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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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dieser Art von Arbeit.
    Am Tag zuvor hatten sich die Arbeiter vor dem großen Tisch aufgereiht, ihre Markierungen vorgezeigt und sich den Tageslohn auszahlen lassen. Auch Adrian schlenderte jetzt in diese Richtung. Er wußte zwar, daß die Leute den ganzen Tag geschuftet hatten, aber irgendwelche Fortschritte waren auf den ersten Blick nicht zu erkennen.
    Steinsplitter übersäten den Boden, dazwischen größere Felsbrocken. Ein paar Schubkarren standen in der Mitte des Steinbruchs. Daneben waren kleine Felsbrocken aufgeschichtet, die später kleingehackt werden sollten. Die Bewohner von Constantia benutzten die kleineren Steine als Straßenschotter, was Fledderer absurd fand. Es tut meinen Füßen weh, beschwerte er sich. Gestampfter Lehm ist viel besser.
    Nicht in der Regenzeit, fand Adrian. Hier, wo das Land von Natur aus hügelig war, hatten viele Straßen ein starkes Gefälle. In der Regenzeit würden sie sich in unpassierbare Schlammpisten verwandeln oder sogar ganz weggeschwemmt werden. Der Schotter schützte sie immerhin vor dem Verschlammen.
    Am Abrutschen konnte er sie allerdings nicht hindern.
    Langsam schob sich die Schlange vorwärts. Keiner der Arbeiter sah so erschöpft aus, wie Adrian sich fühlte. Aber schließlich waren die meisten von ihnen alte Hasen. Diese Tagelöhnerarbeit war ihr einziger Lebensunterhalt. Adrian hatte immer angenommen, die meisten Leute zögen es vor, ihr eigener Herr zu sein. Aber dann hatte er sich umgesehen. Die felsigen, nur mit einer dünnen Erdkrume bedeckten Hügel machten Landwirtschaft so gut wie unmöglich. Nur die zähesten Bauern hielten durch, und die meisten Lebensmittel wurden aus den Gebieten weiter stromabwärts importiert. Adrian fragte sich, wie lange das jetzt, wo die Fey an der Macht waren, noch möglich sein würde.
    Die Stadtbewohner schienen sich in Sicherheit zu wiegen.
    Adrian wünschte, er könnte es auch.
    Den ganzen Tag, die ganze letzte Woche war es ihm vorgekommen, als liefe ihm die Zeit davon. Er fragte sich, wie der magielose Fledderer es schaffen wollte, Gabe auszubilden, und er wußte, daß Gabe und Coulter so schnell wie möglich die Kluft zwischen sich überwinden mußten. Adrian verstand den Anlaß ihrer Feindseligkeit immer noch nicht ganz. Die beiden hatten zwar versucht, es ihm mit Hilfe von Worten wie Verbindung und Bund zu erklären, aber Adrian fand, daß sie über rein körperliche Erscheinungen sprachen, wohingegen er ihr Problem für ein gefühlsbedingtes hielt.
    Eine gefühlsbedingte Bindung konnte kein Außenstehender zerstören.
    Schließlich erreichte auch Adrian den langen Tisch vor dem Eingang des Steinbruchs. Er mußte eine kleine Kerbe in einer Schüssel mit Erde machen, um zu beweisen, welche Markierung die seine war. Der Mann hinter dem Tisch gab Adrian die Markierung zurück und händigte ihm drei Goldmünzen aus.
    Neben ihm stand der Besitzer des Steinbruchs.
    »Gute Arbeit heute«, lobte der Besitzer. »Kommst du morgen wieder?«
    Adrian wußte es selbst nicht. Die Frage kam ihm wie eine Falle vor, und er war zu müde für Fallen. Aber er zwang sich zu lächeln.
    »Klar«, sagte er.
    Er schloß die blutige Hand um die Münzen und ging so aufrecht zum Tor, wie es sein schmerzender Rücken zuließ. Er hätte Wasser und etwas zu essen gebrauchen können, aber hier oben gab es nichts.
    Die Sonne war hinter den Bergen untergegangen, aber der Himmel war noch schwach gerötet. Auch dieser Schimmer würde bald verblassen. Adrian mußte den Aufstieg in völliger Dunkelheit angehen.
    Noch immer spürte Adrian den Blick des Besitzers im Rücken. Wenn er jetzt schon bergauf ging, würde er nur noch mehr Verdacht erregen.
    Adrian seufzte und schloß sich den anderen Arbeitern an, die die Hauptstraße in Richtung Stadt entlangtrotteten.

 
29
     
     
    Pausho lehnte an dem Felsen direkt am Eingang zum Steinbruch. Sie haßte den Steinbruch, obwohl er fast die ganze Stadt mit Arbeit versorgte. Der Steinbruch war alt und hatte sich im Lauf der Jahre tief in den Berg gefressen. Wenn Pausho den Berg von Constantia aus betrachtete, sah sie den Talkessel, an dessen Stelle einst der Berg gewesen war.
    Als hätte man den Steinbruch aus dem lebendigen Fleisch des Berges herausgeschnitten.
    Pausho stieg nur selten den Pfad zum Steinbruch empor, aber an diesem Nachmittag blieb ihr nichts anderes übrig. Sie trug ihren dunkelsten Pullover, Leggins und schwere Stiefel. Neben ihr, im Schatten des Felsens nahezu unsichtbar, stand Fyr. Zak hatte

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