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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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stirnrunzelnd an. Ihre Hand lag immer noch auf Fledderers Ärmel. Die Rotkappe schien darauf zu warten, daß sie ihn losließ, damit er nachsehen konnte, was vor sich ging.
    »Weil du mich brauchtest«, erklärte seine Mutter. »Durch meine Unwissenheit wärst du beinahe gestorben.«
    »Du hast mich gerettet?« fragte Gabe ungläubig.
    Sie schüttelte den Kopf. »Damals war ich noch kein Mysterium. Dein Freund hat dich gerettet. Behalte ihn im Auge. Er ist wichtig.«
    »Wieso?«
    »Behalte ihn einfach im Auge«, wiederholte sie.
    »Also hätte ich dich damals gebraucht«, sagte Gabe, um sie zum Weitersprechen zu bewegen.
    »Du brauchst mich immer noch.« Sie verschränkte die Arme, als mache sie sich auf Widerspruch gefaßt. »Den dringenden Wunsch hierherzukommen – den habe ich dir eingegeben. Ich wollte, daß du mich siehst. Ich wollte mit dir reden. Ich mußte mit dir reden.«
    »Warum?« fragte Gabe.
    »Weil du in Schwierigkeiten bist und meine Hilfe brauchst, Gabe.«
    Auch Gabe verschränkte jetzt die Arme vor der Brust. So viele Leute hatten ihm in letzter Zeit erzählt, daß er Hilfe brauchte, ihre Hilfe, als käme er nicht allein zurecht. Coulter hatte ihm geholfen und dabei Gabes Verbindungen durchtrennt, und deswegen war Sebastian gestorben.
    Sebastians Tod schmerzte am meisten, weil Gabe ihn hätte verhindern können. Jene lebensechte Vision, wie Sebastian explodierte …
    Gabe schüttelte den Kopf.
    »Und inwiefern brauche ich deine Hilfe?« bohrte er weiter.
    »Du verfügst über Fähigkeiten, die du noch nie eingesetzt hast«, erläuterte seine Mutter. »Niemand hat deine Visionäre Kraft geschult. Niemand hat dir beigebracht, wie du ein Visionär des Schwarzen Throns wirst. Ich kann es dir zeigen.«
    »Soweit ich weiß, war meine Mutter noch nicht im vollständigen Besitz ihrer Fähigkeiten, als sie noch am Hof des Schwarzen Throns lebte«, sagte Gabe. »Sie beherrschte diese Dinge ebenfalls nicht.«
    Sie verzog das Gesicht zu einem flüchtigen, schmerzlichen Lächeln. »Du weißt viel. Aber ich bin …«
    »Jetzt ein Mysterium«, fiel ihr Gabe ins Wort. »Allwissend, allmächtig und doch so unfähig, dein Wissen zu teilen. Tut mir leid, wenn ich dir nicht glaube. Tut mir leid, daß deine Geschichte mir zu gut ausgedacht vorkommt.«
    »Du brauchst mich, Gabe.«
    »Und deswegen erscheinst du mir hier, in dieser Festung der Inselreligion, einer Religion, die Fey tötet, um mir zu erzählen, daß du eine der mächtigsten Fey bist, die es gibt.«
    »Also hast du doch von den Mysterien gehört.«
    »Ich wurde als Fey erzogen«, erwiderte Gabe. »Das habe ich dir bereits erklärt. Aber das solltest du auch von allein wissen, wo du doch ein Mysterium bist.«
    »Ich wußte es auch«, behauptete sie.
    »Was bist du wirklich?« fragte Gabe. »Etwas, das nur Inselbewohner sehen können? Ein Geist, der diese Höhle heimsucht, eine Höhle, die diejenigen magisch anzieht, die am wahrscheinlichsten auf den Schwindel hereinfallen?«
    »Ich bin das, was ich gesagt habe«, beharrte sie.
    »Ach richtig, ein Mysterium. Und jetzt hast du plötzlich beschlossen, mir zu erscheinen. Als ich drei war und beinahe gestorben wäre, konntest du mir nicht helfen, also mußte Coulter für dich einspringen. Auch als das Schattenland einstürzte, warst du nicht da … nein, warte mal … du hast ja gesagt, du seist mir zu Hilfe geeilt. Nur, daß ich nichts davon wußte. Du hast mir nicht geholfen, meine Eltern zu retten. Du hast mir nicht beigestanden, als die Feysoldaten uns im Maisfeld aufstöberten. Da mußte Coulter wieder für dich einspringen. Tut mir leid, daß ich nicht verstehe, was du mir erzählen willst. Tut mir leid, daß ich glaube, du willst etwas ganz anderes von mir …«
    »Gabe«, rief sie, und ihre Stimme mischte sich mit der Fledderers.
    Gabe drehte sich nach der Rotkappe um. Fast fürchtete er, daß seine Mutter sich jetzt Fledderers bediente, um durch ihn zu sprechen.
    »Was ist?« fragte Gabe.
    »Wenn sie ein Mysterium ist, solltest du ihr lieber zuhören«, mahnte die Rotkappe.
    Gabe rollte unwillkürlich die Augen zur Decke. Langsam ging ihm das alles entschieden zu weit. »Und wenn nicht?«
    »Dann wirst du es schon merken«, beschwichtigte die Rotkappe.
    »Also, ich merke es nicht«, sagte Gabe. »Und es paßt einfach zu gut, hier in dieser Inselhöhle.«
    »Paßt zu gut?« wiederholte Fledderer. »Du warst der einzige, der diesen Ort sehen konnte. Wir sind tagelang gewandert, um hierherzukommen. Das

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