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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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gesehen.
    Er versuchte, so unbekümmert wie möglich zu erscheinen. Die ganze Atmosphäre im Raum war zum Zerreißen gespannt. Es hatte keinen Sinn, alles noch schlimmer zu machen, bloß weil er selbst beunruhigt war. »So wie ich die Sache sehe, befinden sich in diesem Zimmer eine ganze Fey und zwei halbe.«
    »Nein, Papa.« Arianna klang plötzlich wütend. Sie legte ihre Hand über die Sebastians und unterbrach ihn dabei, den Fleck auf seiner Robe zu untersuchen. »Ein Fey war hier. Er hat versucht, Sebastian zu überreden, mit ihm wegzugehen.«
    Nicholas’ Kehle war mit einem Schlag trocken. Arianna besaß eine lebhafte Phantasie, aber so etwas würde sie sich niemals ausdenken. »Was ist passiert?« fragte er.
    »Erst habe ich ihn davongejagt. Dann habe ich ihn verfolgt. Ich hätte ihn fast erwischt, aber Solanda hat mich daran gehindert. Sie kannte ihn. Sie hat ihn entkommen lassen.«
    Nicholas fühlte, wie alles Blut aus seinem Gesicht wich. Erst berichtete man ihm, daß eine Fey-Armee in den Süden des Landes eingefallen war, und jetzt das. »Solanda?« fragte er.
    Solanda stand in voller Größe vor ihm. Ihr sonst so anmutiger Körper bildete eine einzige, stocksteife Gerade. Sie ballte die Fäuste, und ihr Blick huschte zwischen Arianna und Nicholas hin und her. »Ihr wollt mich das doch nicht wirklich fragen«, sagte sie.
    »Doch – wenn jemand versucht, meinen Sohn zu entführen!«
    »Niemand hat versucht, Euren Sohn zu entführen.«
    »Was ist dann passiert?« Nicholas’ Stimme klang barscher, als er beabsichtigt hatte. Niemand durfte jemals wieder seine Familie bedrohen. Niemand.
    »Gabe …«, stammelte Sebastian.
    Alle drei drehten sich nach ihm um.
    » … war … hier …«
    »Du kennst ihn?« fragte Arianna ungläubig. Die Knöchel ihrer um seine Hand geschlungenen Finger wurden weiß. Ihr Griff sah schmerzhaft aus, aber Sebastian wehrte sich nicht.
    Er nickte.
    »Wie kommst du dazu, einen Fey zu kennen?« fragte Arianna weiter.
    Sebastian blickte hilfesuchend zu Solanda. Die war bis an den kalten Kamin zurückgewichen und schüttelte den Kopf.
    »Solanda«, sagte Nicholas fröstelnd. Etwas stimmte hier nicht. Stimmte ganz und gar nicht. »Es dauert zu lange, wenn er es uns erklären soll. Erzähl du es.«
    »Das habt Ihr doch nie gewollt«, gab Solanda zurück.
    »Ich habe dich darum gebeten. Schon zweimal.«
    Arianna beobachtete die beiden mit starrem Gesicht. Sebastian schien völlig verstört. So verängstigt hatte er seit dem Tag, an dem er Arianna das Leben gerettet hatte, nicht mehr ausgesehen. Wie war es möglich, daß Sebastian etwas wußte, das dem Rest der Familie verborgen geblieben war?
    »Ich habe versucht, es Euch zu erklären. Schon vor Jahren«, sagte Solanda. »Ihr habt mir nicht geglaubt.«
    »Jetzt bin ich bereit, dir zu glauben.«
    Solanda blickte, wie um Erlaubnis bittend, zu Sebastian hinüber. Sonst hatte sie ihn nie nach seiner Meinung gefragt.
    Nicholas’ Mund war immer noch wie ausgedörrt.
    »Ist … in … Ordnung«, brachte Sebastian heraus. An seinem linken Unterlid zitterte eine Träne. »Besser … jetzt … als … heute … abend.«
    Nicholas runzelte die Stirn. Er fühlte, wie sich sein Geist von seinem Körper löste. Das hatte er sich selbst beigebracht, um auch in Momenten äußerster Anspannung Entscheidungen treffen zu können. Dies war ein solcher Moment.
    Solanda holte Luft. »Der Fey, der heute nachmittag hier war, war Euer Sohn, Nicholas.«
    Sein Sohn?
    Die Träne tropfte von Sebastians Wimpern und landete auf seinem Wangenknochen. Arianna wischte sie weg.
    »Sebastian ist mein Sohn«, sagte Nicholas verständnislos, vielleicht absichtlich verständnislos. Er konnte diese Unterhaltung keinen Augenblick lang weiterführen. Nicht wenige Minuten vor der Mündigkeitszeremonie.
    »Nein«, widersprach Solanda mit Nachdruck.
    »Sebastian ist nicht Euer Sohn. Er ist ein Golem. Ein Wechselbalg. Rugar hat Euren Sohn fünf Tage nach seiner Geburt gestohlen.«
    »Nein«, keuchte Nicholas.
    »Doch«, bekräftigte Solanda. Ihre Stimme klang ungewöhnlich leidenschaftlich.
    Nicholas holte tief Luft und drehte sich zur Wand. Seine Methode schien ihn im Stich zu lassen. Gefühle und Erinnerungen strömten unerbittlich auf ihn ein.
    Der lachende Säugling mit den hellen Augen, der seinen Finger mit der winzigen Faust umklammerte.
    Das Wesen mit dem steinernen Gesicht, das aus einem Nachmittagsschläfchen aufgewacht war und sich fortan kaum weiterentwickelt hatte.
    Das

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