Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
nich’? Du wolltest ihn ja von Anfang an im Stich lassen.«
    »Denl!« brummte der zweite Mann warnend.
    »Is’ doch wahr«, wehrte sich der so Angesprochene beleidigt. »Du hast dich sogar mit dem Pöbel da unten gemein gemacht. Da frag ich mich doch, ob du nich’ gleich Fersengeld gegeben hättst, wenn wir nich’ dagewesen wärn.«
    »Ihr kennt mich schlecht«, verteidigte sich der erste.
    »Das stimmt, und seit heut kenn ich dich noch weniger.«
    »Denl …«
    »Du lügst!« schrie jemand über ihren Köpfen.
    Adrian hatte die Stimme noch nie gehört, aber sie war so voller Schmerz und Zorn, daß er eine Gänsehaut bekam. Was ging dort oben vor sich?
    »Das isser«, keuchte Denl. »Jetzt haben sie ihn.«
    »Wer ›sie‹?« fragte der dritte Mann. »Es is’ bloß ein Junge.«
    »Is’ doch egal«, sagte der zweite. »Ich hab meiner Schwester versprochen, daß wir ihn lebendig zurückbringen.« Er erhob sich und ging bergauf.
    Die anderen schlossen sich ihm heftig diskutierend an.
    Ein Junge. Bloß ein Junge. Keine »sie«. Nur ein Junge.
    Aber welcher Junge? Gabe? Coulter? Oder verwechselten die Männer Fledderer mit einem Inselkind?
    Es spielte keine Rolle. Alle drei waren Adrian wichtig, und sie waren wichtig für die Insel.
    Bevor er es merkte, rannte er schon. Die drei Männer hatten Angst, und verängstigte Männer überlegten nicht lange. Sie handelten. Wer auch immer von Adrians Gefährten dort oben war – sie konnten ihm etwas antun. Vielleicht töteten sie ihn sogar.
    Wenn es Gabe war, konnte er sich nicht verteidigen. Nicht so wie Coulter. Noch nicht einmal so wie Fledderer.
    Die zahlenmäßige Verteilung war immer noch ungleichgewichtig – zwei gegen vier –, aber Adrians Eintreffen würde das ein wenig ausgleichen. Außerdem rechneten die vier Männer nicht mit einem Angriff von hinten.
    Adrian war allein, aber er konnte sehr gefährlich werden, wenn einer seiner Freunde in Not war.
    Das würden die Männer schon noch merken.
    Vielleicht mußten sie für diese Erkenntnis sogar mit dem Leben bezahlen.

 
36
     
     
    Pausho duckte sich hinter einen Felsen. Neben ihr ächzte Fyr. Bis jetzt hatte weder die Gruppe am Fuß des Pfades noch der Fremde hinter dem anderen Felsen sie bemerkt.
    Das war gut. Es war nicht einfach gewesen, dem Fremden in der Dunkelheit auf den Fersen zu bleiben. Der Kerl war schlau: Erst war er in die Stadt gewandert, hatte sich dort zwischen den Häusern herumgedrückt und war dann durch eine kleine Seitenstraße zurückgegangen. Hätte Zak nicht wie ein Schießhund aufgepaßt, wäre der Mann Pausho durch die Lappen gegangen.
    Fyr hätte seine Spur bestimmt längst verloren. Sie hatte ja noch nicht einmal Zak bemerkt. Pausho hatte sich schon gefragt, ob es richtig gewesen war, Fyr mitzunehmen, aber immerhin war Fyr, im Gegensatz zu ihr, noch immer frisch und munter. Es sprach doch manches für junge Beine.
    Der Fremde war der ersten Gruppe auf den Berg gefolgt. Zwei von ihnen hatte Pausho erkannt: Matthias und Tri. Bei Tris Anblick überflutete sie eine Welle des Zorns. Wie hatte er sie bloß so an der Nase herumführen können? Warum war ihr seine Verbindung zu Matthias entgangen? Matthias war Dämonenbrut. Er wurde in Constantia nur geduldet, weil seine Pflegemutter sogar nach ihrem Tod bei den Städtern immer noch in hohem Ansehen stand. Aber Tri wirkte so normal, seinem Vater so ähnlich, so willig, den Zielen der Weisen zu dienen.
    Gerade diese Bereitwilligkeit hätte Pausho mißtrauisch machen sollen. Niemand, der wußte, was die Weisen taten, war freiwillig bereit, einer von ihnen zu werden. Niemand.
    Als der Fremde stehengeblieben war, hatten auch Fyr und Pausho haltgemacht. Matthias und seine Begleiter dagegen waren weiter bergauf gewandert, aber dann waren drei von ihnen wieder zurückgekommen. Im Fackelschein konnte Pausho ihre Gesichter nur undeutlich erkennen. Tri sah erschöpft und fast verängstigt aus. Die beiden anderen kannte Pausho nicht, aber sie schienen aufgeregt zu sein. Leider konnte Pausho ihrer lebhaften Unterhaltung aus dieser Entfernung nicht folgen.
    Der Fremde dagegen schien jedes Wort zu verstehen. Er lauschte gespannt.
    Hatte Matthias die Langen gefunden?
    Wollte er sich ihnen anschließen? Allein der Gedanke ließ Pausho schaudern. Matthias war auf eine Art gefährlich, die die wenigsten begriffen. Pausho war sich nicht einmal sicher, ob Matthias selbst es begriff. Tri hatte keine Ahnung, mit wem er sich da eingelassen hatte, und er war

Weitere Kostenlose Bücher