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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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unpersönlicher war. Er selbst befand sich außerhalb seines Körpers. Er schwebte über sich, als blicke er durch einen Spalt in der Wand oder sei eine Spinne an der Zimmerdecke. Sein Körper stand unter ihm, größer als dieser merkwürdige Fey. Sein Körper war genauso alt wie jetzt auch, er gehörte einem Jüngling, nicht einem ausgewachsenen Fey.
    Der Mann und Gabe standen einander dicht gegenüber, umringt von Feykriegern. Zwei von ihnen bewachten die Tür. Die Fey trugen keine Waffen, aber einige von ihnen sahen aus wie Fußsoldaten, mit langen, tödlichen, messerscharfen Fingern.
    Niemand schien ihn zu bemerken.
    Der ältere Fey sagte etwas. Er musterte Gabes Körper wie ein kostbares und seltenes Gut. Der Körper – und Gabe – beobachteten ihrerseits den Mann.
    Dann schlüpfte jemand in einem Kapuzenumhang durch die Tür. Die Feywachen traten beiseite, aber der alte Mann bemerkte den Eintretenden nicht. Eine behandschuhte Hand mit einem langen Messer schob sich aus dem Ärmel des Umhangs. Mit zwei raschen Schritten hatte der Eindringling den Raum durchquert und die Klinge in den Rücken des Körpers gestoßen.
    Gabe schrie auf, aber er konnte nicht in den Körper zurückkehren. Auch der alte Mann schrie. Die Tür war offen und der Eindringling verschwunden.
    Der Körper lag mit aufgerissenen Augen auf dem Fußboden. Blut rann aus seinem Mundwinkel. Er hustete einmal, dann pfiff der Atem in seiner Kehle. Das Pfeifen endete in einem Seufzer, und dann schwand alles Leben aus seinem Gesicht.
    Gabes Gesicht.
    Damit brach die Vision ab.
    Zwei Versionen seines eigenen Todes. Eine in seinem Körper, in der er den Todesstoß selbst fühlte, und eine von außerhalb. Sie hatten Gabe so verwirrt, daß er zur Schamanin gegangen war, wie sie es ihm bei schwer verständlichen Visionen erlaubt hatte. Die alte Frau hatte ihn mitleidig angeblickt.
    Hast du gewußt, daß jeder Visionär seinen eigenen Tod Sieht? hatte sie gefragt.
    Gabe hatte genickt. Also ist es mein Tod?
    Sie hatte den Kopf geschüttelt. Zwei Visionen, zwei Wege. In der zweiten stirbst nicht du, sondern ein anderer.
    Sebastian war gestorben. Sebastian, dieses gutmütige, unschuldige, kindliche Wesen. Sebastian, der Golem, der nicht hatte leben sollen und trotzdem lebte. Sebastian, den Gabe wie einen Bruder liebte. Sebastian, der so viel von Gabe übernommen hatte, daß Gabe sich fragte, ob einer von ihnen ohne den anderen überhaupt weiterleben konnte.
    Wie kann ich es verhindern? hatte Gabe gefragt.
    Du mußt den Weg ändern.
    Aber wie?
    Die Schamanin hatte nur die Achseln gezuckt. Ich habe den Weg nicht gesehen. Wir können unsere Visionen nicht vergleichen. Die Zukunft ist zu dunkel. Alles ändert sich. Schon nächste Woche wird unser Leben eine neue Bedeutung haben.
    Gabe hatte die Vision geändert. Jedenfalls zum Teil. Sebastian war tatsächlich an einem Stich in den Rücken gestorben. Aber der Täter hatte keinen Kapuzenumhang getragen. Es war einer der Wachen von Gabes Urgroßvater gewesen, und Sebastian hatte sich freiwillig geopfert, um Nicholas zu retten.
    Gabe hatte auch das Gesehen. Licht strömte aus jeder Öffnung von Sebastians Körper, bevor er in tausend Stücke zersprang.
    »Ich hatte eine Vision«, sagte er zu der Erscheinung seiner Mutter. »Nicht du hast mich aus dem Schattenland gerettet. Ich hatte eine Vision.«
    Sie lächelte ihn an. »Was glaubst du, wodurch Visionen ausgelöst werden, kleiner Gabe?«
    »Sie werden gesandt …«, hob Gabe an, im Begriff, das Glaubensbekenntnis der Visionäre aufzusagen, das ihn die Schamanin gelehrt hatte. Aber er verstummte, bevor er fertig war.
    »Sie werden von den Mysterien und den Mächten gesandt«, bestätigte seine Mutter.
    »Also kannst du in die Zukunft blicken.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Aber das mußt du können, wenn du Visionen sendest«, beharrte Gabe.
    »Die Zukunft verändert sich ständig. Auch das solltest du wissen.«
    »Dann kennst du wenigstens eine Version der Zukunft.«
    »Vielleicht«, gab sie zurück. »Vielleicht auch nicht.«
    »Aber du könntest mir helfen. Wenn du wirklich soviel Macht besitzt, wie du behauptest, kannst du mir den rechten Weg weisen.«
    »Das könnte ich«, stimmte sie zu. »Und morgen könnte ich dir einen anderen Weg weisen, der auch der rechte ist. Und am nächsten Tag einen dritten.«
    »Du willst mir also nicht helfen.«
    »Die Zeiten sind unsicher«, murmelte sie. »Erst vor einer Woche hattest du eine ganze Folge von Visionen. Sie haben

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