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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Leen nicht doch zu Coulter zurückschicken sollten«, erwiderte Gabe. »Ich habe mir vorgestellt, mit dir allein zu bleiben. Aber ich glaube, das möchte ich lieber doch nicht.«
    »Ich meine es ja nicht persönlich«, verteidigte sich die Rotkappe. »Es hat nichts mit dir zu tun. Mehr mit deinem Urgroßvater …«
    Fledderers Worte verhallten, obwohl Gabe wußte, daß die Rotkappe weitersprach. Der Raum begann zu schwanken, und Gabe fühlte sich seltsam schwindlig. Er befand sich wieder im Palast. Er schwebte über dem Fußboden, über einer Gruppe von geschnitzten Stühlen wie denjenigen, die in Sebastians Gemächern standen. Nur, daß dieser Raum hier größer war. Die Balkontüren waren geschlossen. Die Zimmertür ebenfalls.
    Sein Urgroßvater stand links neben Sebastian, die Hand auf Sebastians Profil. Licht strömte aus Sebastians Körper. Sebastian lächelte, aber aus seinen Augen flossen Tränen.
    »Ari«, flüsterte er.
    Dann blickte er hoch. Er streckte die rechte Hand in Richtung Zimmerdecke aus. »Es ist alles in Ordnung«, sagte er, als spräche er direkt zu Gabe.
    »Nein«, rief Gabe. Diese Szene hatte er schon einmal gesehen. Genau dieselbe Szene. Und jetzt passierte es wieder. Wie war das möglich?
    Das Licht erfüllte das ganze Zimmer. Gabes Urgroßvater fiel rückwärts gegen einen der geschnitzten Stühle und zerbrach ihn. Seine Augen waren offen …
    … und völlig leer.
    Das Licht wurde so hell, daß Gabe am liebsten die Augen mit der Hand bedeckt hätte. Es durchflutete den Raum und färbte alles weiß. Sebastian schien in das Licht hineingesogen zu werden, während die Risse in seinem Körper immer breiter wurden.
    Gabe streckte die Hand nach ihm aus …
    Sebastian zersprang.
    Zum zweiten Mal.

 
15
     
     
    Nicholas hockte immer noch vor der Eidechse, die seine Tochter war. Er hielt unschlüssig die Hand über sie, hätte sie gern berührt, ihr irgendwie geholfen. Die Schamanin mußte sich irren. Ariannas Feynatur war stark, das wußte Nicholas, aber sie beherrschte Arianna nicht völlig. Sie mußte auch etwas von Nicholas geerbt haben.
    Etwas von Nicholas’ Vater.
    Von Alexander, der ein so freundlicher Mann gewesen war, daß er sich überwinden mußte, sein Land gegen den Überfall der Fey zu verteidigen.
    Aber tief in seinem Inneren wußte Nicholas auch, daß eine solche Entscheidung Arianna keinerlei Überwindung gekostet hätte. Sie war eine echte Kämpfernatur, so wie er selbst und Jewel. Diesen Wesenszug hatte ihre Tochter von ihnen beiden geerbt, und er machte sie so rücksichtslos. Die Schamanin behauptete, in einer Vision Gesehen zu haben, wie Schwarzes Blut gegen Schwarzes Blut kämpfte.
    War es das, was sich gerade in dieser winzigen Eidechse abspielte?
    In seiner Tochter?
    Plötzlich fuhr der Kopf der Eidechse herum, und ihr Schwanz zuckte. Die Zunge fuhr heraus, die Augen rollten in den Höhlen. Dann Verwandelte sie sich. Aus ihrer Flanke wuchs eine Hand und auf der anderen Seite ein Huf. Ihr Rücken krümmte sich, aber der kleine Kopf blieb unverändert.
    »Holla!« rief Nicholas erschrocken aus.
    Schon stand die Schamanin neben ihm.
    Immer noch drehte die Eidechse den Kopf hin und her, während sie heftig mit dem Schwanz peitschte. Nicholas wünschte sich, er könnte ihre Augen besser sehen, aber er war sich nicht sicher, ob er Arianna in ihnen überhaupt noch erkannt hätte.
    Die Hand ballte sich zur Faust. Der Huf trommelte auf den Boden. Der Körper der Eidechse wand sich in Krämpfen.
    Plötzlich erinnerte sich Nicholas wieder daran, wie man Arianna als Kind keine Sekunde aus den Augen lassen durfte. Sie war so oft in ihren Wandlungen steckengeblieben, daß Nicholas immer befürchtet hatte, sie werde eines Tages daran sterben.
    »Was geht hier vor?« fragte er. »Können wir ihr nicht helfen?«
    Der Schwanz schrumpfte und verschwand im Inneren des Körpers. Der Huf wuchs weiter und verlängerte sich zu einem Stück Bein. Einem Fey-Bein.
    »Halte sie fest«, befahl die Schamanin. »Sie kann die Wandlung nicht kontrollieren.«
    Wieder stieg die altbekannte Angst in Nicholas hoch. So etwas hatte er seit Jahren nicht mehr getan. Er berührte die kühle Eidechsenhaut, dachte an seine Tochter und ergriff die Hand, die sich ihm entgegenstreckte.
    Es war Ariannas Hand. Nicholas erkannte die langen, schlanken Finger, die einst so gepflegten Nägel. Jetzt waren sie schmutzig und abgebrochen, aber immer noch eindeutig Ariannas Finger.
    »Weiter, mein Liebes«, flüsterte er.

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