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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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»Weiter.«
    Die Schamanin streichelte Arianna. Teile anderer Gestalten erschienen: eine Feder, die die Schamanin anstupste, bis sie sich unter eine Schuppe zurückzog; Katzenschnurrhaare, an denen die Schamanin behutsam zupfte; ein rissiges, graues Stück Haut, das Nicholas an Sebastian erinnerte und das die Schamanin so lange tätschelte, bis es verschwand.
    Nicholas hielt Ariannas Hand. Der Kopf der Eidechse ruckte vor und zurück, die Zunge schoß aus dem Maul hinaus und wieder hinein. Der Huf verschwand völlig, und das ganze Bein kam zum Vorschein. Ein Mädchenbein, lang, schlank und nackt. Es trat wild in die Luft, und Nicholas hielt es mit der anderen Hand fest. Er hatte ganz vergessen, wie man eine Wandlung unterstützte. Er besaß keine Zauberkraft, um Arianna zu Hilfe zu kommen, aber er konnte derjenigen, die über Zauberkraft verfügte – seiner Tochter – zeigen, welche Körperteile richtig und welche falsch waren.
    »Was geht hier vor?« wiederholte Nicholas flüsternd. »Glaubst du, daß der Schwarze König daran schuld ist?«
    »Er kann sich Ariannas Zauberkraft nicht bedienen«, verneinte die Schamanin. Nicholas hörte keine Panik in ihrer Stimme, nur eine sonderbare Besorgnis.
    »Was ist es dann?« fragte Nicholas. Ein Handgelenk erschien, gefolgt von einem Unterarm, einem Ellenbogen und schließlich einer Schulter. Zwischen Schulter und Bein formte sich Ariannas Leib, aber nur auf der linken Seite. Die rechte Seite blieb klein und eidechsenartig.
    »Wenn das so weitergeht, stirbt sie«, warnte die Schamanin. »Über die Ursachen können wir uns später Gedanken machen.«
    »Kannst du etwas dagegen tun?«
    »Nicht mehr als du. Ich kann Ariannas Zauberkraft ebensowenig beeinflussen wie Rugad.«
    »Und wenn sie stirbt, und er ist noch in ihr …?« Nicholas brachte die Frage nicht zu Ende.
    »Dann stirbt auch er.«
    So, wie sie es besprochen hatten. Hatte seine Tochter zugehört? Versuchte sie etwa gerade, den Schwarzen König zu töten, indem sie ihr eigenes Leben opferte?
    Nicholas fühlte, daß die Schamanin seine Hände mit ihren Händen zu Ariannas Schultern und Rücken dirigierte, damit sie deren Oberfläche, die zur Hälfte aus Haut, zur Hälfte aus Schuppen bestand, berührten. Überall dort, wo seine Finger die Schuppen trafen, verwandelten sie sich in Haut. Die Schamanin sah ihm erst zu, dann tat sie es ihm nach und arbeitete sich bis zu Ariannas Nacken vor.
    Vielleicht konnten sie es mit vereinten Kräften schaffen. Nicholas konzentrierte sich ganz auf seine Tochter, seine große Feytochter. Er würde nicht zulassen, daß sie starb. Um keinen Preis der Welt.
    Plötzlich fühlte er Hände auf seiner Linken. Nicht die Hände der Schamanin und auch nicht Ariannas. Die Hände gehörten jemand anderem. Nicholas blickte auf. Halb erwartete er, jemanden zu sehen, aber er war auch nicht überrascht, als er niemanden erblickte. Eine derartige Empfindung hatte er zwar noch nie verspürt, aber von Zeit zu Zeit fühlte er die unsichtbare Anwesenheit anderer Menschen um sich. Er hatte diesen Umstand der Tatsache zugeschrieben, daß er schon früh in seinem Leben viele ihm nahestehende Menschen verloren hatte: seinen Vater, seine Frau und jetzt vielleicht auch noch seine Tochter.
    Die Hände der Schamanin hatten Arianna inzwischen geholfen, einen Hals auszubilden, aber der Kopf war immer noch zu klein. Die Augen der Eidechse quollen aus den Höhlen.
    »Es ist, als wäre sie gar nicht da«, murmelte die Schamanin leise, fast wie zu sich selbst. Nicholas verstand sofort, was sie meinte. Keine Gestaltwandlerin würde sich selbst freiwillig in eine solche Situation bringen. Jedenfalls keine erwachsene Gestaltwandlerin, die in der Lage war, ihre Wandlungen zu kontrollieren. Blieb eine Gestaltwandlerin mit einem Kopf der falschen Größe oder einem zu kleinen Herzen zwischen zwei Wandlungen stecken, konnte sie sterben.
    »Komm schon, Kleines«, flüsterte Nicholas. Er hatte Arianna nicht während ihrer ganzen Kindheit wie seinen Augapfel gehütet, damit sie hier, mitten in der Wildnis, starb, obwohl sie ihr ganzes Leben noch vor sich hatte.
    »Ari, bitte.«
    Die Hände der Schamanin glitten zum Kiefer der Eidechse. Ein Kinn begann sich zu bilden. Ein vollständiges Feykinn, einschließlich Muttermal. Nicholas mußte lächeln. Arianna hatte dieses Muttermal immer gehaßt.
    Die Augen der Eidechse schienen fast herauszuspringen. Ihr Körper war völlig steif. Nicholas wußte nicht genau, ob sie noch atmete.
    Da

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