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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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daß die Flammen in den niedergebrannten Vierteln bei der kleinsten Gelegenheit wieder auflodern würden.
    Wenn er ehrlich war, mußte er sich eingestehen, daß er froh war, nicht mehr in Jahn zu sein. Die Stadt war ihm fremd geworden. Der Tabernakel, sein körperliches und spirituelles Zuhause, existierte nicht mehr. Die südliche Seite der Stadt, auf der der Tabernakel nahe am Fluß Cardidas erbaut worden war, bestand nur noch aus Ruinen. Lediglich eine Handvoll Gebäude am gegenüberliegenden Flußufer war unversehrt geblieben, die meisten davon in der Nähe des unzerstörten Palastes.
    Dort hatten sich allerdings die Fey breitgemacht.
    Con nahm einen Bissen Brot und hoffte, die Verzweiflung, die ihm den Magen zusammenzog, dadurch etwas zu lindern. Die Fey hatten die gesamte Insel erobert. Sie hatten den König aus dem Palast vertrieben und Sebastian erneut gefangengenommen. Sie hatten den Rocaanismus vernichtet. Con fragte sich, warum Gott das zuließ.
    Er wußte nicht, warum Gott so etwas geschehen ließ. Er hatte immer geglaubt, Gott schütze sein Volk. Die Fey erkannten den Gott der Inselbewohner nicht einmal an. Wie konnte Gott dann die Fey beschützen?
    Con nahm einen zweiten Bissen Brot und spülte ihn mit einem Schluck warmen Wassers hinunter.
    Es mußte noch mehr dahinterstecken. Vielleicht wollte Gott sein Volk auf der Insel nur in Versuchung führen. Vielleicht ging es ja nur darum. Seit der Roca aufgenommen worden war, hatten die Bewohner der Blauen Insel ein leichtes Leben gehabt, aber diese Zeiten waren endgültig vorbei. Jetzt mußten sie zeigen, wozu sie fähig waren.
    Hoffte Con.
    Er erhob sich, um mehr Brot zu holen, als plötzlich ein lauter Knall ertönte. Er drehte sich um, und sah eine Stichflamme hoch in den nächtlichem Himmel schießen. Sie erleuchtete sämtliche Felder ringsumher. Con versuchte, darauf zuzugehen und herauszufinden, was in Brand geraten war, aber das war unmöglich.
    Das Licht war zwar strahlend hell, aber der Gestank so durchdringend wie der Verwesungsgeruch der Leichen, die in den Katakomben unterhalb des Tabernakels lagen.
    Noch nie hatte Con so hohe Flammen gesehen. Es war, als wollten sie den dunklen Himmel verschlingen. Ringsum und aus dem Inneren der Flammen sprühten Funken auf, die höher und höher sprangen und schließlich mit der Dunkelheit verschmolzen.
    Mit einem Mal schlug etwas wie eine Welle über Con zusammen, eine Welle, die aus intensiven Gefühlen zu bestehen schien. Eine kribbelnde Vorahnung. Macht. Die plötzlichen Empfindungen waren so stark, daß er zurücktaumelte. Dann war es vorbei. Con drehte sich um, fragte sich, ob er die Welle sehen konnte, und für einen Augenblick, einen ganz kurzen Augenblick, sah er, wie sich etwas in der Dunkelheit zusammenzog.
    Etwas, daß ebenso schnell verschwand, wie es erschienen war.
    Das Feuer loderte weiter. Selbst aus dieser Entfernung hörte Con das Fauchen der Flammen. Er wandte sich wieder dem Brand zu, hörte in weiter Entfernung Fey brüllen und sah, wie die Flammen höher und höher züngelten.
    Der Brandherd bewegte sich nicht in seine Richtung. Für Con bestand keine Gefahr.
    Noch nicht.
    Aber etwas hatte sich verändert.
    Ohne zu überlegen, berührte er das kleine Schwert an seinem Hals, das einzige Symbol seiner Religion, das er sich noch zugestand. Dann senkte er den Kopf und betete, daß die Veränderung gottgewollt sei.
    Er betete, daß sie nur Gutes bringen möge.

 
3
     
     
    Arianna war an ihrem Schlafplatz in der weit entfernten Ecke der Höhle erwacht. Jenes geheimnisvolle Licht leuchtete immer noch, und der Raum war taghell. Sie hatte sogar einen Arm über die Augen gelegt, um sie vor dem grellen Leuchten abzuschirmen. Ihr Magen knurrte, aber es war nicht der Hunger, der sie aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Arianna gegenüber hatte sich ihr leiblicher Bruder Gabe ebenfalls auf seinem Nachtlager aufgesetzt. Er runzelte die Stirn, als habe auch ihn etwas aufgeschreckt. Der Blick aus seinen nach wie vor verstörend wirkenden hellblauen Augen traf den Ariannas. Sie legte einen Finger an die Lippen.
    Gabe nickte.
    Jetzt rührte sich auch Coulter. Er schlief neben Adrian, der fast ebenso alt war wie König Nicholas, Ariannas Vater. Der König hatte seine Schlafstatt hinter dem Brunnen eingerichtet, und Arianna glaubte, beim Einschlafen sein leises Lachen gehört zu haben.
    Seit Arianna in dieser Höhle, der Zufluchtsstätte ihres sonderbaren Exils, wieder zu sich gekommen war, benahm sich der

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