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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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scheußlichen, rauhen Geräusch, das Con bisher nur ein paarmal gehört hatte. Con standen die Haare zu Berge.
    Dann brach der Schrei jäh ab, als hielte jemand Sebastian den Mund zu.
    »Na komm schon«, lockte die Frau. »Wehr dich nicht. Wir tun dir nicht weh.«
    »Der Schwarze König möchte bloß seinen Urenkel kennenlernen«, setzte ein männlicher Fey hinzu.
    Con versuchte, sich aus dem Leichenhaufen zu befreien. Es gelang ihm, den Kopf zu heben und tief Luft zu holen, obwohl er sich wegen des Gestanks beinahe übergeben mußte. Um ihn herum verstreut lagen die Kisten und bildeten einen Wall zwischen ihm und Sebastian.
    Auch das Schwert befand sich außerhalb von Cons Reichweite. Er konnte es nicht einmal sehen, er wußte nur, daß er nicht auf der Waffe gelandet war.
    Con zerrte verzweifelt an den Kisten und versuchte, sie wegzuschieben, aber sie hatten sich fest ineinander verkeilt, und Con war mit seiner Kraft am Ende. Er konnte kaum die Arme bewegen. Ein unnatürlicher Schmerz schoß durch das untere Ende seiner Wirbelsäule.
    »Was ist mit dem anderen?« fragte eine zweite Frau.
    »Was soll mit ihm sein?« fragte die erste zurück.
    »Sollen wir ihn kaltmachen?« Ihre Stimme klang gierig.
    »Fußsoldaten«, lachte die Anführerin. »Ich dachte, ihr hättet euren Blutdurst bereits während des Gemetzels am anderen Flußufer gestillt.«
    »Davon kann man nie zuviel haben«, gab die andere zurück.
    »Wahrscheinlich nicht«, stimmte ihr die Anführerin zögernd zu.
    »Also?« fragte die Fußsoldatin.
    »Nein«, entschied die Anführerin. »Laßt ihn laufen. Der Schwarze König hat gesagt, daß er diesen hier sofort sehen will. Das geht vor.«
    Con warf sich mit aller Kraft gegen die Kisten. Sie bewegten sich zwar, gaben aber keinen Spalt frei. Con stieß einen Laut aus, der fast wie ein Schluchzen klang.
    »Nein!« rief er. »Nehmt mich!«
    Wenn die Fey ihn befreiten, bekam er vielleicht das Schwert zu fassen, und wenn er erst einmal die Waffe hatte, konnte er gegen sie kämpfen.
    Jemand lachte – Con glaubte, daß es wieder die Frau war – und dann hörte er Schritte.
    Sie entfernten sich.
    »Nein!« schrie er wieder. »Laßt mich nicht hier zurück!«
    Aber seine Stimme verhallte ungehört.
    Sie mußten Sebastian abgeführt haben.
    Denn plötzlich herrschte Totenstille.

 
34
     
     
    Jakib und Denl trugen Fackeln, und Marly hatte sie offenbar zusätzlich mit Essen und ein paar Wasserbeuteln ausgerüstet. Nach der Hälfte der Strecke war Matthias entgegen seiner Überzeugung dafür dankbar, daß die beiden Männer Tri und ihn begleiteten. Ohne sie hätte er sich im Dunkeln niemals zurechtgefunden.
    Nur die Spuren, die er als einziger erkennen konnte, glühten so hell wie kleine Feuer, die sich durchs Unterholz fressen. Die Nacht war klar, aber finster; einen Mond gab es nicht. Am samtschwarzen Himmel schimmerten schwach die Sterne. Der Berg ragte wie ein riesiger Schatten vor Matthias auf.
    Abgesehen von dem Licht, das in seiner Mitte glühte. Es lockte Matthias wie ein gemütliches Zimmer und verursachte ihm zugleich eine Gänsehaut. Er versuchte, das verführerische Leuchten soweit wie möglich zu ignorieren und sich vorzustellen, daß es etwas anderes war, etwas, das nichts mit den Spuren zu tun hatte.
    Das hoffte er jedenfalls.
    »Kalt?« fragte Tri neben ihm.
    »Nein«, entgegnete Matthias. Es war nicht die Kälte, die ihm Unbehagen bereitete. Seit Sonnenuntergang hatte die Luft sich abgekühlt, aber darauf war Matthias gefaßt gewesen und hatte beim Aufbruch daran gedacht, einen zusätzlichen Pullover überzuziehen.
    »Willst du die ganze Nacht so weiterwandern?« erkundigte sich Tri.
    »Wenn es sein muß«, gab Matthias zurück.
    »Und was willst du machen, wenn du sie findest?«
    Darauf wußte Matthias keine Antwort. Er trug kein Weihwasser bei sich, außerdem hatte die Flüssigkeit ihre Wirkung auf die Fey ohnehin verloren. Klugheit und List waren seine einzigen Waffen.
    Außerdem war er sich nicht sicher, ob er diesmal überhaupt kämpfen wollte.
    Interessant, daß gerade Tri eine solche Frage stellte. Anscheinend war sein Vorsatz, die »Langen« zu warnen, mit der untergehenden Sonne verschwunden.
    Vielleicht hatte aber auch der Zusammenstoß mit den Klipplern auf dem Markt Tris Eifer gedämpft.
    Matthias würdigte Tri keiner Antwort. Er ging einfach weiter, immer den Spuren nach, die sich über den schlammigen Weg schlängelten.
    Diese Spuren waren wirklich merkwürdig. Es waren zwei

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