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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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das fertigbringen sollten – und ob sie es überhaupt fertigbringen würden. Sie mußten es einfach versuchen.
    Während der ganzen Zeit mußten sie Gabe vor seinem Urgroßvater, dem Schwarzen König, verbergen.
    Adrian gefiel es hier. Als Fledderer diesen Ort als Ziel vorgeschlagen hatte, war er zuerst sehr skeptisch gewesen. Niemand ging soweit nach Osten oder Norden. Sie befanden sich am östlichen Rand der Bergkette, die man als »Die Augen des Roca« bezeichnete, ein Gebirge, das sich über den gesamten nördlichen Teil der Insel erstreckte und hier in die Blutklippen überging. Sie hatten die Klippen über die Flußroute erreicht, waren vom Landesinneren erst nach Osten, dann in nördliche Richtung gezogen, bis sie den Cardidas erreicht hatten. Es war nicht einfach gewesen, den Fluß zu überqueren, aber sie hatten es geschafft.
    Jetzt befanden sie sich in einem Teil des Landes, den die meisten Inselbewohner nur vom Hörensagen kannten. Sie wußten, daß sie hier nicht gern gesehen waren. Daher hatte Adrian auch Fledderes Vorschlag, hierherzugehen, für ziemlich verrückt gehalten. Wahrscheinlich hatte Fledderer gar nicht gewußt, wie sonderbar diese Region der Insel war.
    Wie schon oft hatte Adrian Fledderer unterschätzt.
    Fledderer war zwar ein Fey, aber er war ein höchst ungewöhnlicher Vertreter dieses Volkes. Er war eine Rotkappe, eine kleinwüchsige, vierschrötige Rotkappe ohne jede Zauberkraft. Die Fey zwangen die Rotkappen, an Leichen zu arbeiten, die toten Körper im Dienste der Magie aufzuschlitzen und sie nach dem Ausweiden beiseite zu schaffen. Die Fey hielten Rotkappen nicht für ihresgleichen, sondern für schmutzige, minderwertige Geschöpfe, die eine undankbare Arbeit zu verrichten hatten. Fledderer war vor den Fey und der Arbeit geflohen, und fühlte sich der Blauen Insel jetzt tiefer verbunden als mancher Inselbewohner.
    Fledderer, der Inselbewohner, der soviel von Zauberkräften wußte und diese zum Objekt lebenslanger eigener Forschung gemacht hatte. Da er nicht über eigene Zauberkräfte verfügte, hatte er sich überlegt, daß er zumindest mehr als andere davon verstehen sollte.
    Fledderer war der einzige von ihnen, der gleichmäßig hackte. Seit sie kurz vor Sonnenaufgang im Steinbruch angekommen waren, hatte er einen roten Stein nach dem anderen zerschmettert. Seine Muskeln zeichneten sich deutlich auf dem breiten Rücken ab.
    Coulter fiel die Arbeit schwerer. Am ersten Tag hatte er fest zugepackt, am zweiten das Tempo gedrosselt, und heute war sein Gesicht weiß vor Schmerz. Er war harte körperliche Arbeit nicht gewohnt.
    Der junge Mann war so groß wie Adrian, reichte Gabe jedoch nur bis zur Schulter. Er hatte ein rundes Gesicht, blaue Augen und strohblondes Haar. Er war sechs Monate vor der ersten Invasion der Fey zur Welt gekommen, und er verfügte über Zauberkräfte, die Adrian erzittern ließen. Seit der Schwarze König auf die Blaue Insel gekommen war, hatte Coulter durch seine besonderen Kräfte der Gruppe das Leben bereits zweimal gerettet.
    Davon war er immer noch angegriffen, weniger durch die Erschöpfung seiner Zauberkräfte – obwohl auch das nach Fledderers Ansicht eine Ursache für seinen schlechten Zustand war –, sondern weil er Leben ausgelöscht hatte. Coulter war einer der gutherzigsten Menschen, die Adrian kannte. Daß er mehr als einmal hatte töten müssen, um das Leben eines Freundes zu retten, der gar nicht verstanden hatte, was vor sich ging, machte ihm schwer zu schaffen.
    Fledderer behauptete, Coulter könne Kiesel in Goldmünzen verwandeln, und dieser Zauber würde auch dann noch wirksam bleiben, wenn die Gruppe schon längst weitergezogen war. Adrian wußte jedoch genau, daß die Inselbewohner einen solchen Vorfall niemals vergessen würden, was wiederum den Schwarzen König direkt auf ihre Spur lenkte. Er machte sich Sorgen, weil Gabe und Leen sich in der Stadt gezeigt hatten, aber Coulter hatte einfach nicht mehr genügend Kraft, um ihnen das Aussehen von Inselbewohnern zu verleihen. Gabe war derjenige gewesen, der ihn gebeten hatte, damit aufzuhören. Es waren so viele Fey auf der Insel, daß sie früher oder später doch in diesen entlegenen Teil der Insel vorstoßen würden.
    Der Schwarze König konnte ja nicht wissen, daß ausgerechnet die ersten diejenigen waren, nach denen er suchte.
    Die ganze Gruppe hatte beschlossen, dieses Risiko einzugehen.
    Adrian wischte sich die schmerzenden Hände an den schmutzigen Hosenbeinen ab, ergriff die Hacke

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