Fey 05: Der Schattenrpinz
fallen?« Anscheinend hatte Arianna in der Aufregung vergessen, daß sie Sebastians Stimme imitieren mußte, denn sie sprach mit ihrer eigenen. »Das werde ich niemals tun. Für euch mag ich vielleicht aussehen wie eine Fey, aber in meinen Adern fließt Inselblut. Was auch geschehen mag, ich bleibe hier, im Palast, bei meiner Familie und meinen Freunden.«
»Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um dem Thronfolger solche Fragen zu stellen«, warf Nicholas ein.
»Im Gegenteil. Es ist genau der richtige Zeitpunkt«, widersprach Lord Miller. »Wir müssen unseren Anführern vertrauen können.«
»Ihr habt Vertrauen zu mir. Und ich trage hier immer noch die Verantwortung«, erwiderte Nicholas.
»Ihr habt eine von ihnen geheiratet«, rief eine Frau. Im Dämmerlicht konnte Nicholas die Sprecherin nicht erkennen.
»Ich wollte Frieden«, gab Nicholas zurück. »Und wir haben Frieden gehabt. Vielleicht wird auch weiterhin Frieden herrschen, wenn ich erst mit dem Schwarzen König gesprochen habe. Dieser Fey war nur ein Untergebener. Er hatte keinerlei Befugnis, zu verhandeln, ebensowenig wie er in die Pläne seines Königs eingeweiht war. Nun, ihr kennt jetzt meine Ansicht. Die Blaue Insel gehört uns. Sie wird auch weiterhin unser Eigentum bleiben. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, damit sich daran nichts ändert.«
»Ihr würdet sogar verleugnen, daß Eure Kinder Fey sind?«
»Meine Kinder sind auf dieser Insel geboren. Sie sind im Palast aufgewachsen und werden meine Nachfolge antreten, wenn ich sterbe. Aber ich habe nicht vor zu sterben, weder jetzt noch in unmittelbarer Zukunft. Ihr müßt mir genau zuhören, und ich werde alles tun, um diesen neuen Angriff auf uns abzuwehren!«
»Reden allein kann diese Mörder nicht aufhalten«, sagte Lord Enford.
»Das stimmt«, bestätigte Nicholas. »Deswegen müßt ihr alle genau befolgen, was ich euch sagen werde. Zunächst treffen wir die üblichen Vorbereitungen für den Kriegsfall.«
Arianna legte Nicholas die Hand auf den Arm. Er warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie nickte zustimmend.
»Nachdem diese Vorbereitungen abgeschlossen sind, werde ich ein Treffen der Ratsherren im Kriegszimmer einberufen. Ihr anderen zieht euch auf eure Ländereien zurück und rüstet euch für den Ernstfall.«
»Es sieht so aus, als hätten einige Ländereien bereits kriegerische Überfälle hinter sich.«
Nicholas holte tief Luft. »Der Schwarze König befindet sich derzeit im Süden des Landes. Keiner der Gesandten aus dem Süden ist anwesend. Das ist an und für sich nichts Ungewöhnliches, schließlich nehmen diese Gesandten auch sonst ihre offiziellen Aufgaben nicht wahr. Ihre heutige Abwesenheit scheint allerdings die Worte des Fey zu bestätigen.«
Die Lords schwiegen. Offenbar hatte keiner von ihnen versucht, sich auf die unterschiedlichen Informationen einen Reim zu machen.
»Zweitens werde ich mit dem Rocaan zusammentreffen und sicherstellen, daß sich für den Fall eines Kampfes genügend Weihwasser auf der Insel befindet. Er muß dafür sorgen, daß wir über einen ausreichend großen Vorrat verfügen. Veranlaßt eure Daniten und Auds, euch so viel Wasser zu geben, daß ihr einige Zeit überleben könnt.«
»Der Fey hat behauptet, unser Weihwasser könne ihnen nichts mehr anhaben«, äußerte Lord Fesler. Er klang ehrlich besorgt.
»Wollen wir hoffen, daß er sich täuscht«, entgegnete Nicholas. »Falls er dennoch recht haben sollte, kümmert euch um ausreichende Bewaffnung. Die Fey mögen über Zauberkräfte verfügen, aber sie sind sterblich wie wir. Daran müßt ihr immer denken, ganz gleich, mit welchen Mitteln sie kämpfen. Ein Schwert tötet sie genauso schnell wie uns.«
Alle blickten ihn gebannt an. Nicholas’ Herz pochte, während er die Stuhllehne immer noch umklammert hielt. So lebendig hatte er sich seit Jahren nicht mehr gefühlt.
»Schließlich gibt es noch einige Fey, die schon seit über einem Jahrzehnt unter uns leben. Manche von ihnen haben uns geholfen, andere hingegen nicht. Ihr müßt sie als Einzelpersonen sehen, nicht als Teil einer Armee. Einige dieser Fey verfügen über beträchtliches Wissen, fürchten sich aber so sehr vor ihrem Schwarzen König, daß sie auf unserer Seite sind. Das müßt ihr euch immer vor Augen halten. Und euren Vorteil daraus ziehen.« Nicholas hatte jetzt alle Anwesenden in seinen Bann gezogen und beherrschte die Situation uneingeschränkt. »Ihr habt eure Befehle erhalten. Je schneller wir unsere
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