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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Fährten, die sich unablässig überkreuzten, in die Erde eingebrannt, wie eigens zu dem Zweck angelegt, Matthias die Richtung zu weisen. Die anfängliche Panik, die in Constantia angesichts der Spuren in Matthias aufgestiegen war, hatte sich gelegt, und Matthias fragte sich, ob sie vielleicht eher durch das Verhalten der Städter ausgelöst worden war. Trotzdem spürte er immer noch ein merkwürdiges Prickeln.
    Niemand außer ihm konnte die Spuren sehen. Nicht Tri, nicht Jakib und Denl, nicht die Städter.
    Nur Matthias.
    Matthias hatte schon so viel Ungewöhnliches, fast Unmögliches vollbracht, aber es beunruhigte ihn trotzdem jedes Mal.
    Sein Vorgänger, der Fünfzigste Rocaan, hätte sicher behauptet, das läge daran, daß Matthias sich nicht Gottes Willen fügte. Der Fünfzigste Rocaan war immer der Ansicht gewesen, Matthias lege Gottes Willen zu sehr nach seinem eigenen Gutdünken aus.
    Matthias war davon nicht völlig überzeugt. Im Lauf der Zeit hatte er sich schließlich außergewöhnliche Gelehrsamkeit erworben. In seinen frühen Jahren im Tabernakel hatte er allerdings feststellen müssen, daß er es an reiner Glaubensstärke nicht mit dem Fünfzigsten Rocaan aufnehmen konnte. Dasselbe konnte man zwar auch von vielen anderen Mitgliedern des Tabernakels behaupten, für die die Religion einfach ein Beruf wie jeder andere war, aber die wahren Gläubigen hatte Matthias immer respektiert.
    Der Fünfzigste Rocaan war einer dieser wahren Gläubigen gewesen.
    Genau wie Titus, Matthias’ Nachfolger.
    Alle beide waren von den Fey ermordet worden.
    Matthias überlief ein Frösteln, und er blickte auf. Die Spuren wanden sich einen Bergpfad entlang und erleuchteten ihn. Dann überkreuzten sie sich noch ein paar Meter weiter und brachen vor einer Felswand plötzlich ab. Als Matthias die Wand, die noch ein ganzes Stück entfernt war, eingehender betrachtete, fühlte er eine flüchtige Anwesenheit.
    Er blieb abrupt stehen. Dieselbe Anwesenheit hatte er schon einmal gefühlt, wenn auch nur ganz schwach. Das war kurz vor seinem Amtsantritt als Rocaan gewesen. Damals hatte er sie allerdings westlich von Jahn, in der Nähe des Blumenflusses, wahrgenommen. Bald war diese Anwesenheit zu etwas geworden, das Matthias für eine Art Wunschdenken gehalten hatte, einen Traum, wie der Schatten eines geliebten Toten, der einem lebendigen Menschen über die Schulter sieht.
    Und doch spürte Matthias die Anwesenheit jetzt hier im Gebirge, demselben Gebirge, in dem man ihn als Säugling ausgesetzt hatte, so stark und deutlich, als könnte er sie berühren wie eine Person.
    »Alles in Ordnung mit dir, Heiliger Herr?« erkundigte sich Denl besorgt.
    Er war neben Matthias stehengeblieben. Seine Fackel flammte hell vor dem schwarzen Himmel. Das Feuer sah irgendwie unwirklich aus, wie von einem der Künstler gemalt, die den Tabernakel ausschmückten.
    »Ja, alles klar«, erwiderte Matthias. Der Fackelschein lenkte ihn von den Spuren ab. Etwas an den Spuren störte ihn. Einerseits unterschieden sie sich von der unsichtbaren Anwesenheit, andererseits waren sie mit ihr verbunden.
    Wieder überlief ihn ein Frösteln.
    Er durfte nicht länger so ziellos weiterwandern.
    Er mußte allein weitergehen.
    »Hör zu«, wandte er sich an Tri. »Bleib du hier. Sollten wir dort vorn auf Fey treffen, läufst du zurück nach Constantia. Berichte den Weisen Führern, daß du die Langen gefunden hast, und erzähl ihnen, wo.«
    »Nein«, weigerte sich Tri. »Die Weisen sind genau die Sorte Leute, die wir hier oben nicht brauchen können. Ich bin hier heraufgekommen, um die Langen zu warnen und zum Fortgehen zu bewegen.«
    »Ich weiß«, beschwichtigte Matthias. »Falls es sich nur um ungewöhnlich hochgewachsene Inselbewohner handelt, kannst du das gerne tun. Wenn es aber Fey sind, mußt du die Weisen Führer holen. Die Fey sind gefährlich. Sie brauchen keine Beschützer. Sie werden die ganze Stadt zerstören.«
    »Das denkt er sich nich’ bloß aus«, pflichtete Jakib Matthias bei. »Sie ham Jahn niedergebrannt.«
    »Und die meisten Leute in der Stadt abgemurkst«, ergänzte Denl.
    Tri schüttelte den Kopf. »Du weißt genau, was die Weisen tun werden. Sie werden hier heraufkommen und die Langen töten.«
    Matthias nickte.
    Tri warf den Kopf in den Nacken. »Willst du Leute umbringen, die du gar nicht kennst?«
    »Ich kenne die Fey.«
    »Aber nicht diese Fey.«
    »Vielleicht nicht«, räumte Matthias ein. »Aber ich habe noch keinen Fey getroffen, der nicht

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