Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
mehr auslöschen konnte.
    Vor ihm kletterte die Schamanin über einige größere Felsbrocken. Nicholas blieb keuchend stehen.
    Jetzt war endgültig kein Pfad mehr zu erkennen. Sie waren allein auf den Instinkt der Schamanin angewiesen.
    »Warte!« rief Nicholas.
    Das Echo seiner Stimme klang zwischen den Felswänden wider.
    Wartet.
    wartet
    wartet
    Die Schamanin blieb stehen.
    »Wohin gehen wir?« stieß Nicholas hervor.
    Die Schamanin zeigte nach vorn. Auch sie atmete mühsam. Das konnte Nicholas selbst aus dieser Entfernung erkennen. Aber immer noch sah sie zum Äußersten entschlossen, geradezu wild aus, fast wie eine Fremde.
    Das weiße Haar kräuselte sich um ihr Gesicht. Die dunklen Augen funkelten in der Sonne. Ihre nußbraune Haut schien noch runzliger zu sein als sonst. Sie war Nicholas stets äußerst würdevoll erschienen, aber jetzt hatte sie ihre übliche Gelassenheit eingebüßt.
    Was mochte der Grund dafür sein?
    »Gibt es hier keinen richtigen Pfad?« fragte Nicholas weiter.
    Die Schamanin fuhr sich mit der Hand durch das zerzauste Haar. »Den Pfad benutzen schon andere, Nicholas. Wir müssen hier hinauf.«
    Nicholas betrachtete die Felsen und fragte sich, wie er sie mit Arianna auf dem Rücken überwinden sollte. Allmählich stieß er an die Grenzen seiner Kraft.
    »Ist es noch weit?« fragte er.
    »Nicht besonders«, gab die Schamanin zurück. »Bitte, Nicholas, wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Warum nicht? Wegen Arianna? Oder gab es noch einen anderen Grund?
    »Stirbt Arianna, wenn wir nicht bald da sind?«
    Die Schamanin drehte sich um, als erwarte sie, jemanden zu sehen. Ihre Stimmen hallten den Berg hinunter. Nicholas fragte sich, ob die Leute auf dem unteren Pfad sie hören konnten.
    »Ich brauche Zeit, um ihr zu helfen, Nicholas. Aber erst muß ich dort sein.«
    »Das verstehe ich«, erwiderte Nicholas. »Aber ich weiß nicht, ob ich über diese Felsen klettern kann.«
    »Du mußt«, beschwor sie ihn. »Aber du hast mich nicht verstanden. Ich muß unbedingt vor den anderen dort sein.«
    »Welchen anderen?«
    Die Schamanin antwortete nicht, sondern wandte sich einfach ab und kletterte weiter.
    Du mußt.
    Das bedeutete wohl, daß Arianna nur am Leben blieb, wenn Nicholas den Aufstieg bewältigte. Versuchsweise löste er die Hand von ihrer Hüfte und beugte sich vor. Ihr eigenes Körpergewicht schien sie am Abrutschen zu hindern.
    »Komm, Kleines«, flüsterte er. »Wir schaffen es.«
    Er kletterte weiter.

 
29
     
     
    Boteen wanderte unruhig auf und ab. Schleier blieb länger fort als erwartet. Waren die magischen Strömungen, von denen sie gesprochen hatte, ihr zum Verhängnis geworden? War sie etwa einer Macht begegnet, mit der sie nicht gerechnet hatte?
    Boteen hatte nicht die geringste Ahnung.
    Er wußte nur, daß der Sirenengesang des eigenartigen Schimmers ihn immer stärker lockte. Er fühlte seinen Sog sogar, wenn er nicht hinsah. Seit die Reiter verschwunden waren, hatte das Summen in seinen Ohren aufgehört; ihm war auch nicht mehr übel, aber das Gefühl, den Berg unbedingt ersteigen zu müssen, wurde mit jedem Augenblick stärker.
    Der Wind zauste die Federn der Möwenreiterin. Sie hob versuchsweise die Flügel, ließ sie aber wieder sinken. Die Pferdereiter standen ungewöhnlich geduldig da, wie es gar nicht ihrer Natur entsprach.
    Ay’Le schielte aus dem Augenwinkel zu Boteen hinüber. Sie schien zu glauben, daß er es nicht merkte, oder vielleicht war es ihr auch egal. Sie hatte den anderen Möwenreiter nach der Infanterie ausgegeschickt und hatte dann ebenfalls angefangen, auf und ab zu gehen.
    Das Warten paßte ihr nicht, und Boteens Entschluß, den Berg zu ersteigen, würde ihr noch viel weniger gefallen.
    Aber das kümmerte Boteen wenig. Ay’Le war nur eine drittklassige Hexerin, da mochte Rugad sagen, was er wollte. Sie war mehr an ihrer eigenen Macht interessiert als an ihrer Arbeit.
    Ähnliches hatte Boteen schon bei vielen Hexern beobachtet.
    Die Sonne stand jetzt hoch genug über den Bergen, um ein warmes Licht auf diesen Abschnitt der Straße zu werfen. Unter ihnen funkelten die Sonnenstrahlen auf dem blutroten Wasser, so daß der Cardidas aussah wie mit Rubinen bedeckt. Etwas Ungeheuerliches schien sich anzubahnen, der bloße Anblick der Berge drückte die Erwartung aus, daß gleich etwas Aufsehenerregendes geschehen würde.
    Vielleicht war es ja bereits geschehen.
    Die magische Ausstrahlung des Ortes gefiel Boteen. Die meisten Länder, die er auf dem Kontinent

Weitere Kostenlose Bücher