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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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antwortete er. Aber das stimmte nicht. Er hatte auf Jewels Hilfe gebaut, und jetzt war sie fort.
    Wieder einmal.
    »Du siehst nicht so aus.«
    Nicholas rang sich ein Lächeln ab. »Doch, doch, alles in Ordnung.« Er mußte eine Schlacht schlagen. Für seine Kinder. Für alle, die an ihn glaubten.
    »Geh und hilf Gabe«, sagte Nicholas.
    »Ich möchte mehr tun«, erwiderte Ari.
    »Das kommt schon noch«, meinte Nicholas. »Wenn wir gewonnen haben. Aber zuerst müssen wir gewinnen.«
    Sie sah ihn kurz an, gab jedoch kein Widerwort, was ihn sehr erstaunte. Sie lernte dazu, seine Tochter. Sie lernte, schwierige Entscheidungen zu treffen.
    Sie berührte seine Wange mit der Hand. »Ich liebe dich, Papa«, sagte sie, und er konnte es aus ihrer Stimme heraushören: Sie hatte es ausgesprochen, falls er den Kampf nicht überlebte.
    »Ich liebe dich auch«, sagte er und lehnte seine Stirn an ihre.
    »Wir schaffen es«, sagte er. »Gemeinsam.«
    »Ich weiß«, sagte sie, aber es klang nicht sehr überzeugt.
    Vielleicht war auch er nicht vollends davon überzeugt.
    Aber er würde alles dafür tun, was in seiner Macht stand.

 
34
     
     
    Er fühlte sich ausgehöhlt und leer, als hätte ihm jemand sein Herz geraubt und es an einer anderen Stelle weggeschlossen. Matthias ging immer weiter, beinahe automatisch, und versuchte nicht an diese Leere zu denken, sich wegen dieses Nebels und der Stimmen keine Sorgen zu machen, die ihn in gewisser Weise belogen hatten.
    Seit dem steilen Anstieg war er drei grob gezimmerte und in dem roten Licht unheimlich schimmernde Treppen hinaufgestiegen. Mehr als einmal war er gestolpert, denn sie waren auch ziemlich uneben. Aber auch hier gab es, wie in den anderen Tunnelabschnitten, keinen Staub, und die Luft war wärmer, beinahe angenehm. Er wußte nicht, wie lange er schon unterwegs war, aber er mußte seinem Ziel schon recht nahe gekommen sein.
    Die Berge konnten sich nicht unendlich weit erstrecken.
    Am Ende der dritten Treppe verbreiterte sich der Korridor; weiter hinten wurde das Licht blasser. Diesen Ort nahm er als seinen Bestimmungspunkt an, als die Stelle, auf die er zuhalten wollte. Er hatte genug von dem rötlichen Schimmer, genug von der Enge und genug davon, ständig in Bewegung sein zu müssen.
    Aber er sagte nichts. Sein Führer schwebte ihm weiterhin wie ein Geist voran und hatte mehr als einmal versucht, sich mit Matthias zu unterhalten, doch Matthias war ihm jede Antwort schuldig geblieben.
    Sie hatten ihn auf irgendeine Weise manipuliert, oder er hatte sich verleiten lassen, oder er war geködert worden, und die ganze Zeit über kämpften die Leute, die ihm etwas bedeuteten, in der Stadt, der er den Rücken zugekehrt hatte, um ihr Leben.
    Er hatte sie im Stich gelassen, so wie schon einmal zuvor. Er hatte den Fünfzigsten Rocaan im Stich gelassen, er hatte als Rocaan versagt, und jetzt hatte er die Leute, die ihn gerettet hatten, und die Frau, die ihn liebte, im Stich gelassen.
    Und er liebte Marly wirklich. Er hatte nur nicht gewußt, wie er es ihr hätte sagen sollen. Er hatte sich dagegen gesträubt. Warum hätte sie bei ihm bleiben sollen, bei einem eigenartigen, gebrochenen Mann mit einem zerstörten Gesicht und einer noch vernarbteren Seele? Was fand sie nur an ihm? Er wußte nicht, ob er es herausfinden wollte. Er hatte Angst davor, es stellte sich am Ende heraus, daß sie ihn nicht einmal angesehen hatte.
    Von vorne kam das Geräusch plätschernden Wassers. Beinahe hätte er seinen Führer nach der Ursache gefragt. Matthias stellte sich einen Gebirgsbach vor, der durch die Gänge rann, aber er sagte nichts. Falls es ein Hindernis darstellte, würde er es überwinden. Falls nicht, würde er einfach weitergehen wie zuvor, mit diesem schrecklich leeren, besorgten Gefühl im Herzen.
    Sein Führer blieb stehen und warf einen Blick nach hinten. Die Bewegung war verstohlen, beinahe ängstlich. Matthias wollte gerade fragen, was los sei, als er in dem Licht eine Gestalt ausmachte.
    Die Gestalt einer Frau.
    Sein Mund wurde trocken.
    Jewel.
    Er sah rasch nach hinten. Hinter ihm war nichts. Er könnte einfach davonlaufen.
    Aber was geschah dann wohl mit seinen Freunden? Was wurde aus den Versprechungen, aus dem, was ihm die Stimmen zugestanden hatten … zählte das dann alles nicht mehr? Mußten seine Freunde dann sterben?
    Er umklammerte sein kleines Reisebündel. Er hatte diesen Ort so zuversichtlich betreten, überzeugt davon, allen seinen Gefahren zu trotzen. War auch dieses

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