Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
eine Fey dich retten?« gab Tri zu bedenken. Er sah die anderen an. »Das war die Alte doch, nicht wahr? Eine Fey.«
Denl nickte und wich Tris Blick aus.
»Eine Fey hat mich gerettet?« fragte Matthias erstaunt.
»’S war ’ne alte Fey«, bestätigte Denl. »Sie hatte ’ne Wolke von weißem Haar um den Kopf, und sie hat dich weggeschubst und sich an deinen Platz gestellt.«
»Was ist mit ihr passiert?« erkundigte sich Matthias.
»Weiß nich’«, antwortete Denl. »Wir sind nich’ dageblieben, um’s abzuwarten.«
Geistesabwesend rieb Matthias sich den Hals. Eine alte, weißhaarige Frau. Die Schamanin? Warum sollte gerade sie ihm das Leben retten?
Vielleicht gehörte auch das zur Zauberkraft der Fey.
Vielleicht war es aber auch eine Warnung.
Oder etwas ganz anderes.
Matthias hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken.
»Wir wissen, wo sich die Fey aufhalten«, sagte er. »Ich habe sie in der Höhle gesehen, bevor ich angegriffen wurde. Wir müssen unbedingt Pausho informieren. Jetzt kann sie sich ihre Langen holen.«
»Willst du wirklich mit den Weisen gemeinsame Sache machen?« fragte Tri.
Matthias erwiderte seinen Blick. »Diese Höhle ist ein interessanter Ort, Tri. Weißt du, wozu sie dient?«
Tri schüttelte den Kopf.
»Hat man dir in deiner Zeit bei den Weisen nichts darüber erzählt?«
Tri senkte den Blick. Er hatte sich schon mehrfach dafür entschuldigt, daß er seine Arbeit als Weiser nicht ernst genommen hatte.
»Nun, Pausho scheint sich jedenfalls mit dieser Höhle auszukennen, und sie scheint auch zu wissen, wie man sie unbeschadet betritt. Im Austausch für dieses Wissen werde ich ihr ein paar Lange ausliefern.«
»Wie kommst du plötzlich darauf, daß sie mit dir zusammenarbeiten wird?« fragte Tri.
»Sie wird überrascht sein, daß ich den Berg ein zweites Mal überlebt habe. Aber so ist es. Der Berg hat mich erneut zurückgewiesen. Das kann auch Pausho nicht leugnen. Außerdem braucht sie mich. Diese Höhle ist ab jetzt eine andere, weil die Fey sie entdeckt haben. Pausho braucht meine Hilfe, um Constantia vor ihnen zu schützen.«
»Glaubst du, daß ihr das bewußt ist?« zweifelte Tri.
»Falls nicht, wird sie es bald merken«, gab Matthias zurück. Er lehnte sich gegen den Felsen. Das Sprechen tat weh. Alles tat ihm weh, und er war erschöpft. Er mußte so schnell wie möglich den Abstieg antreten, auch wenn seine Kopfschmerzen noch so stark waren. Wenn er erst wieder in der Stadt war, würde Marly sich um ihn kümmern. Marly würde ihn heilen.
Plötzlich vermißte Matthias sie. So sehr, wie er noch nie jemanden vermißt hatte.
Er mußte sie wiedersehen.
»Glaubst du, die Fey werden uns folgen?« fragte Jakib.
Matthias fuhr sich mit der Hand durch das von der langen, ereignisreichen Nacht völlig verfilzte Haar. Er blinzelte und fühlte das, was zu fühlen er sich immer verboten hatte.
Er fühlte Coulter über sich auf dem Berg. Der Junge schien sich nicht von der Stelle zu rühren.
Aber Matthias fühlte noch jemand anderen, noch einen Menschen, der so war wie Coulter und er selbst … vielleicht auch nur das Echo eines solchen Menschen … ganz in der Nähe. Matthias musterte das Tal. Der andere, der dritte, befand sich auf dem gegenüberliegenden Flußufer. Matthias konnte den Fluß nicht sehen, aber er hörte ihn gurgeln. Auch sonst fiel ihm nichts Ungewöhnliches auf. Er spürte es nur, und er hatte dieses Gefühl bis jetzt nicht zugelassen.
»Heiliger Herr«, beharrte Denl. »Glaubst du, daß die Fey uns verfolgen?«
»Nein«, sagte Matthias voller Überzeugung. Wenn die Fey ihnen hätten folgen wollen, wären sie längst hier und hätten ihn gefangengenommen. Ganz gleich, wie schnell ihn Denl den Berg heruntergetragen hatte, eine Gruppe unbehinderter Verfolger hätte sie mit Leichtigkeit einholen können. »Jetzt kommen sie noch nicht. Aber bald. Tri hat recht: Wir dürfen uns jetzt keine Pause gönnen. Wir müssen so schnell wie möglich zurück nach Constantia.«
»Glaubst du, daß sie die Stadt überfall’n?« erkundigte sich Denl.
Matthias beschirmte die Augen mit der Hand, wobei er darauf achtete, seine Wunden nicht zu berühren. Trotzdem konnte er im Tal nichts Verdächtiges erkennen.
»Ich glaube, daß die Gruppe in der Höhle etwas Besonderes entdeckt hat und erst einmal dort bleiben wird«, erwiderte er. »Aber sie erhalten bald Verstärkung. Dann müssen wir gewappnet sein.«
»Vielleicht sollte ich mir ein paar Leute schnappen und den
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