Fey 07: Die Augen des Roca
sich noch dichter an Pausho herangeschoben und legte ihr die Hand auf die Schulter.
Die hereinbrechende Dämmerung half ihnen dabei, sich zu verbergen. Bis jetzt hatte sie keiner der Arbeiter eines Blickes gewürdigt. Die Männer trabten den Hügel herunter, die Rücken von der Arbeit gekrümmt, in Gedanken schon bei dem vor ihnen liegenden Feierabend.
Die Steinbrucharbeiter übten einen der härtesten Berufe in Constantia aus. Sie arbeiteten tage-, manchmal wochenlang, wurden dafür allerdings auch ausgezeichnet bezahlt. Sobald genug Steine gehauen waren, waren die Männer so lange arbeitslos, bis jemand ein neues Bauvorhaben in Angriff nahm.
Manchmal sogar monatelang.
Einer der Weisen hatte früher im Steinbruch gearbeitet. Mit einem Hauch von nostalgischer Sehnsucht hatte er Pausho das System erklärt. Er hatte die harte Arbeit gemocht und fand die Entscheidungen, die die Weisen zu treffen hatten, im Vergleich dazu einfach.
Wie Pausho solche Weisen vermißte.
Wie sehr sie sich nach den einfachen Zeiten sehnte.
Jetzt, wo sie Tri ausgeschlossen hatte, stand Pausho vor dem Problem, einen Ersatz für ihn suchen zu müssen.
Aber erst, wenn sie die Langen gefunden hatte.
Sie wußte nicht genau, was sie tun würde, wenn ihre Suche Erfolg hatte, aber sie mußte unbedingt wissen, wo die Langen sich aufhielten. Sie durften auf keinen Fall ungehindert um Constantia herumschleichen. Wenn Pausho das zuließ, brach sie ihren Eid. Sie mußte dieses Problem zuerst lösen und die Langen so weit wie möglich aus der Umgebung der Stadt vertreiben – und dabei waren alle Mittel erlaubt.
Zak sah sich die heimkehrenden Arbeiter genau an. Die meisten waren Nachbarn. Pausho kannte ihre Gesichter, ihren Gang, die gebeugten Rücken. Einige der alten Männer hatten lange Kinder gezeugt und sie tränenüberströmt zu den Weisen gebracht. Diese Männer konnten Pausho nicht mehr ins Gesicht sehen.
Pausho hatte damit kein Problem. Die Männer hatten das Wohl der Gemeinde über die Liebe zu ihren eigenen Kindern gestellt.
Manche Männer hatten später weitere Kinder gezeugt, die meisten aber nicht. Sie hatten ihre Familien verlassen und von der Landwirtschaft gelebt, bis sie schließlich nach Constantia zurückgekehrt waren, wo sie jede Arbeit annahmen, die sie bekommen konnten. So war es nun einmal mit den Langen: Sie ruinierten das Leben ihrer Mitmenschen vom ersten Atemzug an.
Genau das verabscheute Pausho so an ihnen.
Endlich schloß sich Zaks Hand fester um ihre Schulter. Er hielt den Blick auf einen Mann gerichtet, der vor dem Steintisch stand. Der Mann war sonnengebräunt, blond und nicht größer als die anderen Arbeiter. Aber er war ein Fremder. Pausho kannte ihn nicht.
»Der dort«, flüsterte Zak.
Zak hatte mit dem Fremden gesprochen, der mit den Langen in den Steinbruch gekommen war. Zak hatte nicht alles geglaubt, was ihm der Fremde erzählt hatte. Der Mann wirkte zu ruhig. Jeder Fremde, den man derartig ausfragte, hätte nervös werden müssen. Aber dieser Mann sprach, als ginge ihn das alles gar nichts an.
Am Tag zuvor hatte man die Langen verjagt, und seine übrigen Gefährten waren verschwunden, obwohl Ome, der Besitzer des Steinbruchs, schwor, daß sie an jenem Morgen zusammen mit dem Fremden zur Arbeit angetreten waren.
Dieser Mann dort würde sie zu den Langen führen, da war sich Pausho sicher. Oh, er war gerissen genug gewesen, um eine Menge Leute an der Nase herumzuführen. Sie hielten seinen Gleichmut für den Beweis seiner Unschuld und die Tatsache, daß er immer allein arbeitete, für ein Zeichen, daß er keine Freunde hatte, aber Pausho wußte es besser.
Diese Langen waren verdammt gerissen.
Deshalb mußten die Weisen noch schlauer sein.
Der Fremde hatte eben seine Markierung wieder in Empfang genommen, Omes Gehilfe ihm den Lohn ausgehändigt.
»Bist du sicher?« wisperte Pausho.
»Ganz sicher«, gab Zak zurück.
Pausho nickte und winkte Fyr heran. Dann zeigte sie auf den Fremden.
»Diesem Mann folgen wir«, befahl sie.
»Dem, der gerade sein Geld kriegt?« fragte Fyr leise mit leicht zitternder Stimme. Sie war nach Tris Ausschluß in den Kreis der Weisen aufgenommen worden. Pausho hatte sie mitgenommen, weil sie jung war und dem Fremden überallhin folgen konnte, wie weit sich dieser auch von der Stadt entfernen mochte.
»Ja«, bestätigte Zak.
Pausho legte ihre Hand auf die Zaks. »Du kannst jetzt gehen«, sagte sie. »Fyr und ich kümmern uns um die Sache.«
»Ihr werdet mich
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