Bevölkerung zu zwingen, den

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