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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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größeren ins Gebirge.
    Den Grund dafür kannte sie immer noch nicht. Nach allem, was sie wußte, war dort oben keine Armee stationiert, sondern lediglich eine Handvoll Leute.
    Sie mußten über sehr viel Macht verfügen.
    Licia strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und schritt den Abhang hinunter. Von vorne drang Schlachtenlärm heran, das Klirren von Schwertern und der beruhigende Siegesschrei der Fey.
    Der Boden war hart – bis sie das eigentliche Schlachtfeld erreichte. Dort schmatzte der Boden unter ihren Stiefeln. Die Rotkappen standen über die Leichen gebeugt und brachten ihre blutige Ernte ein. Sie sahen nicht einmal zu ihr auf, als sie an ihnen vorüberwatete.
    Überall lagen tote Krieger. Das Leichenfeld erstreckte sich vom Fluß bis zum Berg und konzentrierte sich vor allem auf den schmalen Streifen, um den am heftigsten gerungen worden war, dort, wo die Barriere die Angreifer aufgehalten hatte. Die Barriere, die dank der Tierreiter endlich doch noch überwunden werden konnte.
    Obwohl sie den Plan genau kannte, hatte sie diesen Teil nicht verfolgen können. Die Tierreiter hatten diejenigen ausfindig gemacht, die den Bannfluch initiiert und aufrechterhalten hatten – und sie getötet. Dann waren die Fey durch die Barriere gebrochen, als hätte jemand eine Glaswand zwischen ihnen und der Stadt zerschlagen.
    Aber es hatte sehr lange gedauert, und diese lange Zeit schlug sich in Verlusten nieder.
    Die Gesichter von, Soldaten, die sie gekannt hatte, gute junge Infanteristen, noch nicht einmal zu ihren vollen magischen Kräften erblüht, starrten mit toten Augen gen Himmel. Sie trauerte nicht um sie. Dazu durfte sie sich nicht verleiten lassen; aber sie erwies ihnen ihren Respekt und flüsterte beim Vorüberschreiten ihre Namen.
    Zwischen den Fey lagen die Inselbewohner. Sie schienen weniger rasch und grauenhafter gestorben zu sein, als hätten die Fey länger darum ringen müssen, sie niederzumachen, als sie umgekehrt für die Fey gebraucht hatten. Nur noch wenige rührten sich noch. Sie ignorierte sie und ihre suchenden, krallenden Hände. Sie würden früh genug sterben, spätestens dann, wenn die Rotkappen zu ihnen kamen.
    Der Gestank der Todes war nahezu überwältigend. Blut vermischte sich mit dem Geruch der Erde, mit dem Gestank der Körper, die sich vor dem eintretenden Tod ein letztes Mal entleert hatten. Daran konnte und würde sie sich nie gewöhnen, aber sie konnte es ertragen.
    Die Fußsoldaten waren in der Stadt verschwunden. Das eigentliche Gemetzel begann erst jetzt: das Gemetzel der schauderhaften Art. Die Fußsoldaten hatten jetzt schon zwei Schlachten warten müssen, und das war für die meisten kaum noch auszuhalten.
    Sie mußte sich ihren Weg vorsichtig über das Schlachtfeld suchen. Die Leichen lagen stellenweise zweifach oder dreifach übereinander. Darunter konnte sie Inselbewohner in ihrer kehligen Sprache um Hilfe rufen hören. Sie wunderte sich ein wenig darüber, daß ihre Soldaten ihre Aufgabe nicht zu Ende geführt und die Feinde ordentlich getötet hatten, aber womöglich waren diese Schwerter, von denen sie schon nach der ersten Schlacht gehört hatte, dafür verantwortlich. Die Schwerter schienen schon bei der geringsten Berührung zu töten oder schreckliche Wunden zu schlagen; dem konnte ihr Volk trotz all seiner erstaunlichen Fähigkeiten nichts entgegensetzen.
    Die Schreie aus der Stadt hatten jetzt nachgelassen. Ihre Soldaten waren immer noch blutberauscht und konzentrierten sich mehr auf das Töten als auf die Eroberung. Dieses Treiben konnte noch einen ganzen Tag anhalten, falls sie es zuließ, und wahrscheinlich würde sie es zulassen. Die Inselbewohner an diesem Ort waren anders als all die anderen. Sie verfügten über größere Magie und daher über mehr Macht. Normalerweise ließen die Fey die Überlebenden in Ruhe und kümmerten sich nur um die Krieger, wobei sie darauf achteten, daß von der Bevölkerung genügend übrigblieb, um die Arbeit in den Bergwerken, auf den Feldern oder wofür das betreffende Gebiet eben bekannt war, aufrechtzuerhalten.
    Hier tat sie das vielleicht nicht.
    Hier war die Bedrohung womöglich zu groß.
    Selbstverständlich mußte sie sich mit Rugad absprechen, aber bis dahin wollte sie ihre Truppen die aufgestaute Wut auf diese Inselbewohner ausleben lassen.
    Sie überquerte die unsichtbare Barriere. Auf der anderen Seite war das Gras trocken, es lagen auch keine Leichen herum, bis auf die wenigen Unglücklichen, die bei der

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