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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sich noch einmal in Erinnerung, daß die Schwierigkeit nicht darin bestand, den Ort der Macht mit Gewalt einzunehmen. Die Schwierigkeit bestand vielmehr darin, diese Gewalt in Zaum zu halten.
    Denn wenn er nicht aufpaßte, vernichtete er genau das, weshalb er eigentlich hierhergekommen war: seine Urenkel.
    Und damit wäre die ganze Welt verloren.

 
36
     
     
    Nicholas fühlte, wie sich sein Körper auf die Schlacht vorbereitete. Sein Herz schlug stärker, seine Sinne kamen ihm geschärft vor, seine Hände zitterten leicht – nicht vor Angst, sondern vor unterdrückter Energie.
    Alles war bereit.
    Coulter stand am Eingang der Höhle. Er hatte genug Duplikate von Adrian hergestellt. Jetzt stand er einfach da, behielt die Umgebung im Auge und wartete ab.
    Nicholas war auf halbem Weg die Treppe hinauf. Er hatte Arianna und Gabe dazu überredet, sich in das von Gabe am Fuß der Stufen geschaffene Schattenland zurückzuziehen. Leen und Fledderer waren bei ihnen. Sie sollten sich dort so lange aufhalten, bis die erste Phase des Kampfes vorüber war. Dann würde Nicholas ihre Hilfe brauchen, und sie waren bereit, diese Risiken einzugehen.
    Vorerst durften Arianna und Gabe keinerlei Risiko eingehen. Sogar Ari schien das begriffen zu haben. Sie war zwar nur widerstrebend ins Schattenland gegangen, aber sie war gegangen. Was sie nicht wußte, und was er ihr auch absichtlich nicht gesagt hatte, war, daß sie unter Umständen tagelang im Schattenland ausharren mußte.
    Er hatte aber mit Gabe gesprochen und ihn davon überzeugt, drinnen so lange zu warten, bis es sicher war, herauszukommen. Gabe schien ihn verstanden zu haben. Trotzdem war auch er Nicholas ein Rätsel. Der Junge hatte in den vergangenen paar Tagen nicht viel gesagt. Er schien abzuwarten wie die anderen auch, aber mit einer Gleichgültigkeit, die Nicholas sehr bekannt vorkam.
    Er hatte eine Weile gebraucht, bis ihm aufgefallen war, daß Gabes Zurückhaltung ihn an Sebastian erinnerte. Nur daß Sebastian nicht zurückhaltend, sondern still gewesen war. Der Unterschied zwischen den beiden Temperamenten war immens. Und Nicholas hatte nicht die Zeit dazu, ihnen mit seinem Sohn auf den Grund zu gehen. Er mußte das Überleben aller sicherstellen. Es war seine letzte, seine einzige Chance, die Blaue Insel vor dem Zugriff des Schwarzen Königs zu retten, und er war nicht sicher, ob es in seiner Macht lag.
    Oben an der Treppe angekommen, fiel Nicholas sofort Coulters Erregung auf. Der Angriff stand unmittelbar bevor, und Jewel war noch nicht zurückgekehrt. Sie hatte versprochen, die Verteidigung anzuführen, aber Nicholas zweifelte daran, daß es dazu kommen würde. Sie war jetzt hinter Matthias her, folgte dem Teil von ihr, der nicht mehr lebte, dem Teil, den Nicholas nicht begreifen konnte, wie sehr er sich auch darum bemühte.
    Nicholas ging auf die Höhlenwand und die Regale zu und wünschte ein letztes Mal, daß ihm mehr Kämpfer zur Verfügung stünden. All diese Schwerter lagen nutzlos herum, obwohl er sie so gut gebrauchen könnte. Er wünschte, er verstünde mehr von der Magie der Zaubermeister, wünschte, ihm fiele etwas ein, was Coulter vielleicht übersehen hatte, etwas, das ihnen helfen würde, aber das war ihm nicht möglich.
    Sie hatten einige Edelsteine entlang des Plateaus ausgelegt, andere waren an Ort und Stelle verblieben. Nicholas schaute zum Höhleneingang. Coulter hatte sich nicht gerührt, doch sein Körper war völlig angespannt. Hinter ihm sah Nicholas zahllose Adrians. Es sah merkwürdig aus, überall den gleichen Mann in der gleichen Haltung zu erblicken. Adrian hatte sich jedoch inzwischen daran gewöhnt. Er schien überhaupt nicht besorgt zu sein.
    Nicholas bewunderte seinen stillen Mut. Nicht viele würden sich den Fey allein in den Weg stellen. Adrian kannte die Gefahr, der er sich aussetzte. Er wußte, daß die Fey die Vervielfältigung letztendlich entlarven würden. Aber Adrian stand nah genug am Eingang zur Höhle, um sich in diesem Fall hineinzuflüchten.
    Außerdem hatte er Nicholas gesagt, er wolle versuchen, so viele Fey wie möglich auszuschalten, bevor sie ihm auf die Schliche kamen.
    Gerade als sich Nicholas wieder der Höhlenwand zuwenden wollte, bemerkte er im Augenwinkel eine leichte Bewegung. Er wirbelte herum.
    Adrian gab das verabredete Signal: Er zog die geballte Faust zur Schulter hoch.
    Die Fey waren auf dem Weg.
    Nicholas spürte, wie ihn eine Woge aus Energie und einem Schuß Erregung durchflutete. Er warf einen

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