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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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er.
    »Sie haben dich schon einmal abgelenkt. Und sie haben Angst vor mir. Sieh dir bloß diese Rotkappe an.« Sie spuckte das Wort angeekelt aus. Vielleicht war sie seine Mutter. Vielleicht war sie wirklich hier. »Er starrt mich die ganze Zeit an, als ob er tatsächlich glaubt, er könnte mich sehen.«
    »Und warum kann er es nicht?« fragte Gabe.
    Seine Mutter streckte die Hand aus und berührte sein Gesicht. Ihre schwieligen Finger streichelten seine leicht zugespitzten Ohren, liebkosten seine runden Wangen und berührten schließlich vorsichtig die Lider seiner blauen Augen.
    »Du siehst aus wie dein Vater«, sagte sie leise und verwundert, als könne sie es selbst nicht glauben. »Wie dein Vater, wenn er ein Fey wäre.«
    Gabe trat einen Schritt zurück, damit sie ihn nicht mehr anfassen konnte. »Warum kann Fledderer dich nicht sehen?«
    Als er seinen Namen hörte, blickte Fledderer auf. Auch Leen erstarrte. Sie beobachteten Gabe angespannt. Obwohl er sie vorhin angeschnauzt hatte, beruhigte ihn die Anwesenheit der beiden. Sie würden nicht zulassen, daß ihm etwas zustieß.
    Jedenfalls nichts, das sie sehen konnten.
    »Niemand hat dich ausgebildet, nicht wahr? Mein Vater hat dich ins Schattenland verschleppt und dir keinerlei Unterricht zuteil werden lassen.«
    Wieder dieser hochmütige Ton. Er mißfiel Gabe. Besonders die Kritik an seinen Adoptiveltern, Niche und Wind. Schon der Gedanke an ihre Namen schmerzte ihn.
    »Ich wurde als Fey aufgezogen«, sagte er.
    »Aber nicht als Krieger.«
    Noch ein wunder Punkt. Woher kannte sie seine Schwachstellen so gut? »Was geht dich das an?«
    Sie lächelte und zupfte an ihrer Weste. »Ich wäre lieber eine einfache Kriegerin gewesen. Diese Visionen gegen Ende waren ziemlich verwirrend.« Sie wurde wieder ernst. »Du hast auch Visionen, nicht wahr?«
    »Bevor ich nicht weiß, wer du bist, werde ich weder mit dir gehen noch dir etwas erzählen«, erklärte Gabe.
    Jetzt verschränkte auch Fledderer die Arme. Leen trat einen Schritt vor. Ihre Hand lag auf dem Griff ihres Messers.
    Gabe und seine Mutter konnten beide seine Gefährten aus dem Augenwinkel beobachten. Ihre Augen streiften die beiden flüchtig, dann lächelte sie wieder.
    »Sie sind so besorgt um dich. Das ist gut, aber unnötig.«
    »Im Gegenteil«, erwiderte Gabe. »Je länger du mir verschweigst, wer du eigentlich bist, desto weniger Glauben werde ich dir schenken.«
    Sie seufzte. »Von allen Fey solltest du am besten wissen, wer ich bin. Daß du es nicht weißt, beweist nur, wie wenig dein Großvater sich um deine Ausbildung gekümmert hat.«
    »Ich habe nie mit ihm gesprochen.«
    »Das ist mir klar«, gab sie zurück. »Ich weiß nicht, warum er dich überhaupt entführen mußte, wenn er dich nicht so behandelt hat, wie es dem Thronerben gebührt.«
    »Er hat mir gar nichts erzählt«, wiederholte Gabe.
    »Und die Schamanin auch nicht?« Seine Mutter seufzte. »Wenigstens sie hätte deine Visionäre Kraft Sehen und fördern müssen.«
    Gabe schwieg. Er hatte keine Ahnung, warum sich die Schamanin nicht mehr mit ihm befaßt hatte. Als Junge hatte er sie kaum zu Gesicht bekommen, und wenn doch, hatte sie ihn betrachtet wie ein seltenes Tier.
    Trotzdem hatte sie ihm eine Menge guter Ratschläge gegeben.
    Allerdings nur, wenn er ausdrücklich darum gebeten hatte.
    Und er hatte nicht oft darum gebeten.
    Er würde nicht noch einmal fragen, wer die Frau vor ihm eigentlich war. Wenn sie es ihm nicht von sich aus erzählte, würde er zu Fledderer und Leen zurückgehen und zusammen mit ihnen diesen Ort verlassen. Dann würde er einfach annehmen, daß die Frau eine Vision war, hervorgerufen durch die besonderen Umstände in dieser Höhle. Vielleicht war sie auch eine Erscheinungsform der Inselmagie, und nur seine gemischte Abstammung ermöglichte es ihm, sie zu sehen.
    Sie warf den Kopf in den Nacken. Ihre Augen glänzten, als sei sie stolz auf ihn. »Du bist ganz schön starrköpfig. Kein Wunder. Dein Vater und ich waren beide ausgemachte Starrköpfe. Wir waren so stur, daß keiner von uns nachgeben wollte, als wir die Klingen kreuzten. Und auch du gibst nicht nach. Du weigerst dich, mit mir zu kommen, bevor ich dir nicht verrate, wer ich bin.«
    »Vielleicht noch nicht einmal dann.«
    Sie seufzte wieder. Dann hob sie den Kopf und breitete die Hände aus. Ein Licht erhellte ihr Gesicht. Gabe konnte nicht erkennen, woher es kam. Es umfloß sie, machte ihre Haut rosig, ließ sie lebendiger aussehen. Gabe fühlte eine

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