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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Vertrauen ein Teil des Tricks gewesen? Wenn ja, dann war es jetzt verschwunden, ausgerechnet jetzt, da er es am dringendsten benötigte.
    »Matthias«, sagte Jewel mit einer Mischung aus Hohn und Abscheu. »Ich dachte schon, du kehrst niemals mehr zurück.«
    Er hatte ihre Stimme nicht vergessen. Niemals würde er ihre Stimme vergessen. Ihr Fey-Akzent war so deutlich wie früher und jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
    Trotzdem konnte er nirgendwohin, als auf sie zugehen.
    Er warf seinem Führer einen raschen Blick zu. Vielleicht hatten ihn die Stimmen ja deshalb zu Matthias geschickt. Damit er ihn beschützte.
    Aber der Führer unternahm überhaupt nichts. Er schaute nur interessiert zu. Und wartete.
    Worauf? Auf Matthias’ Tod? Auf das Ende von allem? Sie sagten, sie hätten ihn aus einem bestimmten Grund gesandt. War Jewel nur ein weiteres Hindernis, oder diente auch sie einem übergeordneten Zweck?
    Langsam kam sie auf ihn zu, wie eine Katze, die sich an ihre Beute heranschleicht. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er wußte nicht, was er tun sollte.
    »Du mußt mir helfen«, sagte er zu seinem Führer.
    Jewel lachte.
    Der Führer zuckte die Achseln. »Ich muß überhaupt nichts tun.«
    Matthias spürte, wie sein ganzer Körper kalt wurde.
    »Ich dachte, du hättest das alles geplant«, sagte der Führer.
    »Sicher, Matthias«, sagte Jewel. »Du hast das bestimmt geplant. Ich glaube, du wolltest sterben.«
    »Was bist du?« flüsterte er. »Ein Geist?«
    »Ich bin ein Mysterium«, erwiderte sie. »So wie dein Freund hier.« Sie wandte sich an den Führer. »Wen hast du zu töten versprochen? Und wie kommst du dazu, dieses Ding zu schützen?«
    »Ich komme überhaupt nicht dazu«, erwiderte der Mann. »Ich bin sein Führer, sonst nichts.«
    »Ein Führer«, wiederholte Jewel, als wäre es ein besonders gemeines Schimpfwort. Und dann, noch während sie den Mann musterte, stürzte sie sich auf Matthias, packte ihn und warf ihn auf den Höhlenboden.
    Sie war unglaublich stark. Ihre Finger bohrten sich in seine Haut, und er wußte sofort, was sie vorhatte. Sie wollte ihn bei der Kehle packen und ihn erwürgen, so wie sie es schon einmal versucht hatte.
    Er hatte damit gerechnet. Er hatte …
    Er packte sein Messer und stieß nach ihr. Die Varin-Klinge traf sie, aber sie blutete nicht. Sie schlug seinen Arm zur Seite und setzte sich auf seinen Brustkorb. Er streckte die Arme nach ihr aus, aber sie schlug sie weg und drückte sie nach unten. Er wälzte sich hin und her, versuchte sie abzuschütteln, aber sie saß fest auf ihm. Dann bäumte er sich mit einem Ruck auf und warf sie ab.
    Jewel fiel auf die Seite, und Matthias drehte sich von ihr weg. Sein Führer stand über ihnen.
    »Tu etwas!« schrie Matthias.
    »Das hier sind nicht meine Gefilde«, sagte der Führer.
    Jewel schnappte sich Matthias’ Handgelenk. Er stieß mit dem Messer nach ihr, aber sie duckte sich weg. Er versuchte, sich ihrem Griff zu entwinden, doch dann warf sie sich wieder auf ihn.
    Klirrend fiel das Messer zu Boden und schlitterte von ihm weg. Sie versuchte nicht einmal, es zu erhaschen. Statt dessen packte sie seine Kehle, so wie er es erwartet hatte, und drückte zu.
    Er schlang seine Hände um ihre Gelenke und versuchte sie wegzuziehen. Aber er schaffte es nicht. Sie war zu stark.
    Er würde hier sterben, genau wie Marly es vorausgesagt hatte. Alle hatten ihn davor gewarnt. Er hatte sich in einen Kokon trügerischer Sicherheit gelullt, und er hatte sich grausam getäuscht.
    Jetzt mußte er sterben.
    Er spürte Jewels Körperwärme auf seinem Rücken, spürte die Kraft ihrer Finger, die ihm die Atemluft abschnürten.
    »Mir ist egal, was sie dazu sagen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Du verdienst es nicht, weiterzuleben.«
    Er wußte, daß sie recht hatte.

 
35
     
     
    Rugad blieb unten am Fluß. Dort war es kühl und feucht. Er zweifelte daran, daß es hier jemals warm wurde. Hinter ihm gurgelte das Wasser. Er stand im Uferschlamm, der seine mit Domestikenzauber belegten Stiefel nicht berührte. Um den Körper hatte er seinen Umhang geschlungen, an der Hüfte hing sein Schwert. Er rechnete nicht damit, es noch an diesem Nachmittag benutzen zu müssen, aber sicher war er sich nicht. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er das Bedürfnis nach Schutz.
    Seine Truppen marschierten den Berghang hinauf. Licia hatte den Großteil der Vogelreiter, aber auch ihm standen nicht wenige zur Verfügung. Da er wußte, daß Nicholas

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