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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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älter zu sein, eher wie die Gänge im Tabernakel, wo die Steine sorgfältig zu einem Gewölbe gemauert waren. Der Boden war mit Stroh, Fellresten und Tierexkrementen bedeckt. Riesige Spinngewebe hingen von Decke und Wänden.
    Hier war schon sehr, sehr lange niemand mehr gewesen.
    »Das ist er, glaub’ ich«, verkündete Con.
    »Guck nach«, bat Servis. Zum ersten Mal seit Beginn ihres Unternehmens schien er nervös.
    Con zog die Karte hervor, und die beiden Männer beugten sich darüber. Nach der Zeichnung zu urteilen, befanden sie sich im ältesten Teil des Palastes, und dieser Gang führte zum Hauptgeschoß.
    Sie wechselten einen fragenden Blick. Wenn einer von ihnen abspringen wollte, war jetzt der richtige Augenblick dafür. Die Stille war beinahe mit Händen zu greifen. Dann ließ Servis sein Ende der Karte los. Das Pergament knisterte. Con rollte es auf und verstaute es sorgfältig in seinem Gewand.
    Junge Menschen, die bereit waren, um einer Weisung und ihrer Ehre willen dem Tod ins Auge zu blicken. Und die als einzige darum wissen würden, wie Servis sagte. Aber im Grunde waren sie ja auch die einzigen, die darum wissen mußten.
    Servis ging mit ausgestreckter Hand voran, um die Spinnweben wegzuwischen. Mit der anderen hielt er die Fackel so dicht wie möglich am Körper, um nichts, was sich vor ihm befand, in Brand zu setzen.
    Der Gang erstreckte sich schier endlos geradeaus. Dann endlich stieg der Boden an. Sie bogen um eine Ecke und entdeckten kleine Stufen, alt und ausgetreten vom häufigen Gebrauch, die sich durch einen schmalen Spalt in der Wand schlängelten.
    Con nahm Servis die Fackel aus der Hand. Schließlich war es Cons Weisung und damit seine Aufgabe. Servis mochte ihm folgen, wenn er wollte, aber als Anführer war er fehl am Platze.
    Con tastete sich mit einer Hand an der Wand entlang und hielt mit der anderen die Fackel. Die Stufen machten einen Bogen und wanden sich kreisförmig nach oben, eine alte Bauweise, wie sie auch im Tabernakel nur noch in einem Flügel erhalten war. Dann endeten die Stufen plötzlich vor einer Mauer.
    Hinter der Mauer hörte man Stimmen auf Fey sprechen.
    Con warf Servis einen Blick zu. Dessen Gesicht sah im Fackelschein ganz gelb aus. Der Treppenabsatz, auf dem sie standen, war so schmal, daß sie sich fast auf die Füße traten.
    »Die Stufen können doch nit einfach so aufhörn«, flüsterte Servis.
    »Wenn sie nicht mehr gebraucht werden, schon«, gab Con zurück. »Wenn jemand eine Mauer gebaut hat, um den Eingang zum Verlies zu verstecken.«
    »Nee«, widersprach Servis. »Die Mauer is’ auf der Karte drauf. Muß einen Weg geben, sie zu öffnen.«
    Con befühlte den Stein. Die Fey-Stimmen beunruhigten ihn. Wenn sie so laut waren, daß man sie durch eine Steinmauer hören konnte, mußten es sehr viele Fey sein.
    Der Mörtel zwischen den Steinen war locker. Sonst fühlte Con nichts.
    Schließlich hatte Servis genug. »Geh mal weg da«, befahl er.
    Con gehorchte.
    Servis warf sich mit der Schulter gegen die Mauer. Dann stemmte er einen Fuß gegen die gegenüberliegende Wand und schob mit seinem ganzen Gewicht. Der Stein knirschte. Es regnete Schmutz und Mörtel, und fast wäre die Fackel verlöscht.
    Das Knirschen klang betäubend laut in dem kleinen Raum. Con konnte die Fey nicht mehr hören. Er stellte sich vor, daß sie mit gezückten Waffen auf der anderen Seite der Wand lauerten und beobachteten, wie die Mauer sich langsam öffnete.
    Seine Kehle war trocken und schmeckte nach Staub.
    Aber es gab kein Zurück. Sie mußten durch die Wand. Ganz gleich, was sie auf der anderen Seite erwartete.
    Schweiß strömte über Servis’ Gesicht und malte Streifen in die Schmutzschicht. Die Mauer bewegte sich millimeterweise. Wenn auf der anderen Seite wirklich Fey standen, waren sie hinreichend gewarnt. Endlich hatte sich die Mauer so weit geöffnet, daß beide Männer hindurchpaßten.
    Con legte Servis die Hand auf den Arm. »Ich gehe zuerst«, sagte er.
    Servis widersprach nicht. Er trat beiseite, und Con schlüpfte durch den engen Spalt.
    In einen leeren Raum. Die Stimmen schienen vom Ende eines Korridors zu kommen, als wären die Fey weitergezogen. Schweiß prickelte auf Cons Rücken. Er winkte Servis, ihm zu folgen.
    Der Raum war groß, fast so groß wie die Sakristei. Mehrere Tische standen herum. Einen davon hatten sie beim Eintreten umgestoßen. Schwerter und andere Waffen bedeckten die Wand, durch die sie gekommen waren. Auf vielen Steinen waren noch die

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