Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
flackerten schwach und wurden blasser. Matthias fixierte sie gebannt, voller Angst, daß sie ganz verlöschten.
    »Ich bin hergekommen, weil hier der Rocaanismus seinen Ursprung hat. Der Roca stammt aus dieser Gegend.«
    »Hier hat keine Religion ihren Ursprung.« Die kleine Frau trat vor. Sie war jünger als Matthias. Er kannte sie nicht. Sie hatte braunes, welliges Haar und ein faltenloses Gesicht. »Hier wurde ein Mann geboren.«
    »Der Gottgefällige«, fügte der Mann, der Matthias verhöhnt hatte, hinzu.
    »Die Religion wurde von Leuten wie dir zu ihrem eigenen Vorteil erfunden, um ihre eigene Macht zu vermehren.«
    »Da bin ich nicht so sicher«, gab Matthias zurück.
    »Bitte.« Tris Stimme war nur noch ein Flüstern. »Darüber kann man nicht diskutieren. Diese Leute kannst du nicht überzeugen.«
    »Wir sind nich’ genug, um zu kämpfen, Heiliger Herr«, zischte Denl. »Hör auf den Mann.«
    »Was du glaubst, zählt nicht«, rief die Frau. »Nur die Wahrheit zählt.«
    »Und was ist die Wahrheit?« fragte Matthias. Seine Stimme wurde lauter. Er erkannte einen Klang in ihr, den er zuletzt gehört hatte, als er als Rocaan zu den Gläubigen gesprochen hatte. »Für euch ist Wahrheit etwas anderes als für mich. Für euch ist es Wahrheit, daß man sich vor mir fürchten muß, weil ich groß bin. Für mich ist die Wahrheit, daß ich gehaßt werde, weil ich groß bin, obwohl ich nichts dafür kann. In meinem Innern bin ich nicht anders als ihr.«
    »Heiliger Herr«, wisperte Denl. Er war noch näher an Matthias herangetreten, genau wie Jakib. Die Menge schloß sich um sie. Die Spuren, die gerade noch auf dem Boden geschimmert hatten, verschwanden jetzt unter unzähligen Füßen.
    »Schon vor langer Zeit hat man uns vor diesen Langen gewarnt«, erklärte der Mann.
    »Wer hat euch gewarnt?« fragte Matthias zurück.
    »Der Roca«, erwiderte eine Frau.
    »Tatsächlich?« spottete Matthias. »Ihr solltet mal eure eigene Überlieferung studieren, eure Geschichte. Manche der alten Legenden behaupten, daß der Roca selbst groß war.«
    »Aber die meisten sagen, daß er so war wie wir.« Tri sprach jetzt ebenso laut wie Matthias. »Bitte, Matthias, du bist hier nicht willkommen. Wir wollen gehen und uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    Matthias warf ihm einen Blick zu. Mit diesen wenigen Worten hatte Tri sich mit den Bewohnern von Constantia verbündet, obwohl er immer noch auf Matthias’ Seite stand. Er mußte große Angst haben. So große Angst, daß sogar Tri, der sich gegen die Weisen gestellt hatte, den Rückzug antrat.
    »So wie du«, stimmte Matthias Tri zu. »Manche der alten Legenden sagen auch, daß er klein war. Wie du.«
    Tri wich zurück, als hätte Matthias ihn ins Gesicht geschlagen. Aus Denis Kehle drang ein Angstlaut. Die Menge schob sich näher.
    Matthias musterte sie. Bekannte Gesichter, alte Gesichter, unbekannte Gesichter. Ein Meer von Gesichtern im Dämmerlicht. Die hellen Spuren, die von ihnen wegführten, erleuchteten weder ihre Füße noch den Stein.
    Die Spuren verströmten kein gewöhnliches Licht.
    Sie waren das, was er gesucht hatte.
    Es hatte keinen Zweck, mit Leuten zu diskutieren, die er ohnehin nicht überzeugen konnte, wie Tri sagte.
    »Ich werde so lange in Constantia bleiben, wie ich es für richtig halte«, verkündete Matthias. »Also solltet ihr euch lieber an meinen Anblick gewöhnen.«
    Damit ging er weiter, darauf bedacht, den Spuren zu folgen, ohne auf sie zu treten. Vor ihm wichen die Menschen zurück, als hätten sie Angst, ihm nahezukommen, als könnte es ihnen körperlichen Schaden zufügen, ihn zu berühren.
    Um ihn herum raschelte und wisperte es.
    Dämonenbrut.
    Seelenloser.
    Langer.
    Hebe Dich Hinweg.
    Hebe Dich Hinweg.
    Hebe Dich Hinweg.
    Die Worte stießen Matthias vorwärts, und er überließ sich ihnen. Er folgte der Spur quer über den ganzen Marktplatz und noch weiter. Denl und Jakib blieben an seiner Seite. Einen Augenblick später holte Tri sie ein.
    Die Menge ließ sie ungehindert gehen. Matthias warf einen letzten Blick über die Schulter zurück. Immer noch standen die Menschen dichtgedrängt am Rand des Marktes und starrten hinter ihm her. Ihre Augen funkelten im Zwielicht.
    Sie schienen von innen heraus zu glühen, und Matthias schauderte es kurz, bevor er seinen Weg fortsetzte.
    Die Spur schlängelte sich durch die Straßen von Constantia. Matthias hob den Blick, betrachtete den Berg und sah, daß sich die Spur schwach leuchtend seine Flanke

Weitere Kostenlose Bücher