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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zusammentun. Wir hätten genausoviel Macht wie ihre mächtigsten Leute. Wenn wir diese Macht richtig einsetzen …«
    »Wer sind deine Gefährten?« unterbrach ihn Matthias. »Von wem stammen diese Spuren?«
    Zu seiner Überraschung richtete der junge Coulter seinen Blick direkt auf die Spuren, denen Matthias gefolgt war. »Von zweien meiner Freunde«, antwortete er.
    »Wie kommt es, daß ich ihre Spuren sehe, aber nicht die meiner eigenen Gefährten?« fragte Matthias.
    »Auch die könntest du sehen, wenn du wolltest. Aber wozu? Wenn wir die Spuren aller Leute sehen wollten, die jemals diesen Boden betreten haben, würden wir blind werden. Also treffen wir eine Auswahl.« Der Junge trat näher. »Vielleicht solltest du nach den Spuren deiner Freunde Ausschau halten.«
    Matthias schüttelte den Kopf. »Damit du sie sichtbar machst?«
    »Du kannst mich nicht für alles verantwortlich machen«, sagte der Junge. »Stell dir vor, was du alles tun könntest, wenn du deine Macht nutzt, statt sie zu verleugnen.«
    Matthias zitterte. »Deine Freunde sind groß. Sie sind heute nach Constantia gekommen und wurden vertrieben. Sind deine Freunde Fey?«
    Der Junge schluckte. »Zwei von ihnen.«
    »Du ziehst mit Fey umher?«
    »Sie sind nicht so, wie du denkst«, erklärte der Junge. »Sie haben nichts mit dieser Invasion zu tun. Im Gegenteil. Sie versuchen, den Schwarzen König aufzuhalten.«
    »Dafür habe ich nur dein Wort«, konterte Matthias. »Das Wort eines Jungen, der ein Fey ist oder auch nicht.«
    »Ich bin kein Fey«, seufzte der Junge. »Das habe ich dir doch schon erklärt. Ich heiße Coulter. Ich bin wie du.«
    »Nein, das bist du nicht«, entgegnete Matthias. »Ich würde mich niemals irgendwelchen Fey anschließen. Fey sind bösartige Geschöpfe, Mißgeburten.«
    »Weil sie Magie besitzen?« fragte der Junge.
    Matthias lief ein Schauder über den Rücken.
    »Du verleugnest deine Magie. Tust du das, weil du ihnen sonst zu ähnlich wärst? Würde Magie dich zu einer Mißgeburt machen?«
    Dämonenbrut.
    »Würdest du dadurch bösartig?«
    »Ich besitze keine Magie«, knurrte Matthias.
    »Das stimmt nicht.«
    »Warum bist du Fey so erpicht darauf, mich zu einem der deinen zu machen?« In Matthias stieg ein mörderischer Zorn auf, wie er ihn seit jener Nacht auf der Brücke von Jahn, in der er beinahe gestorben wäre, nicht mehr verspürt hatte. »Ich bin keiner von euch.«
    »Und ich bin kein Fey«, gab der Junge zurück.
    »Du lügst!« brüllte Matthias. Er langte nach den Felsen hinter sich, packte die Fackel und schleuderte sie dem Jungen entgegen. Der Junge streckte nur die Hand aus und unterbrach den Flug der Fackel mitten in der Luft.
    »Willst du mich töten, weil ich die Wahrheit sage?« fragte er. »Haßt du dich selbst denn so sehr?«
    »Ich hasse mich nicht«, keuchte Matthias.
    »Du verleugnest dich selbst. Und wenn man dich mit der Nase darauf stößt, wirst du so wütend, daß der Berg zittert. Wenn du dich beruhigen und mir glauben würdest, wärst du viel glücklicher. Wir könnten zusammenarbeiten …«
    »Du siehst auch nicht glücklicher aus«, schnitt ihm Matthias das Wort ab. »Wenn du wirklich so glücklich bist, warum treibst du dich dann allein hier im Gebirge herum? Haben dich deine Freunde im Stich gelassen?«
    »Nein«, erwiderte der Junge. »Aber manchmal, wenn man so große Macht besitzt …« Seine Stimme brach ab.
    »Trägt man große Verantwortung, ich weiß. Glaub mir, ich weiß es.«
    Matthias hatte immer das Gefühl gehabt, daß er seiner Verantwortung als Rocaan nie richtig gerecht geworden war. Er hatte nicht um diese Position gebeten. Er war eine Fehlbesetzung gewesen. Ihm fehlte der Glaube. Er konnte ebensowenig an Sichtbare und Unsichtbare Dinge glauben wie an Inselmagie.
    »Was willst du von mir?« flüsterte er. Er hatte das Gefühl, diese Frage schon sein ganzes Leben lang gestellt zu haben. »Warum hast du mir hier oben aufgelauert?«
    »Ich habe dir nicht aufgelauert«, verteidigte sich der Junge. »Du bist den Spuren meiner Freunde gefolgt.«
    »Wo sind sie?«
    Wieder lächelte der Junge traurig. »Das soll ich dir verraten? Nachdem du gerade die Absicht geäußert hast, sie zu töten?«
    Die Fackel hing zwischen ihnen in der Luft. Matthias starrte sie einen Augenblick lang an. Er widerstand dem Bedürfnis, auszuprobieren, ob sie wohl zu ihm zurückfliegen würde.
    »Sag deinen Freunden, daß sie von hier verschwinden sollen«, entgegnete er. Er konnte genausogut das tun,

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