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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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versperrte ihm mehr den Weg.
    Er war frei.
    Er kletterte über die letzten Kisten. Es war stockdunkel. Die Fey hatten die Fackel mitgenommen. Durch die Öffnung über Cons Kopf fiel kein einziger Lichtstrahl.
    Also mußte es immer noch Nacht sein.
    Con hatte das Gefühl, als sei er tagelang in dem widerlichen Leichenhaufen gefangen gewesen, dabei waren nur einige Stunden vergangen.
    Er war vollkommen verdreckt. Der Talar klebte ihm am Leib. Seine Finger und Beine waren voller Splitter. Noch nie hatte er einen so starken Drang verspürt, sich zu waschen.
    Aber er wußte, daß er sich gedulden mußte.
    Endlich berührten seine Füße den Steinfußboden. Er fühlte sich kühl unter Cons nackten Sohlen an. Kühl und angenehm. Con holte tief Luft. Wenigstens war hier der Gestank nicht mehr so überwältigend.
    Aber Sebastian war fort.
    Insgeheim hatte Con gehofft, daß die Fey Sebastian zurücklassen würden. Sie waren so schnell verschwunden, daß er fast sicher gewesen war, daß sie Sebastian nicht mitgenommen hatten. Sie hätten ihn tragen müssen.
    Sie wollten ihn zum Schwarzen König bringen.
    Vor den Anführer aller Fey.
    Was würde dieses Ungeheuer einem so unschuldigen Wesen wie Sebastian antun?
    Con tastete sich vorwärts. Seine Finger berührten Holzstücke, ganze Kartoffeln, Rüben, Möhren und Stoffetzen. Er untersuchte den Bereich um den Kistenstapel und wagte sich sogar noch tiefer in die Katakomben hinein.
    Nichts.
    Nichts außer Leichen und zerbrochenen Kisten.
    Nicht einmal eine Feylampe hatten sie zurückgelassen.
    Con setzte sich auf den Boden. Die Energie, die ihn seit dem Abzug der Fey aufrechtgehalten hatte, verließ ihn. Dies war sein dunkelster Moment, dunkler als jener, in dem er erfahren hatte, daß der Tabernakel niedergebrannt war. Es war schlimmer, als vom Kistenstapel zu stürzen und zwischen Kisten und Leichen begraben zu werden.
    Con hatte seine Weisung nicht erfüllt. Er hatte zugelassen, daß der freundlichste Mensch, den er kannte, von den Soldaten des niederträchtigsten Volkes der ganzen Welt gefangengenommen worden war. Der Schwarze König konnte Sebastians Schicksal mit einem einzigen Satz besiegeln. Vielleicht hatte er es sogar schon getan.
    »Tut mir leid«, flüsterte Con, ohne zu wissen, ob er zu sich selbst, dem Heiligsten oder Sebastian sprach.
    Er stützte den Kopf in die Hände. Eigentlich war er immer noch ein Knabe. Seit er Sebastian gefunden hatte, hatte er sich wie ein Erwachsener gefühlt, denn er war Sebastian in so vielem überlegen. Aber er war trotzdem ein Knabe. Er war noch nicht einmal vierundzwanzig Jahre alt, das Alter, in dem man Auds zu befördern pflegte. Nur wenigen Auds in seinem Alter war jemals eine Weisung erteilt worden. Con hatte nur von einem einzigen anderen Fall gehört: Der Zweiundfünfzigste Rocaan hatte in so jungen Jahren eine Weisung empfangen. Er war ohne Waffen und Begleitschutz mit einer Botschaft in das geheime Versteck der Fey geschickt worden.
    Der Zweiundfünfzigste Rocaan hatte es überlebt.
    Aber jemand hatte ihm diese Weisung erteilt. Cons ursprüngliche Weisung hatte gelautet, König Nicholas vor dem Überfall der Fey auf Jahn zu warnen. Diese Weisung hatte Con nie erfüllt. Denn als Con den Palast endlich erreicht hatte, war der König geflohen. Statt dessen hatte Con den Sohn des Königs gefunden und beschützt.
    Bis heute abend, bis vor wenigen Stunden, als der Sohn des Königs seinerseits Con beschützt hatte.
    Sebastian hatte geahnt, daß man sie trennen würde. Vielleicht hatte er sogar geplant, sich den Fey freiwillig auszuliefern, seit er zum ersten Mal die »Veränderung« der Magie gespürt hatte. Immerhin hatte er Con erklärt, wo dieser seine Freunde finden konnte, und darauf bestanden, daß Con diese Erklärung Wort für Wort wiederholte.
    Wo sind deine Freunde?
    Im … Süden … Ein … Tagesmarsch … für … dich.
    Und für dich?
    Diese Frage hatte Sebastian nie beantwortet. Hatte er alles vorausgesehen? Was für magische Kräfte mochte dieser steinerne Halbfey besitzen? Und konnten ihm diese magischen Kräfte noch helfen, wenn er dem Schwarzen König gegenüberstand?
    Oder würde Gott selbst ihm helfen? Schließlich floß auch in Sebastians Adern das Blut des Roca.
    Con neigte den Kopf und sprach ein kurzes Gebet für seinen Freund, in dem er ihn von ganzem Herzen und mit aller Kraft dem Heiligsten anempfahl. Er hoffte, daß das Gebet Gottes Ohr erreichte.
    Gott durfte Sebastian jetzt nicht im Stich lassen. Nicht,

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