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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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hinter sich. Er wollte verhindern, daß Weißhaar ihr Gespräch mithörte. Sollte er an der Tür lauschen, konnte er sie auf dem Balkon nicht hören.
    »Wie heißt du?« erkundigte sich Rugar. Früher hatte er die Namen all seiner Truppenmitglieder gekannt, aber er hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sein kostbares Gedächtnis mit solch unbedeutenden Kleinigkeiten zu belasten. Die einzigen Namen, die er sich jetzt noch merken konnte, waren die Namen von Leuten, die einen besonders guten oder schlechten Eindruck auf ihn gemacht hatten.
    »Feder, Herr«, gab der Irrlichtfänger zurück.
    »Setz dich, Feder«, forderte Rugad ihn auf und wies auf einen der breiten Sessel. Feder ließ sich seitlich darauf nieder, damit seine Flügel nicht zerdrückt wurden. Rugad setzte sich in genau der gleichen Haltung auf einen anderen Sessel. »Du hast meinen Urenkel gefunden.«
    »Nein.« Feder warf einen Blick zur Tür. »Hat Weißhaar das behauptet?«
    »Das hat Weißhaar behauptet.« Rugad sprach mit ruhiger Stimme. Der Schmerz in seiner Kehle war nahezu unerträglich.
    »Nein, ich habe gesagt, daß ich vielleicht weiß, wo er ist.« Feder sah besorgt aus. Er wußte, daß es den Tod bedeuten konnte, wenn man dem Schwarzen König eine falsche Information gab.
    »Erzähl mir, was passiert ist«, sagte Rugad.
    Also erzählte Feder von den unterirdischen Gängen, von der Höhle, in die sich die Schwarzkittel geflüchtet hatten, und der Unterhaltung, die er belauscht hatte.
    »Das ist wichtig«, stellte Rugad fest. »Du sagst, sie hielten ihn für langsam. Sprach er langsam? Bewegte er sich langsam?«
    »Ja«, sagte Feder. Er hatte seine langen Finger zusammengepreßt und verdrehte sie, als würde er Wäsche auswringen.
    »Auf seinem Gesicht waren Linien zu sehen?«
    »Ich weiß es nicht, Herr, ich habe ihn nicht selbst gesehen.«
    »Aber das haben die Schwarzkittel gesagt?«
    »Sie sagten, er sähe sonderbar aus, Herr.«
    Rugad nickte und stützte die Ellbogen auf die Knie. Nicht sein Urenkel, sondern dessen Golem. In gewisser Weise war das fast genauso gut. »Glaubst du, er hält sich immer noch in den unterirdischen Gängen auf?«
    »Ja, Herr. Deswegen bin ich früher gekommen, anstatt erst alle Tunnel zu erforschen. Ich dachte, wenn wir unsere Infanterie nach unten schicken, haben wir ihn bestimmt bald gefunden.«
    Rugad lächelte. »Ausgezeichnete Idee. Die Infanterie wird ihn finden. Außerdem werden wir auch noch alle Ein- und Ausgänge bewachen lassen. Ich lasse die Irrlichtfänger ihre Anstrengungen verdoppeln. Der Junge wird uns dank deiner Informationen, Feder, schon nicht durch die Finger schlüpfen.«
    »Ich würde ebenfalls gerne in die Tunnel zurückkehren und sehen, ob ich ihn vielleicht aufspüren kann.«
    »Natürlich.« Rugad erhob sich und gestattete Feder, ebenfalls aufzustehen. »Es war richtig, daß du zu mir gekommen bist. Ich weiß einen Mann zu schätzen, der versteht, worum es uns geht, und der sein Handeln danach ausrichtet.«
    »Danke, Herr«, sagte Feder und schrumpfte dann zu seiner Irrlichtfängergröße. In einer Sekunde war er zu einem Funken geworden, den die Brise davontrug.
    Rugad blickte ihm nach. Der Golem. Wenn er den Golem auf seine Seite bringen konnte, dann wäre er ein wundervolles Werkzeug. Die Verkörperung von Nicholas’ Niederlage. Die Einwohner der Insel würden annehmen, ihr Prinz habe einen Pakt mit den Fey geschlossen.
    Aber auch wenn er den Golem nicht auf seine Seite zog, würde er dennoch nützlich sein. Er mußte mit jemandem Verbunden sein, um so lange überleben zu können. Rugad konnte an diesen Verbindungen entlangreisen. Er vermutete, daß er am anderen Ende seinen Urenkel, seine Urenkelin oder womöglich sogar König Nicholas selbst finden würde.
    Dann würden sie das wahre Ausmaß der Zauberkraft der Fey kennenlernen.
    Dann würden sie erst wirklich begreifen, was es hieß, Verlierer zu sein.

 
16
     
     
    Matthias saß am Tisch des größten Zimmers seines Hauses. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Marly stützte mit einer Hand seinen Hinterkopf und rieb mit der anderen seine immer noch nicht verheilten Wunden ein. Die Flüssigkeit brannte. Seit Marly Matthias’ Behandlung übernommen hatte, malträtierte sie ihn jeden Tag auf diese Weise. Als Matthias einmal nach dem Grund gefragt hatte, hatte Marly erklärt, die Wunden müßten sauber bleiben. Das Brennen war kaum zu ertragen, und sobald es aufhörte, begannen die Wunden

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