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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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schrie die Schamanin unvermittelt auf. Sie drehte sich mit blinden Augen nach Nicholas um. »Nicholas …«, keuchte sie und fiel schwer über Arianna.
    Nicholas wußte nicht, was das zu bedeuten hatte, aber er wußte, daß er keine Zeit hatte, ihr zu helfen. Er mußte zuerst seine Tochter retten.
    Er zerrte die Schamanin beiseite und bewegte seine Hände unter Aris Kinn. Er traute sich nicht, die alte Frau anzusehen. Er konzentrierte sich ganz auf Arianna, verwandelte Schuppen in glatte Haut, den Umriß des Eidechsenkopfes in das Gesicht seiner Tochter.
    »Bitte«, flüsterte er, und diesmal sprach er nicht mit seiner Tochter, diesmal wandte er sich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder an den Heiligsten, in der Hoffnung, daß seine Stimme an Gottes Ohr drang. »Bitte laß sie nicht sterben. Ich werde alles tun. Bitte.«
    Und die ganze Zeit, während er betete, bewegten sich seine Finger, bildete sich Haut, und der noch immer zur Hälfte in der Eidechsenform gefangene Körper seiner Tochter blieb ganz still.

 
16
     
     
    Sie bearbeitete Arianna, unterstützte die Wandlung, fühlte den Körper unter ihren Fingern pulsieren und sich verändern. Nicholas war tief besorgt. Die Angst um seine Tochter schien die einzige Angst zu sein, die er kannte, doch er arbeitete nicht gründlich genug. Hoffentlich war auch ihm klar, daß es auf jede Sekunde ankam.
    Sie arbeitete weiter, versuchte, nicht über den Auslöser dieses gefährlichen Zustandes nachzudenken, jedenfalls jetzt noch nicht, und fragte sich, ob der Schwarze König Arianna aus ihrem eigenen Körper woandershin verschleppt hatte … sie vielleicht in seinen eigenen eingesperrt hatte … als sie plötzlich der seltsame Schwindel überfiel, der eine Vision anzukündigen pflegte.
    »Nicholas …«, stieß sie noch warnend aus …
    … und dann Wandelte sich die Welt. Sie Sah den Palast: Alexanders Gemächer, nur daß es nicht länger Alexanders waren. Die Möbel waren nicht mehr staubig, und die Balkontüren zeugten von kürzlicher Benutzung, auch wenn sie im Moment geschlossen waren. Auf einem der Tische war ein Tablett mit Essen abgestellt.
    Mitten im Zimmer stand Rugad, einen Finger im Ohr des Golems. Sebastian.
    Das Wesen lebte noch, und sie hatte es nicht gewußt.
    Ein Angstschauder lief ihr über den Rücken.
    Die Magie in diesem Palast war sehr, sehr mächtig.
    Gabe war sehr, sehr mächtig.
    Licht strömte aus den Rissen in der Haut des Golems, floß aus seinem Mund, den Augen, den Ohren. Rugads Augen waren glasig und leer. Auch er war nicht wirklich anwesend.
    Was spielte sich dort ab? Arianna war nicht bei ihm. Zeigte diese Vision die Zukunft? Aber sie fühlte sich gegenwärtig an. Befanden sich beide, Rugad und Arianna, im Inneren des Golems?
    Der Golem stand kurz vor dem Zerbersten.
    Obwohl sie keine wirkliche Gestalt besaß, näherte die Schamanin sich Sebastian. Vielleicht konnte sie Rugad und Arianna in seinen lichterfüllten Augen erspähen. Aber als sie dicht vor ihm stand, hob der Golem die freie Hand. Die Schamanin folgte der Richtung der Geste und erblickte einen Schatten an der Zimmerdecke.
    Es war noch jemand anwesend.
    Jemand, der über die Kraft der Vision verfügte.
    Jemand von dieser Insel?
    Gabe?
    »Kind!« rief sie und wußte selbst nicht, ob sie Gabe oder den Golem meinte.
    Oder Arianna, falls sie in Sebastians Innerem gefangen war.
    Das Licht wurde noch heller.
    Der Golem sagte etwas, das die Schamanin nicht verstand, dann lächelte er. Der Schwarze König taumelte rückwärts und stürzte gegen einen Stuhl, der zerbrach, ein Splittern, das durch das ganze Zimmer hallte. Gleich würden die Wachen hier sein.
    Trotzdem war das alles so weit weg …
    Sie konnte nichts tun.
    Die Schamanin betrachtete Rugads Gesicht.
    Es war leer.
    Völlig leer.
    Sie drehte sich nach dem Golem um. Sebastian lächelte immer noch, doch über die Risse in seinem Gesicht rannen Tränen. Das Geschöpf wußte genau, was es tat.
    Es erkannte die Schamanin, sagte noch etwas Unverständliches …
    … und zersprang.
    Steinsplitter spritzten in alle Richtungen. Instinktiv duckte sich die Schamanin …
    Und wieder Wandelte sich die Welt.
    Die Schamanin lag vor dem Eingang zur Höhle im Sterben, auf der Brust ein Brandmal. Über ihr ragte eines der Inselschwerter aus dem Felsen. Die Schamanin versuchte, sich aufzusetzen und sich Gabe bemerkbar zu machen. Sie mußte ihm unbedingt sagen, wie man mit dem Ort der Macht umzugehen hatte. Das war ihr einziger Fehler

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