Fey 07: Die Augen des Roca
abgewiesen.
An die Markierungen hatte Adrian nicht gedacht. »Ich habe sie heute morgen noch nicht gesehen«, erwiderte er.
»Ich dachte, ihr drei gehört zusammen«, äußerte der Besitzer mit schmaler werdenden Augen.
»Wir haben zusammen angefangen. Dabei haben wir uns kennengelernt.« Das hatten sie schon abgesprochen. Es war besser. Schützte vor zu vielen Fragen.
»Aber Freunde seid ihr nicht?« sagte der Besitzer, dem man ansah, daß er nicht überzeugt war.
»Nein«, bestätigte Adrian.
»Drei Fremde, die zusammen ankommen und keine Freunde sind.«
Adrian zuckte die Achseln.
»Fünf Fremde«, ließ sich jetzt der andere Mann hören. Seine Stimme war tief, und er sprach so deutlich, daß Adrian dachte, dieser Mann könnte summen und würde doch verstanden werden. Der Mann hatte die beiden Worten so ungläubig ausgesprochen, daß Adrian fast zusammengezuckt wäre.
»In den letzten Tagen waren wir nur zu dritt«, antwortete Adrian. Er war lange Zeit Gefangener der Fey gewesen. Er hatte gelernt, seine Stimme zu kontrollieren. Er konnte so glatt lügen, daß ihm niemand je auf die Schliche kommen würde.
»Du bist mit zwei Langen gekommen«, sagte der Mann.
»Nein«, entgegnete Adrian. »Heute morgen war ich allein.«
»Nicht heute morgen«, gab der Mann zurück. »Gestern.«
»Ja«, bestätigte Adrian, »gestern waren ein paar Lange in der Gruppe. Aber sie waren nicht mit mir zusammen.«
»Du hast mit ihnen gesprochen«, sagte jetzt der Besitzer. »Ihr habt euch verabredet.«
»Ja, natürlich«, erwiderte Adrian. »Sie haben uns an diesem Morgen das Frühstück gebracht. Wir verabredeten, daß wir nach der Arbeit dafür bezahlen wollten.«
»Du hast ein Geschenk von den Langen angenommen?« Die Stimme des Mannes zitterte vor Entsetzen.
Adrian zuckte die Achseln und fragte sich, welche lokalen Sitten er damit verletzt hatte. »Wir haben uns das Frühstück geteilt«, erwiderte er. »Es war kein Geschenk. Wir haben sie dafür bezahlt.«
»Dann machst du Geschäfte mit den Langen«, stellte der Mann fest.
»Natürlich«, sagte Adrian. »Die Langen. Fey. Ihr habt sicher davon gehört. Sie sind seit zwanzig Jahren auf der Blauen Insel.«
»Alles Gerüchte«, brummelte der Mann.
»Ihr habt sie gesehen«, wandte sich Adrian an den Eigentümer. »Es sind nur Fey. Sie gehören genauso zur Blauen Insel wie wir.«
Mehr wollte Adrian nicht sagen. Wenn sich die Nachricht von der Invasion des Schwarzen Königs noch nicht bis hierher herumgesprochen hatte, wollte er nicht derjenige sein, der sie als erster verbreitete.
»Warum bist du mit diesen Fremden unterwegs?« erkundigte sich der Mann.
»Das bin ich nicht«, log Adrian. »Ich bin hier, weil ich auf der Suche nach Arbeit war.«
»Hier kommen keine Leute her, die Arbeit suchen«, sagte der Mann. »Du klingst, als würdest du aus Jahn kommen. Stadtleute brauchen unsere Hilfe nicht.«
Adrian seufzte. Er mußte es ihnen doch erzählen. Sonst würden sie sich an ihn erinnern, wenn der Schwarze König auf seiner Suche hierherkam.
»Jetzt brauchen sie eure Hilfe«, erwiderte er leise. »Ich bin wahrscheinlich einer der ersten. Bald werden noch mehr Fremde hier eintreffen.«
Der Besitzer verschränkte die Arme vor der Brust, als glaubte er Adrian kein Wort. Die Augen des anderen Mannes blickten mißtrauisch, und Adrian spürte, wie er seine Worte abschätzte.
»Noch mehr?« fragte er.
Adrian nickte. »Es gab eine zweite Invasion der Fey. Dieses Mal führt sie der Schwarze König persönlich an. Er hat Tausende von Soldaten mitgebracht und ist entschlossen, unseren König zu stürzen.«
»Warum nimmst du dann dein Essen von diesen Langen an?«
»Sie haben nichts mit dieser zweiten Invasion zu tun«, erwiderte Adrian. »Sie gehören zur ersten. Der Schwarze König will sie ebenso vernichten wie die Inselbewohner. Das ist so Brauch bei den Fey.«
»Und diese Fey, sind sie lang?« wollte der Mann wissen.
»Einige«, antwortete Adrian und wünschte, er würde diese fixe Idee verstehen. »Aber der kleine Mann, mit dem ich am ersten Tag gearbeitet habe, der, den ihr eingestellt habt«, bei diesen Worten nickte er in Richtung des Besitzers, »der ist auch ein Fey. Aber er ist nicht lang.«
Der Besitzer runzelte die Stirn und wandte sich ab.
Jetzt war es für Adrian an der Zeit, eine wichtige Frage zu stellen. Er mußte seine Worte so wählen, daß er dabei nicht seine eigenen Interessen verriet. Er stützte sich auf den Pickel. »Warum sucht ihr denn
Weitere Kostenlose Bücher