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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Truppe hatten sich bis jetzt nur im Hauptraum aufgehalten, abgesehen von Nicholas’ kurzem Abstecher in einen anderen Seitengang, wo er den Leichnam der Schamanin in Sicherheit gebracht hatte.
    Er sehnte sich nach ihrem Rat. Mit ihr zu sprechen war nicht so anstrengend wie mit Jewel, und obwohl die Schamanin ihm letztendlich immer ein Rätsel geblieben war, hatte er ihr mehr vertraut als irgend jemand anderem. Natürlich konnte er sich auch auf Jewel und ihre Erfahrung in militärischen Angelegenheiten verlassen, aber Jewel kannte er zu gut. Er wußte, daß sie manche Wesenszüge der Inselbewohner nicht nachvollziehen konnte und daß sie ebenso aufgrund ihrer eigenen Vorurteile und Bedürfnisse handelte wie er aufgrund der seinen. Solange sie sich einigermaßen einig waren, würde alles glattgehen. Andernfalls …
    Darüber wollte Nicholas jetzt lieber nicht nachdenken. Schließlich war er wegen der Wandteppiche hier. Er ließ den Blick über die Wände schweifen. Er und Adrian waren ausgewählt worden, die Geheimnisse dieser Höhle zu erforschen, weil sie die einzigen waren, denen die Utensilien des Rocaanismus keinen Schaden zufügen konnten. Arianna ruhte noch immer auf ihrem improvisierten Lager, schlief aber nicht, wie Nicholas ihr geraten hatte. Gabe brachte ihr gerade bei, wie man ein Schattenland erschuf. Sie ließen kleine Kästen auf ihren Handflächen entstehen. Auf Jewels Frage hatte Gabe geantwortet, sie übten bloß.
    Gabe hatte noch nie einen Torkreis ohne ein dahinterliegendes Schattenland geschaffen. Da er das ohnehin erst üben mußte, fand er, er könnte währenddessen ebensogut seine Schwester in diese Kunst einweihen.
    Wenigstens hatten sie aufgehört, sich zu streiten.
    Coulter lehnte an der Treppe und beobachtete die Geschwister. Auch er hätte sich eigentlich ausruhen sollen, denn es hing viel davon ab, ob er wieder im vollen Besitz seiner Kräfte war oder nicht, aber er schien mehr an Ariannas Befinden interessiert als an seinem eigenen.
    Leen und Fledderer hielten vor der Höhle Wache. Jewel war wieder verschwunden, wahrscheinlich um die Fey-Armee im Tal unbemerkt im Auge zu behalten. Sie würde ihnen Bescheid geben, falls es an der Zeit war, ihren Plan in die Tat umzusetzen.
    Hoffentlich war das nicht so bald der Fall, damit Nicholas sich in Ruhe über die geeigneten Waffen klarwerden konnte. Er konnte sich kaum an die religiösen Zeremonien des Rocaanismus erinnern. Adrian erging es nicht besser. Sie waren beide ihr Leben lang sehr nachlässige Rocaanisten gewesen, und jetzt war ihre Religion plötzlich lebenswichtig für sie geworden.
    Wieder heftete Nicholas den Blick auf den Wandteppich vor seiner Nase. Dessen Farben waren kräftiger als die jedes anderen Teppichs in der Höhle. Vielleicht wußten die Inselbewohner mehr über das Färben von Garnen als Nicholas’ Stiefmutter und Großmutter. Die Leuchtkraft der Fäden überraschte Nicholas genauso wie die ausgeklügelte Stickerei.
    Die dargestellte Szene hatte er noch nie gesehen. Sie spielte weder im Tabernakel noch im Palast. Der Roca saß umgeben von Kelchen mit gekreuzten Beinen auf einem weißen Untergrund. Die Kelche waren gefüllt, aber sonst war niemand zu sehen.
    Der Hintergrund war schwarz, was auf eine Nachtszene hindeutete. Die Kelche waren goldfarben, wie diejenigen, die man beim Fest des Lebens verwendete. Aber der Teppich mußte nach dem Tod des Roca angefertigt worden sein, denn jeder Kelch war mit einem kleinen Schwert verziert.
    Nicholas konnte nicht viel mit diesem Teppich anfangen. Er betrachtete den nächsten, den Adrian schon seit einer ganzen Weile anstarrte. Er war reich dekoriert, fast schon überladen. In jede Ecke war ein kleines Schwert gestickt. In der Mitte sah man eine altertümliche Kirche, ein einzeln stehendes, weißes Gebäude ohne Fenster, aber mit einer viereckigen Tür. Quer über den ganzen Teppich verlief der Cardidas – jedenfalls hielt Nicholas den dargestellten Fluß für den Cardidas. In der rechten oberen Ecke funkelte ein Edelstein. Weiter unten rechts waren grüne Büschel, die sicher irgendwelche Pflanzen darstellen sollten. Weitere Büschel rahmten den Edelstein ein.
    Unter einigen der abgebildeten Gegenstände waren Wörter in der alten Inselsprache eingestickt. Nicholas erkannte die Schrift, aber er konnte sie nicht lesen. Matthias hätte sie lesen können. Matthias, der Gelehrte, Matthias, der sich der Vorteile von Sprachkenntnissen bewußt war. Als Junge hatte Nicholas sich

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