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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sie aufgewirbelt hatten, noch in der Luft.
    Weil Feder seine kleinstmögliche Gestalt angenommen hatte, waren manche Staubkörnchen für ihn so groß wie Steine. Er mußte ihnen ausweichen, während er flog.
    Außerdem war es heiß. Die vielen Menschen heizten die engen Gänge auf, und Feder spürte es nur allzu deutlich.
    Wenigstens waren die Tunnel diesmal erleuchtet. Während ihrer Wache hatten die Infanteristen überall Feylampen aufgehängt. Wie Motten flatterten die kleinen Inselbewohnerseelen gegen das Glas, die winzigen Hände zu Fäusten geballt, die vergeblich gegen die Wände ihrer Gefängnisse trommelten.
    Manchmal, wenn Feder in neckischer Stimmung war, flog er zu den Lampen hoch und schlug von außen dagegen. Die meisten Seelen hatten noch nicht gemerkt, daß sie tot waren. Die meisten merkten nicht einmal, daß ihre Hände nur aus ihrer Seele und ihren Gedanken bestanden. Genausogut könnten sie sich in Bäume verwandeln, wenn sie sich für Bäume hielten.
    Bäume aus Licht.
    Aus blendendem, reinem Licht.
    Die aus Inselbewohnern hergestellten Feylampen brannten heller als alle anderen, die Feder je gesehen hatte. Es sah aus, als hielte jemand Hunderte von Sonnenstrahlen unter der Erde gefangen.
    Das helle Licht offenbarte Feder jede Einzelheit. Die Risse im Stein, die Schichten von Schmutz und Schmiere, sogar an der Decke, verrieten ihm, daß diese Tunnel sehr alt sein mußten. Sie waren zu anderen Zwecken gebaut worden, Zwecken, die Feder nicht kannte und nicht begriff.
    Die Inselbewohner wahrscheinlich auch nicht.
    Hier unten versteckten sich die Schwarzkittel wie Ratten in ihrem Loch.
    Wie Ratten würden die Fey sie auch ausrotten.
    Feder passierte einen Trupp Rattenreiter, der in Richtung Höhle unterwegs war. Aus irgendeinem Grund wirkten sie noch bedrohlicher als andere Tierreiter, vielleicht, weil Feder sich nicht vorstellen konnte, daß sich jemand ausgerechnet eine Rattengestalt aussuchte. Tierreiter wählten sich ihre Gestalt, sobald sie in den Besitz ihrer Zauberkräfte gelangten. Sie konnten aber auch aussehen wie gewöhnliche Fey, obwohl sie meistens gewisse Eigenschaften ihrer Tiergestalten übernahmen: Vogelreiter hatten oft fedriges Haar oder sahen aus wie ein Vogel mit einem Fey auf dem Rücken. Nur daß dieser Fey keine Beine hatte, weil sein Oberkörper mit dem Vogelrücken verschmolz. Die Fey auf den Rücken der Rattenreiter waren winzig und sahen genauso bösartig aus wie die Nagetiere, auf denen sie hockten.
    Feder schauderte es. Er war froh, daß nicht er ihr Opfer war.
    Feder war nicht auf dem Weg zur Höhle, um zuzusehen, wie die Schwarzkittel gefangen wurden, sondern um herauszufinden, welche Richtung der Urenkel eingeschlagen hatte. Feder hatte einen Verdacht, den er noch niemandem verraten hatte.
    Seiner Meinung nach hatte der Urenkel den Weg nach Süden eingeschlagen.
    Er fand das nur logisch. Der Palast lag im Norden der Stadt. Nach allem, was Feder gehört hatte, war die Intelligenz des Urenkels beschränkt. Deshalb würde er sicher glauben, daß er dem Schwarzen König entfliehen konnte, wenn er die entgegengesetzte Richtung einschlug.
    Als Feder sich der Höhle näherte, schwoll der Lärm an. Das Marschieren verteilte sich suchend in verschiedene Richtungen und verklang.
    Das, was Feder hörte, waren Schreie.
    Männerstimmen, die in panisches Gebrüll und Warnrufe ausbrachen. Ein paar Infanteristen stießen den unverwechselbaren Siegesschrei der Fey aus.
    Sie hatten seit zwei Wochen nicht mehr gekämpft, aber ihre Mordlust war ungebrochen.
    Feder bog um die letzte Ecke vor dem Ende des Tunnels. Der hell erleuchtete Steinfußboden war schwarz. Wasser rann den Gang entlang, als sei der Fluß durch die Wände gebrochen.
    Wasser …
    … und Blut.
    Feder fragte sich, ob Rugad vorausschauend genug gewesen war, Rotkappen mitzuschicken. Jemand mußte all dieses magische Material vor der Verwesung retten.
    Während Feder den letzten Teil des Weges zurücklegte, wurden die Schreie lauter, und er sog den Kupfergeruch von Blut ein. Am Eingang der Höhle ließ er sich instinktiv von einem Aufwind in die Höhe tragen und konnte gerade noch einem durch die Luft peitschenden Hautfetzen ausweichen.
    In ihrem Blutrausch hatten die Fußsoldaten sämtliche Hemmungen verloren.
    Feder blickte nach unten. Drei Fußsoldaten umringten einen Schwarzkittel – oder das, was von ihm noch übrig war. Immerhin ließen sie den Kopf unversehrt.
    Überall in der Höhle wiederholte sich die Szene.

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