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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ein Ort der Macht. Hier kannst du mich sehen.«
    Aus irgendeinem Grund leuchtete diese Erklärung Nicholas ein. Seit seiner Kindheit hatte sich sein Weltbild so drastisch verändert: die freundliche Welt, die sich immer gleich blieb, war zu einem Ort geworden, an dem unvorstellbare Zauberkräfte am Werk waren. Warum sollte er jetzt nicht glauben, daß er an diesem Ort seiner längst verstorbenen Frau begegnen konnte?
    »Seit Aris Geburt bin ich immer bei dir gewesen«, fuhr Jewel fort. »Ich habe dir so gut ich konnte zur Seite gestanden.«
    Nicholas hatte ihre Anwesenheit gespürt. Jedenfalls manchmal. Lieber Gott, er hatte sie gespürt. Beruhten alle diese Phantasien, seine Unfähigkeit, sie zu vergessen, etwa darauf, daß sie noch immer bei ihm war?
    Sie kniete sich neben ihn. »Es tut mir leid, Nicholas«, seufzte sie. »Alles ist schiefgegangen.«
    Sie sprach von der Schamanin, aber sie berührte die alte Frau nicht. Sie berührte nur ihn.
    »Du hast versucht, Matthias zu töten«, stellte Nicholas fest.
    »Er war mir versprochen«, erklärte Jewel. »Aber dann ist sie dazwischengegangen.«
    »Sie hat gesagt …«
    »Ich habe es gehört.« Jewel seufzte. »Daß das passieren würde, habe ich nicht Gesehen, Nicholas. Ich habe den Mächten nie verraten, welchen Menschen ich am meisten gehaßt habe. Aber sie müssen es trotzdem gewußt haben, nicht wahr? Sie müssen es gewußt haben.«
    »Das hilft uns jetzt auch nicht weiter, Jewel«, beschwichtigte Nicholas. »Die Schamanin ist tot. Arianna liegt im Sterben. Ich kann nichts mehr für sie tun. Kannst du ihr helfen?«
    »Ja«, antwortete Jewel und nahm die Hand von seinem Arm. Der Verlust ihrer Wärme kam Nicholas wie ein erneuter Abschied für immer vor. »Ich bin gleich zurück.«
    Sie stand auf. Nicholas ließ die Schamanin sanft zu Boden gleiten. Ihr Gesicht sah erstaunlich jung aus. Die Falten hatten sich geglättet, und Nicholas konnte erkennen, daß sie so schön wie alle Feyfrauen war. Das war ihm vorher noch nie aufgefallen.
    Während er sich bewegte, rutschte Arianna leicht gegen seine Schulter. Nicholas wußte nicht, wohin Jewel verschwunden war. Sollte er ihr folgen?
    Er staunte darüber, daß er seiner Frau überhaupt noch vertraute, obwohl er gerade mit angesehen hatte, wie sie die Schamanin getötet hatte.
    Aber er hatte genug gesehen, um zu wissen, daß Jewel eigentlich Matthias umbringen wollte und die Schamanin sich freiwillig geopfert hatte.
    Die alte Frau hatte ihm ja schon angekündigt, daß sie sich ihren Tod selbst wählen würde.
    Unruhig blickte Nicholas sich nach Jewel um, konnte sie aber nirgends entdecken.
    Hoffentlich beeilte sie sich. Die Zeit drängte.
    Nicholas spürte es.
    Sie mußten sofort etwas unternehmen, oder er verlor Arianna.
    Schon zweimal in Ariannas Leben war eine solche Situation eingetreten … daß ihr eigenes Leben auf dem Spiel stand, weil ein anderer gestorben war.
    Nicholas war machtlos.
    Er schlang den Arm fester um seine Tochter.
    »Ich tue, was ich kann, Kleines«, flüsterte er ihr zu.
    »Nicholas.« Jewels Stimme jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Genauso hatte sie vor so vielen Jahren geklungen. Die Zeit hatte seine Erinnerung nicht verblassen lassen.
    Nicholas blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam. Jewel stand neben einem hochgewachsenen Fey, den Nicholas noch nie gesehen hatte, obwohl sein Gesicht Nicholas’ und Jewels Züge in sich vereinte. Der Junge hatte so strahlend blaue Augen wie Arianna und glatte Haut.
    Abgesehen von dieser Haut und den tiefblauen Augen sah er Sebastian zum Verwechseln ähnlich.
    Und abgesehen von seinem scharfgeschnittenen, intelligenten Gesicht.
    »Nicholas, das ist unser Sohn«, stellte Jewel den jungen Mann mit belegter Stimme vor. »Das ist unser Gabe. Erinnerst du dich an ihn?«
    Natürlich erinnerte Nicholas sich. Vor ihm stand das Kind, in das Nicholas alle seine Hoffnungen gesetzt hatte. Nicholas erinnerte sich genau an sein Gesicht, jene lebhaften, ausdrucksvollen Züge, die eines Tages über Nacht verschwunden waren. Ausgetauscht, wie man ihm später erklärte, gegen ein Stück Magie, das eigentlich nur wenige Wochen hätte leben sollen. Statt dessen war aus dem Stück Magie ein Kind geworden, das Nicholas weder um seiner Intelligenz noch um seiner Lebhaftigkeit willen geliebt hatte, sondern wegen seines mitfühlenden Wesens.
    »Gabe«, wiederholte Nicholas völlig überwältigt. Der Tod einer Freundin, die Auferstehung seiner Frau und das Wiedersehen

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