Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
zum Gipfel. »Wo?« fragte er.
    Gabe stieß sich von seiner Felssäule ab. Er trat neben Coulter und streckte die Hand aus.
    Über ihnen verlor sich der Pfad zwischen zerklüfteten Spitzen. Große Felsbrocken säumten den Weg, und Steinsimse unterbrachen die glatten Felswände. Auf einigen der Simse wurzelten Bäume, bis der Bewuchs weiter oben verschwand und der Schnee begann. Je höher das Auge wanderte, desto kräftiger wurde das Rot der Felsen. Es sah fast aus, als blute der Stein.
    Gabe zeigte auf eine Stelle direkt über dem Pfad. In seinen Augen sah sie aus wie ein dunkler Fleck auf der Bergflanke, eine Öffnung im Fels.
    »Der Schimmer da oben?« fragte Coulter.
    »Ich sehe keinen Schimmer«, erwiderte Gabe. »Ich sehe etwas Dunkles.«
    »Ich sehe gar nichts«, warf Fledderer ein.
    »Ich auch nicht«, meinte Leen. »Dunkel oder schimmernd – es ist einfach rot dort oben. Rot, kahl und furchteinflößend.«
    »Furchteinflößend … ja«, bestätigte Coulter. »Aber da oben ist auch Magie. Und sie schimmert auf dem Berg.«
    »Warum hast du sie dann nicht schon früher gesehen?« zweifelte die Rotkappe.
    »Ich habe sie ja gesehen«, sagte Coulter. Er blickte Gabe an, und Gabe senkte den Kopf. Er hatte schon einmal versucht, die Gruppe höher ins Gebirge zu führen, aber damals hatte Coulter abgelehnt. Fledderer hatte sich darüber gewundert – Gabe nicht.
    »Warum hast du es dann nicht erwähnt?« fragte die Rotkappe.
    »Wenn ich jedes kleine bißchen Magie erwähne, das mir auffällt, wäre ich die ganze Zeit über am Reden«, wich Coulter aus.
    Er spielte es herunter. Gabe und Coulter waren sich dessen beide bewußt. Coulter sah die Rotkappe nicht an, während er sprach.
    »Und du hast es auch gesehen und nichts davon gesagt?« wandte sich Fledderer an Gabe.
    »Was glaubst du denn, was es ist?« fragte Leen.
    »Es kann alles mögliche sein«, entgegnete die Rotkappe, aber sein Gesicht verfinsterte sich, als gefielen ihm diese Möglichkeiten ganz und gar nicht.
    »Es kann auch nichts sein«, beschwichtigte Coulter.
    »Es ist etwas«, widersprach Gabe. Er wollte die Kraft, die er dort oben wahrnahm, nicht verharmlosen. Die anderen sollten wissen, worauf sie sich einließen. Jedenfalls soweit er selbst es wußte. »Diese Dunkelheit war die ganze Zeit schon da.«
    Wieder drehten sich alle zu ihm um. Gabe zuckte die Achseln. Besser konnte er es nicht erklären. Die Dunkelheit war so ähnlich wie ein Schattenland, das er in der Hand halten konnte, ein Schattenland, bevor er es groß genug machte, um Menschen aufzunehmen.
    Vielleicht war es wirklich eine Erscheinungsform von Magie, wie Coulter es nannte.
    Vielleicht.
    »Und wenn es nichts ist?« fragte Leen. »Dann sind wir ohne Grund dort hinaufgestiegen und sitzen in der Falle.«
    »Nicht mehr als jetzt«, mischte sich Fledderer wieder ein. »Auf den Felssimsen da können wir nicht haltmachen. Vielleicht entdecken wir von dort oben einen anderen Pfad, der uns von der Stadt wegführt.«
    »Im Dunkeln zu klettern, ist gefährlich«, gab Leen zu bedenken.
    »Coulter kann uns Licht machen«, schlug Gabe vor.
    »Damit das ganze Tal unseren Aufstieg beobachtet?« Die Rotkappe schüttelte den Kopf, als habe Gabe den Verstand verloren. »Das ist keine Lösung.«
    Wieder hob Gabe den Blick. Auch er hatte keine Lust, den Berg in der Dunkelheit zu erklimmen. Dieser blutrote, grausam kalte Berg erschreckte ihn schon bei Tageslicht.
    Aber vor den Leuten im Tal fürchtete er sich genauso.
    »Wir müssen ja nicht bei Nacht losgehen«, meinte Coulter.
    »Ach, und was schlägst du statt dessen vor?« spottete die Rotkappe. »Bis morgen zu warten? Du bist doch hier derjenige, der es eilig hat.«
    »Er will bloß nicht auf Adrian warten«, verteidigte Leen Coulter.
    »Adrian ist mein Freund«, sagte Coulter. Seit ihrer Rückkehr aus dem Steinbruch schien er sich nur mit Mühe zu beherrschen. Gabe fürchtete, daß ihn der Vorfall auf dem Markt nicht gerade ruhiger gemacht hatte. Manchmal verbarg sich hinter Coulters Zorn nichts als nackte Angst.
    »Er ist mein Freund«, wiederholte Coulter. »Vielleicht könnt ihr so etwas nicht verstehen.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und drehte ihnen den Rücken zu.
    »Was willst du damit sagen?« fragte die Rotkappe. »Daß wir dich bewundern sollen, weil es dir so schwer fällt, dich zwischen Adrian und Gabe zu entscheiden?«
    »Meinetwegen braucht sich Coulter nicht zu entscheiden«, protestierte Gabe. »Schließlich reden wir

Weitere Kostenlose Bücher