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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Feylampen standen auf Kisten, auf dem Boden oder baumelten von Fackelhalterungen, aber es waren nicht genug, um den ganzen Raum zu erhellen. In die schattigen Winkel der Höhle duckten sich Schwarzkittel, die verzweifelt ihre Weihwasserflaschen umklammerten.
    Zahlreiche Flaschen lagen zerbrochen auf dem Boden. Glassplitter mischten sich mit abgehäuteten Leichen und noch bekleideten, von der Infanterie aufgespießten Toten.
    Weiter vorn in dem flackernden Licht schwang die Infanterie ihre Schwerter. Das Klirren von Metall auf Metall hallte durch die Höhle und mischte sich mit den Schreien der Sterbenden.
    Auch die Rattenreiter hatten ein paar Schwarzkittel aufgestöbert. Der Rattenteil des Reiters nagte an der Leiche, während die Feyhälfte ihn anfeuerte. Feder bekam eine Gänsehaut, als er dem Reißen und Schlingen zusah. Manchmal ekelte er sich sogar vor seinen eigenen Leuten.
    Einige Schwarzkittel flohen in die Tunnel, wo sie der Infanterie direkt in die Arme liefen. Wieder hörte man das Splittern von Glas, gefolgt von Gelächter und Schmerzensschreien.
    Diese Höhle war der letzte Zufluchtsort der Schwarzkittel. Der allerletzte. Ihr Versteck war entdeckt, ihre Zukunft dahin. Endlich bezahlten sie dafür, daß sie einst eine ganze Feyarmee ermordet hatten.
    Sie alle bezahlten dafür.
    Das Versteck der Schwarzkittel auszuheben, bereitete Feder keinerlei Gewissensbisse. Er hatte selbst gesehen, was ihr heiliges Gift anrichten konnte. In jener Nacht, als einer der Irrlichtfänger nach Jahn geflogen war, um die Ankunft des Schwarzen Königs anzukündigen, hatte er einen toten Fey auf der Brücke gefunden. Der Unglückliche war zu einem runden Ball zusammengeschmolzen. Nur ein Ohr und eine ausgestreckte Hand erinnerten noch an einen Fey.
    In der Hoffnung auf eine Spur, irgend etwas, das ihn zum Urenkel des Schwarzen Königs führte, flog Feder quer durch die Höhle. Hier war der Junge jedenfalls nicht. Sonst hätte der Schwarze König diesem Angriff niemals zugestimmt.
    Feder hatte eigentlich erwartet, daß der Schwarze König anordnen würde, niemanden zu töten.
    Rugad mußte seinen Befehl geändert haben. Feder wußte auch, wie. Der Schwarze König suchte schließlich nach einem Fey. In dieser Höhle gab es eindeutig keinen unbekannten Fey.
    Trotzdem hoffte Feder, daß sich der Schwarze König nicht einzig und allein auf ihn verließ. Das wäre riskant, denn Feder hatte den Jungen noch nie mit eigenen Augen gesehen.
    Er schüttelte den Gedanken ab und ließ sich von der Luftströmung über das Gemetzel hinweg in einen dunkleren Teil der Höhle tragen. Lampen bezeichneten die Stellen, an denen schon Fey gewesen waren.
    Die Dunkelheit dagegen war noch unerforscht.
    Außerdem befand sich Feder hier, wenn er sich nicht irrte, auf der Südseite der Höhle.
    Er schlüpfte um eine Ecke und folgte einem steil ansteigenden Gang. Hier war noch niemand gewesen, noch nicht einmal die verängstigten Schwarzkittel. Aber Feders eigener schwacher Schimmer offenbarte ihm eine frische Spur.
    Sein Herz begann heftig zu klopfen, und sein Mund wurde trocken.
    Eine frische Spur.
    Er hatte gefunden, was er suchte.
    Hoffentlich war es die ersehnte Beute.
    Der Gang verengte sich, und Feder zögerte. War der Gang zu schmal für einen normal großen Inselbewohner?
    Wahrscheinlich nicht, denn die Spur brach nicht ab.
    Die Spur.
    Den Urenkel des Schwarzen Königs zu finden, würde den Höhepunkt von Feders Karriere darstellen. Man würde sich seiner für immer als desjenigen Fey erinnern, der das Imperium gerettet hatte.
    Feder versuchte, seine Erregung zu unterdrücken.
    Es war zu früh, um sich Siegesgefühlen hinzugeben.
    Aber bald würde es soweit sein.
    Das wußte er.
    Er spürte es förmlich.

 
21
     
     
    Der Cardidas verströmte einen schwachen Blutgeruch.
    Boteen kauerte am Fuß der Brücke und tauchte die Hand ins Wasser. Es war trüb und braun und sah aus wie immer.
    Sauber.
    Trotzdem war der Blutgeruch überwältigend.
    Boteen schloß die Augen, ließ aber die Hände im Wasser. Dieser Fluß war voller Blut. Altem Blut. Jahrhundertealtem Blut. Sein schlammiger Grund barg noch immer unerforschte Geheimnisse, Geheimnisse, die Boteen führen konnten …
    Boteen öffnete die Augen und zog die Hände aus dem Fluß. Was er tat, war verrückt. Zaubermeister konnten nicht jeder Spur folgen, konnten sich nicht mit jeder Einzelheit der Vergangenheit befassen, ganz gleich, wie faszinierend sie war.
    Boteen war dem Inselzauberer auf der

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