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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nie davor zurückgeschreckt, einen anderen Fey hinzurichten. Er würde sich auch jetzt bewähren.
    »Du bleibst hier«, befahl Rugad.
    Weißhaar hob vorsichtig den Kopf.
    »Du bist ein Hexer«, wandte sich Rugad wieder an ihn. »Das Werkzeug deiner Magie ist deine Zunge. Sie ist die Waffe, mit der du dir andere gefügig machst. Sie unterwerfen sich der Magie deiner Worte.«
    Weißhaars Wangen färbten sich. Er war kein Dummkopf. Er hatte die Anspielung auf Anhieb verstanden.
    »Und mit Hilfe dieser Zunge hast du mich auch betrogen«, fuhr Rugad fort. »Dafür und für deine anderen Vergehen sollst du sie verlieren.«
    »Nein!« entfuhr es Weißhaar. »Du …«
    Rugad hob die Hand. »Auf einen Visionär haben die Worte eines Hexers keine Wirkung. Willst du, daß man sich deiner letzten Worte als gescheiterte Magie erinnert?«
    Er wandte sich wieder an Gêlo. »Mach mit seiner Zunge, was du willst«, sagte er. »Aber beeil dich. Ich habe noch anderes zu tun.«
    Gêlo nickte. Er näherte sich Weißhaar, der vor ihm zurückwich.
    »Es ist besser für dich, wenn du dich nicht wehrst«, meinte Gêlo. »Meine Fingerspitzen sind Präzisionswerkzeuge, aber selbst Präzisionswerkzeuge können ausrutschen.«
    Weißhaar hielt still. Er öffnete den Mund gerade weit genug, daß Gêlo seine Finger hineinstecken konnte. Die Generäle schauten zu, einige voller Interesse, andere nur mit milder Neugier. Seger verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich ab.
    Man hörte ein kratzendes Geräusch, dann ein Reißen und Weißhaars Stöhnen. Gêlo zog die gewölbte Hand zurück, aus der Blut auf den polierten Fußboden tropfte.
    »Gute Arbeit«, lobte Rugad. »Du kannst gehen.«
    Rugad winkte Seger heran. »Von mir aus kannst du die Blutung stillen, aber nicht den Schmerz«, sagte er. »Weder du noch einer deiner Kollegen darf diese Zunge weder jetzt noch später ersetzen. Ist das klar?«
    »Ja«, erwiderte Seger mit von Abscheu verzerrter Stimme.
    »Bevor du dich um ihn kümmerst«, fuhr Rugad fort, »habe ich ihm noch etwas zu sagen.«
    Seger seufzte, aber sie trat einen Schritt zurück.
    »Weißhaar«, wandte sich Rugad an ihn. »Du bist nicht länger mein Adjutant. Dein Platz ist nicht länger an meiner Seite. In der Führungsriege der Fey hast du nichts mehr zu suchen. Laß deine Habseligkeiten zurück und geh hinaus in die Welt, wo du dich der Barmherzigkeit Fremder anvertrauen magst.«
    Weißhaar hob eine Hand an den Mund, schien sich jedoch eines Besseren zu besinnen. Als er die Finger wieder fortnahm, waren sie blutig.
    »Wenn du jemals etwas niederschreibst, werde ich davon erfahren und dich bestrafen. Ebenso, wenn du dich jemals in irgendeiner Form auf meinen Namen oder meine Macht berufst. Wenn du ins Hauptquartier des Schwarzen Throns zurückkehrst, wo immer es sich befindet, wirst du bestraft. Wenn du deine Zunge wiederherstellst, wirst du auch bestraft. Verstanden?«
    Weißhaar nickte.
    »Gut«, lobte Rugad. »Erinnere dich daran, daß ich angekündigt habe, dich zu bestrafen. Man wird dich nicht töten. Du brauchst meinen Verboten nicht in der Hoffnung zuwiderzuhandeln, daß ich dich dann hinrichten lasse. Das werde ich nicht tun. Die Todesstrafe wurde dir erlassen. Betrachte das als Zeichen meiner Nachsicht.«
    Rugad drehte sich nach Seger um. »Nimm ihn mit nach draußen, behandle ihn und laß ihn gehen. Wenn du mit ihm fertig bist, komm zurück. Und vergewissere dich, daß du seinen Gestank gut von dir abgewaschen hast. Ich möchte nie mehr an seine Existenz erinnert werden.«
    »Zu Befehl«, erwiderte Seger knapp. Sie legte die Hand leicht auf Weißhaars Arm und führte ihn zur Tür.
    Als sich die Tür hinter den beiden schloß, brach Schlächter in Lachen aus. »Was für eine Angst auf diesen stolzen Zügen.«
    »Er hat gedacht, du bringst ihn um«, meinte Kendrad.
    »Das wäre viel zu gut für ihn gewesen«, sagte Rugad.
    »Von der Barmherzigkeit Fremder kann man nicht leben, jedenfalls nicht bei den Fey«, gab Black zu bedenken.
    »Weißhaar hat Glück, daß wir uns auf der Blauen Insel befinden«, warf Frad’l ein. »Die Inselbewohner bilden sich eine Menge auf ihre Wohltätigkeit ein. Sie ist Teil ihrer Religion.«
    »Der Religion, die wir vernichtet haben«, fügte Onha selbstgefällig hinzu.
    Rugad lächelte. Er mochte seine Generäle. Sie verstanden ihn. Sie wußten genausogut wie er, daß Weißhaar am Leben bleiben würde, aber mehr auch nicht. Sein Leben würde nie wieder bequem, sorgenfrei oder

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