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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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einmal Jewel. Arianna hatte den Schwarzen König vor der Höhle gesehen.
    Die Zeit war gekommen.
    Adrian befand sich bereits draußen und hielt Wacht, wie Fledderer ihm anfänglich aufgetragen hatte. Seine Bewegungen wurden von hundert Adrians imitiert, und sein Ziel war es, jeden möglichst wirklich erscheinen zu lassen, eine Aufgabe, die beinahe so schwierig war wie die Coulters, der die Duplikate erschaffen hatte.
    Denn wenn Adrian nur auf die Echtheit der eigenen Bewegungen und nicht auf die seiner Doppelgänger achtete, würden ihn die Fey schnell in der Adrian-Horde ausfindig machen und töten – und damit auch all die anderen Adrians. Gelang es ihm jedoch, alle oder zumindest die meisten ihrer Bewegungen realistisch erscheinen zu lassen, würde die Illusion so lange bestehen, wie sie ihrer bedurften.
    Adrian war ihre erste Verteidigungslinie. Einmal, weil er die Fey, wie Nicholas hoffte, eine Zeitlang dahingehend täuschen konnte, wie viele Truppen ihnen zur Verfügung standen, und zum anderen, wie Jewel ihm versicherte, weil die Duplikate tatsächlich dazu in der Lage waren, jeden zu verletzen, der mit ihren Waffen in Berührung kam. Sollten sich also irgendwelche Fey dem Bergversteck nähern, konnte Adrian sie allein damit in Schach halten, indem er wild mit dem Schwert herumfuchtelte.
    Aber die Bewegungen mußten natürlich aussehen. Und das bereitete ihnen allen Sorgen.
    Coulter war Nicholas die Stufen hinauf gefolgt und an seiner Seite stehengeblieben. Arianna blieb mit Gabe zurück. Nicholas hatte Fledderer leise die Anweisung gegeben, dafür zu sorgen, daß sie nicht vergaßen, wer sie waren, und in der Hitze des Gefechts ihren Großvater angriffen.
    Coulter sah ebenso wie Nicholas zu Adrian hinüber.
    »Kannst du das auch?« erkundigte sich Nicholas bei Coulter.
    Coulter nickte. Sein Mund war zusammengekniffen, und zum ersten Mal, seit sie sich kannten, empfand Nicholas Zuneigung zu dem Jungen. Er legte eine Hand auf Coulters Schulter.
    »Egal was geschieht«, sagte Nicholas, »du warst uns eine unverzichtbare Hilfe. Ohne dich wären wir niemals so weit gekommen.«
    Coulter warf ihm einen raschen Blick zu. Die blauen Augen des Jungen waren groß vor Angst und etwas anderem, das Nicholas sich nicht erklären konnte.
    »Ich kann nicht alles tun«, sagte Coulter mit leiser Stimme.
    »Das weiß ich«, erwiderte Nicholas.
    Coulter schüttelte den Kopf. »Nein, das wißt Ihr nicht. Wenn dieser Plan nicht funktioniert …«
    »Dann handeln wir eben.«
    Coulter schluckte schwer. »Glaubt Ihr denn, daß er nicht funktioniert?«
    Nicholas schüttelte den Kopf. »Wenn ich das glaubte, würde ich mich einfach ergeben. Es hat keinen Sinn, all diese wunderbaren Menschen für einen aussichtslosen Kampf zu opfern.«
    Die Angst schien aus Coulters Augen zu weichen, aber der eigenartige Blick blieb. »Ihr seid selbst extrem mutig gewesen, Sire«, sagte Coulter und legte seine Hand kurz auf die von Nicholas. Dann trat er ins Freie hinaus, ging zu Adrian hinüber und redete leise mit ihm, so leise, daß Nicholas die Worte nicht verstehen konnte. Adrian umarmte den Jungen innig und schüttelte dann den Kopf.
    Es schien fast so, als redete Adrian Coulter gut zu.
    Dann nickte Coulter, und sie lösten sich aus der Umarmung. Coulter streckte die Arme mit geballten Fäusten aus. Adrian stand zwischen ihnen, berührte sie jedoch nicht. Er starrte direkt geradeaus.
    Coulter holte sichtlich tief Atem – es sah aus, als atmete er die gesamte Landschaft in sich ein – und spreizte dann die Finger so weit wie möglich. Während er das tat, erschienen zehn Adrians, die alle in der gleichen Haltung wie das Original dastanden.
    Coulter ballte die Fäuste und streckte die Finger abermals aus.
    Wieder zehn Adrians.
    Coulter wiederholte seine Geste wieder und wieder.
    Und jedesmal erschienen zehn weitere Adrians. Die Gruppen umringten ihn nicht, sondern bildeten sich an verschiedenen Stellen des Plateaus, einige unweit des Höhleneingangs, andere eher am Rand des Plateaus, andere in der Nähe der zerbrochenen Treppe.
    Allein der Anblick machte Nicholas schwindelig. Hätte er nicht genau gewußt, daß der ursprüngliche Adrian zwischen Coulters Armen stand, ohne sie zu berühren, hätte er nicht mehr sagen können, wo er sich befand.
    Es war verwirrend, auch wenn es sich nur um einen Trick handelte.
    Nicholas seufzte und wandte sich wieder dem Höhleninneren zu. Coulter mußte noch eine Zeitlang draußen bleiben, damit alles seine

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