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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Jahn.«
    »Das heißt, du willst uns diese Bürde aufhalsen!« maulte Threem.
    Boteen lächelte. »Vielleicht sogar dir höchstpersönlich, Threem.«
    Das Pferd schüttelte den Kopf und wieherte protestierend. Threem tätschelte unwillkürlich den Hals des Tieres beziehungsweise seinen eigenen Hals. Diese Art Zauberkraft erzeugte manchmal ein ziemliches Durcheinander. Boteen schüttelte den Kopf.
    Sein eigenes Durcheinander stand ihm noch bevor.
    »Darf ich jetzt in meine Kutsche zurück?« erkundigte sich der Schreiber.
    »Nein!« fuhr ihn Boteen an. »Ich habe dir doch eben befohlen, bei mir zu bleiben!«
    »Aber hier ist doch sonst niemand«, wandte der Schreiber ein.
    »Es handelt sich hier um keinen gewöhnlichen Auftrag. Ich werde dich einfach nur als Botenjungen einsetzen, nicht als Berichterstatter einer langen diplomatischen Besprechung.«
    »Gewiß kann einer der anderen … vielleicht die Möwenreiterin … dir besser als Bote dienen, Herr«, wandte der Schreiber unterwürfig mit gesenktem Kopf ein.
    »Nicht in diesem Fall«, verneinte Boteen und wippte vor Ungeduld auf den Zehenspitzen. »Wenn alles so verläuft, wie ich vermute, muß Rugad unbedingt den genauen Wortlaut meiner Botschaft erfahren. Der Möwenreiterin würde er die Federn einzeln ausrupfen. Dir wird er glauben.«
    »Wohl wahr«, murmelte die Möwenreiterin vom Kutschendach.
    »Ich bin der Anführer dieser Truppe von Pferdereitern«, sagte Threem. »Auf mir kann diese Kreatur auf keinen Fall reiten. Ich schicke einen anderen.«
    »Nur, wenn er schneller ist als du«, entgegnete Boteen.
    »Dafür sorge ich schon«, versprach Threem.
    Boteen verzog die Lippen zu einem flüchtigen Lächeln und trat an den Rand des Abhangs. Er erwartete nicht, daß ihm der Schreiber dorthin folgte, aber der alte Mann hatte seine Aufgabe offenbar inzwischen begriffen. Er stellte sich neben Boteen, warf einen Blick in die Tiefe auf das rote Wasser und wurde einen Moment lang so bleich, daß Boteen befürchtete, er werde gleich in Ohnmacht fallen.
    »Wasserscheu?« fragte Boteen knapp.
    »Höhenangst«, flüsterte der Schreiber zurück.
    Na wunderbar, dachte Boteen, und das ausgerechnet bei einer Bergwanderung. Aber es hatte keinen Sinn, sich Sorgen zu machen. Der Schreiber mußte auf sich selbst aufpassen.
    Über der Wasseroberfläche glitzerte etwas. Boteen kniff die Augen zusammen. Das Glitzern bewegte sich. Es sah aus wie ein Funke. Es kam immer näher.
    Schleier.
    Boteen hatte die Irrlichtfängerin fast schon aufgegeben.
    Sie landete neben ihm auf der Straße und wuchs zu ihrer vollen Größe heran. Einen Augenblick lang schien sie über und über mit Funken bedeckt, Körper und Flügel von innerem Licht erhellt. Dann verblaßte das Glühen, und nur ihr Gesicht war so zart und schön wie immer.
    »Boteen«, sagte sie. »Ich muß allein mit dir sprechen.«
    Boteen warf einen kurzen Blick auf den Schreiber und fragte sich, ob er den Mann dazubitten sollte, beschloß dann aber, Schleiers Gefühl zu vertrauen.
    »Ich nehme an, du möchtest dich gern wieder in deine Kutsche zurückziehen«, wandte er sich an den Mann.
    Der Schreiber verbeugte sich hastig und rannte im Laufschritt zu seinem Gefährt. Boteen unterdrückte ein Grinsen. Diese Unternehmung würde sich als größte Herausforderung in der Laufbahn des Schreibers erweisen.
    Dann drehte er sich wieder nach Schleier um.
    Sie trippelte auf ihren zierlichen Füßen auf der Stelle, während ihre Flügel in der frischen Brise, die vom Fluß aufstieg, flatterten. Als sie merkte, daß er sie beobachtete, bedeutete sie ihm, ihr die Straße hinunter zu einer kleinen Lichtung außer Hörweite der Kutschen zu folgen.
    Die Lichtung ragte über den Fluß. Auf drei Seiten sah Boteen das Wasser unter sich tosen. An dieser Stelle schoß der Fluß über scharfkantige Felsen und brauste dabei so laut wie die Meeresbrandung.
    »Was hast du entdeckt?« fragte Boteen.
    »Den unheimlichsten Ort, den ich je gesehen habe«, antwortete Schleier. »Es ist eine Höhle, mit Stufen aus Marmor und von Menschenhand ausgeschmückt. Sie wird von den heiligen Schwertern der Inselbewohner bewacht, und in ihrem Inneren befinden sich lauter religiöse Gegenstände.«
    »Du bist hineingeflogen?«
    Schleier nickte.
    Boteen durfte nicht vergessen, diese mutige Tat Rugad gegenüber lobend zu erwähnen.
    »Aber da ist noch etwas, nicht wahr?« fragte er.
    Schleier nickte wieder, und diesmal umspielte ein kleines Lächeln ihre Lippen.
    »Was?«

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