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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nicht. Trotzdem besitzen wir die Gabe der Magie.«
    »Ich besitze keine Magie«, fauchte Matthias.
    Der Junge lächelte. Im Schein der Fackel war sein Gesicht seltsam blaß. »Natürlich besitzt du sie. Sonst könnte ich dich nicht fühlen.«
    Ihr besitzt große Magie, heiliger Mann.
    Vor Jahren hatte sich Matthias aus dem Bann eines Traumreiters befreit, und der Fey hatte gesagt, daß nur die Magie zwischen ihnen so etwas fertigbringen könne. Er hatte den Zauberspruch eines weiteren Fey abgewendet und diesen getötet. Er hatte ein Seil aus Blut geflochten und sich daran vom Grund des Cardidas emporgezogen.
    »Ich besitze keine Magie«, wiederholte Matthias flüsternd.
    »O doch«, sagte der Junge. »Du hast bloß keine Übung. Hier. Versuch das mal.«
    Er öffnete die Finger, und ein Feuerball erschien auf seiner Handfläche. Dann verschwand der Ball so schnell, wie er gekommen war.
    »So etwas kann ich nicht«, wehrte Matthias ab.
    »Du hast es nur noch nicht versucht.«
    »Ich kann es nicht«, wiederholte Matthias.
    Das Lächeln des Jungen wurde breiter. »Natürlich kannst du es. Erst stellst du es dir vor. Dann fühlst du es auf deiner Hand. Du und ich, wir können alles erschaffen, was wir uns vorstellen. Die meisten Leute können das nicht.«
    Matthias erinnerte sich plötzlich, wie er während der ersten Invasion die Weihwasserflaschen genommen und den Fey entgegengeschleudert hatte, in der Hoffnung, sie damit aufzuhalten.
    Es war ihm gelungen.
    Aber das Blutbad, das er damit angerichtet hatte, hatte er sich nicht vorher ausgemalt.
    Oder etwa doch?
    »Versuch es«, forderte der Junge ihn erneut auf.
    Matthias streckte die geöffnete Hand aus. Er mußte es einfach versuchen. Sonst würde er sich für den Rest seines Lebens fragen, ob der Junge recht hatte. Er stellte sich einen Feuerball wie den vor, den der Junge erschaffen hatte, und fühlte ihn plötzlich auf seiner Handfläche. Er senkte den Blick.
    Dort brannte der Ball, ein perfekter Flammenkreis, rot, orange und in der Mitte blau, aber trotzdem kühl auf seiner Haut.
    Matthias stieß einen überraschten Schrei aus und schüttelte das Gebilde ab.
    Der Feuerball fiel zu Boden.
    Der Junge schnippte mit den Fingern, und der Ball flog zu ihm hinüber. Er zerdrückte ihn zwischen den Handflächen, und das Feuer erlosch mit einer kleinen Rauchwolke.
    Matthias sah das Licht der Flamme immer noch in der Dunkelheit vor sich.
    »Wenn du einen erschaffst, ist er echt«, warnte der Junge. »Du mußt vorsichtig damit umgehen.«
    »Das habe nicht ich gemacht. Das warst du«, keuchte Matthias. »Ich kann so etwas nicht.«
    Der Junge musterte ihn. »Hast du das alles überlebt, indem du deine eigenen Fähigkeiten und deine Macht abgestritten hast? Indem du jemand anderem die Verantwortung zugeschoben hast?«
    »Du warst es«, beharrte Matthias und wich zurück.
    »Dann probier etwas anderes«, forderte ihn der Junge auf. »Etwas, von dem du mir nicht vorher erzählt hast. Stell es dir vor und warte ab, was passiert.«
    »Nein.« Matthias wäre fast gegen die Felsen geprallt, zwischen denen die Fackel steckte. Halt suchend griff er danach, um nicht zu fallen. Die Fackel schwankte, und das Licht flackerte. »Wer bist du?«
    »Die Fey nennen mich einen Zaubermeister. Ich weiß nicht, wie der Inselausdruck dafür lautet. Ich nehme an, er ist längst in Vergessenheit geraten.«
    »Haben die Fey dich dazu gemacht?«
    »Nein.« Der Junge klang bekümmert. »Das wollten sie gern glauben, aber sie haben Tests durchgeführt. Dabei hat sich herausgestellt, daß ich die gleichen magischen Fähigkeiten besitze wie sie, obwohl ich vor der ersten Invasion geboren wurde. Ich bin ein echter Inselbewohner. Genau wie du.«
    »Du mußt ein Fey sein. Manche von ihnen sehen aus wie Inselbewohner.« Matthias erinnerte sich daran, wie ein solcher Fey in den Tabernakel eingedrungen war.
    »Stell mich auf die Probe«, schlug der Junge vor.
    »Das Weihwasser wirkt nicht mehr.« Matthias richtete sich vorsichtig auf. »Du bist ein Fey, und du versuchst, mich zu täuschen.«
    »Nein«, erwiderte der Junge. »Ich bin Coulter. Ich bin ein Inselbewohner wie du. Und auch du wirst eines Tages an deine eigenen Fähigkeiten glauben müssen.«
    Ihr besitzt große Magie, heiliger Mann.
    »Warum erzählst du mir das alles?« fragte Matthias.
    »Bis jetzt dachte ich, daß ich der einzige Zaubermeister sei, der kein Fey ist«, erklärte Coulter. »Denk doch nur, wozu wir fähig wären, wenn wir uns

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