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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ihnen erzählt.«
    »Kann schon sein«, beschwichtigte Leen, »aber inzwischen ist so viel passiert. Vielleicht können wir uns bloß nicht daran erinnern.«
    Es schien keine Rolle zu spielen, was sie sagte. Coulter löste sich von der Steinsäule. Seine Augen suchten ein letztes Mal den Himmel ab. Dann blickte er hinunter ins Tal und musterte das Dorf.
    »Suchst du Spuren?« fragte die Rotkappe.
    »Ja«, erwiderte Coulter. »Aber niemand war hier. Außer Gabe natürlich.«
    Er trat auf den Pfad, dann ein Stück beiseite.
    »Aber etwas wird kommen«, flüsterte er.
    Gabes Nackenhaare sträubten sich. »Wann?« fragte er.
    »Heute. Morgen. Nächste Woche. Ich weiß es nicht.«
    »Und was wollen sie?« unterbrach die Rotkappe.
    »Auch das kann ich nicht erkennen«, entgegnete Coulter. Seine Stimme klang seltsam, als beantworte er die Fragen, ohne nachzudenken, als kämen die Antworten aus einem Teil seines Selbst, der unabhängig von seinem Gehirn existierte.
    »Was soll das bedeuten: Die Magie hat sich verändert?« fragte Leen.
    »Genau das«, sagte Coulter. Dann flüsterte er wieder: »Genau das.«
    »Wir verstehen dich nicht«, beharrte Gabe.
    »Das ist auch nicht nötig«, fauchte Coulter. Er entfernte sich noch weiter von ihnen, kniete sich plötzlich hin und streckte die Hände aus. So saß er lange Zeit.
    Die Rotkappe näherte sich ihm von hinten und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Leen erhob sich von ihrem Stein.
    Gabe rührte sich nicht.
    Auch er fühlte sich eigenartig.
    Eigentlich hatte er sich schon den ganzen Tag seltsam gefühlt. Bestimmt lag es daran, wie merkwürdig dieser Tag begonnen hatte. Oder am Hunger. Ihre Vorräte gingen zur Neige. Morgen mußte jemand in die Stadt gehen, um Lebensmittel zu besorgen.
    Jemand, der klein war.
    Außerdem war da noch der Berg selbst. Die unheimliche Anziehung, die er auf Gabe ausübte, wurde immer stärker.
    Schließlich schüttelte sich Coulter, stand auf und drehte sich wieder um. Sein Gesicht war bleich, doch die Farbe kehrte in seine Wangen zurück. Auch seine Augen waren wieder wie vorher.
    »Wir müssen Gabe hier wegbringen«, befahl er.
    »Machen wir«, versicherte Leen. »Sobald Adrian kommt.«
    »So lange können wir nicht warten«, erwiderte Coulter.
    »Hast du nicht gesagt, daß du nicht weißt, wieso die Magie sich verändert hat?« fragte Fledderer.
    Coulter leckte sich die Lippen. Er sah aus, als habe er Angst. »Die anderen – sie haben etwas getan. Ich kann fühlen, daß sie sich verändert haben. Und sie konzentrieren sich auf diesen Ort hier. Die Veränderungen werden sich bald auch hier bemerkbar machen.«
    »Bist du sicher?« fragte Fledderer.
    »Ich spüre es.« Coulter kam zu ihnen zurück. Sein Gesicht lief rot an. Das war erstaunlich, wenn man bedachte, wie blaß er eben noch gewesen war. »Wir müssen Gabe hier wegbringen.«
    »Wir können Adrian nicht wegen einer bloßen Ahnung im Stich lassen«, protestierte Leen.
    »Es ist Coulters Ahnung«, sagte die Rotkappe. »Adrian kann auf sich selbst aufpassen.«
    Gabe blickte zum Gipfel empor. Das seltsame Gefühl in seinem Magen wurde stärker. »Wir sollten auf Adrian warten«, beharrte er.
    »Nein«, wiederholte Coulter. »Es geht nicht nur um dein Leben, Gabe. Du bist wichtiger als nur das.«
    Gabe starrte ihn an. Tatsächlich, in Coulters blauen Augen stand Furcht. »Was kann es schaden, auf Adrian zu warten?«
    »Ich glaube nicht, daß wir Zeit dazu haben«, erwiderte Coulter. »Besser kann ich es nicht erklären.«
    »Und wohin sollen wir gehen?« fragte die Rotkappe. »Wir sind hier schon am äußersten Rand der Insel.«
    »Ich bin für den Süden«, mischte sich Leen ein. »Das ist auf jeden Fall besser. Dieser Zauberspruch heute morgen war einfach schrecklich.«
    »Nein«, sagte Gabe.
    Alle Blicke richteten sich auf ihn. Er mußte mit größerem Nachdruck gesprochen haben, als er beabsichtigt hatte.
    »Wir gehen höher hinauf«, erklärte er.
    »Wir sind jetzt schon zu nahe an der Schneegrenze«, wandte die Rotkappe ein. »Wir können nicht mehr viel höher steigen. Da oben wird die Luft dünn. Außerdem werden wir dort nichts finden.«
    »Doch«, widersprach Gabe. »Dort wartet etwas auf uns. Ich kann es fühlen.«
    »Schon wieder Gefühle«, knurrte Leen und setzte sich wieder.
    »Eine Vision?« fragte Coulter.
    Gabe schüttelte den Kopf. »Es fühlt sich nur beinahe an wie eine Vision, eher wie ein Schimmern ganz am Rande meines Gesichtsfeldes.«
    Coulter hob den Blick

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