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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nicht lange genug bei den Weisen gewesen, um alle ihre Methoden zu kennen.
    Außerdem hatte er sich geweigert, die Texte zu lesen. Wie dumm von ihm, daß er nicht jede Gelegenheit zu lernen wahrgenommen hatte.
    Jetzt allerdings war Pausho froh darüber. Es gab Dinge, über die niemand außerhalb des heiligen Kreises Bescheid wissen sollte. Zuerst hatte Pausho befürchtet, Tri sei doch eingeweiht, aber dann war ihr klargeworden, daß er sich nicht die Mühe gemacht hatte, sich mit den Texten zu befassen.
    Das war zugleich gut und schlecht für die Weisen. Pausho hatte Tri als einzige mißtraut und sich gegen ihn ausgesprochen. Alle anderen hatten Tri für einen feinen Kerl gehalten.
    Jetzt würden die anderen sich hintergangen fühlen und womöglich Pausho die Schuld geben, weil sie von Anfang an gegen Tri gewesen war.
    Plötzlich schrie eine Stimme von oben: »Du lügst!«
    Der Ausruf hallte laut und klar zwischen den Felsen wider.
    Pausho hörte Wut, Schmerz und Enttäuschung über einen Verrat in der Stimme, so wie jedesmal, wenn sie ein Neugeborenes im Schnee aussetzte. Selbst Neugeborene schienen schon zu verstehen, was man ihnen antat. Selbst Neugeborene erkannten Verrat.
    Der Schrei schreckte die drei Männer vor Pausho auf. Sie rannten den Berg hinauf. Der Fremde zögerte nur kurz, dann setzte auch er sich in Trab.
    »Sollen wir ihnen folgen?« fragte Fyr.
    »Vielleicht«, sagte Pausho. Aber sie hatte es nicht eilig. Sollten doch die drei Parteien – die Langen dort oben, Tris Freunde und der Fremde – ihren Kampf alleine austragen. Sollten sie sich doch gegenseitig umbringen.
    Das erleichterte nur Paushos Aufgabe.
    Pausho erhob sich mühsam und lauschte, in der Hoffnung, noch mehr Schreie zu hören. Aber die Stille, die ihr entgegenschlug, war irgendwie noch verdächtiger.
    Vorsichtig suchte sie sich ihren Weg bis zum Pfad. Jetzt, wo die Männer die Fackel mitgenommen hatten, war es noch finsterer. Fyr hielt sich dicht neben Pausho, die ihre Wärme und füllige Gestalt als tröstlich empfand.
    »Was geht da oben vor?« flüsterte Fyr.
    Pausho schüttelte den Kopf. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung.
    Plötzlich stieg der Pfad steil an. Pausho hörte Stimmen vor sich. Der Himmel leuchtete im Fackelschein, nein, mehr als Fackelschein. Es sah fast aus wie ein Freudenfeuer.
    Paushos Kehle war wie ausgedörrt. Die Stimmen riefen wild durcheinander. Nur mit Mühe konnte Pausho einzelne Worte verstehen – jemand beschuldigte den Heiligen Herrn, eine andere Stimme verteidigte sich, und eine weitere versuchte, jemanden zum Schweigen zu bringen. Dann vereinigten sich vier Stimmen zu einem einzigen Schrei.
    Pausho fiel in Laufschritt. Als sie oben ankam, sah sie am Rande des Pfades vier Männer. Wegen seiner abstoßenden Körpergröße war Matthias am leichtesten zu erkennen. Der Fremde hatte kurz vor den vieren haltgemacht. Vor ihnen sah Pausho einen Mann, dessen Körper in Flammen stand. Zwei Fackeln schwebten, wie von unsichtbarer Hand gehalten, zu seinen beiden Seiten in der Luft. Obwohl die Flammen den Mann vollständig einhüllten, schien er nicht wirklich zu brennen.
    »Bleibt, wo ihr seid«, warnte er. »Faßt mich nicht an.«
    »Ich wollte gerade gehen«, erwiderte Matthias.
    »Deine Freunde haben versucht, mich zu töten«, entgegnete der brennende Mann.
    Der Fremde trat zu der Gruppe und streckte die Hand aus. »Coulter …«, begann er.
    Ein Feuerball löste sich aus der Hand des brennenden Mannes. Er flog durch die Luft und landete mitten zwischen den anderen Männern. Flammen spritzten auf wie Wasser. Einer der Männer – Tri? In dem Wechsel von Licht und Schatten konnte Pausho es nicht genau erkennen – erstickte eine Flamme auf seinem Bein mit der Hand.
    »Zurück«, warnte der brennende Mann.
    »Wir gehen«, wiederholte Matthias.
    Ein zweiter Feuerball löste sich aus der Hand des Mannes und flog Pausho fast vor die Füße.
    »Nicht ich bin es, der hier lügt«, sagte der brennende Mann. »Du lügst. Du hast gesagt, daß du gehen willst, aber in Wirklichkeit willst du meine Freunde fangen und umbringen. Oder etwa nicht?«
    »Das habe ich nie bestritten«, konterte Matthias.
    »Außerdem hast du versucht, mich zu töten.«
    »Ich habe nichts dergleichen getan.«
    »Nicht direkt«, räumte der brennende Mann ein. »Deine Freunde haben dir die Arbeit abgenommen.«
    Ein dritter Feuerball sauste durch die Luft und landete auf dem Pfad. Pausho sprang zur Seite, in den Schutz der Felsen. Neben ihr

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